15 Wishes

Kapitel 21

Nick

Li und ich haben uns für das Wochende verabredet. Wir haben das Tagebuch in letzter Zeit leider sehr vernachlässigt. Also haben wir beschlossen, genau wie als wir das Tagebuch begonnen haben, Harry Potter Filme zugucken und uns einfach wieder einen Abend Zeit dafür zu nehmen.

Deswegen habe ich schon einmal alles vorbereitet und Chips, Cola und Süßigkeiten besorgt. Die Filme wollte Li mitbringen.

Die Filme vernachlässigen wir aber vollkommen, denn wir wollen das Tagebuch auch langsam mal durch haben.

Ich fange an zu lesen:

25. Januar 2016 23:47

Liebes Tagebuch,

ich kann nicht glauben, dass es schon losgeht. Ich fliege nach Amerika. Jetzt. In genau diesem Moment. Ich sitze nämlich grade im Flugzeug. Meine Eltern und die meisten anderen Menschen im Flieger schlafen schon. Doch ich kann in Flugzeugen einfach nicht einschlafen und ich bin sowieso viel zu aufgekratzt. Heute morgen sind wir nach Frankfurt geflogen. Der Flughafen dort ist einfach riesig! Die Wartezeit habe ich mit Kartenspielen und Lesen verbracht. Und nun habe noch ein paar Stunden Flug vor mir, bevor wir landen.

Ich habe glaube ich noch gar nicht erwähnt wohin ich überhaupt fliege, dass war aber echt keine einfache Entscheidung. Amerika ist so groß und interessant: Arizona, Miami, Florida, Los Angeles und natürlich auch, die Stadt die niemals schläft, New York und viele weitere Orte. Ich habe ich für Kalifornien entschieden. San Fransico, LA, die Strände, California Girls. Diese Dinge haben mich zu meiner Entscheidung geleitet. Wie verbringen erst ein paar Tage in San Fransico und fahren dann über Highway 1 nach Los Angeles, wo wir den Rest unseres Urlaub verbringen werden.

Ich werde jetzt erstsmal einen Film schauen oder lesen. Ich schreibe natürlich bald mehr über meine Reise.

In Liebe,

Steff

Ich Blätter um und trinke etwas. Ich merke jetzt schon, dass meine Stimme Kratzig wird.

30. Januar 22:39

Liebes Tagebuch,

die Tage in San Fransisco sind wie im Flug vegangen. Die Stadt ist wirklich wunderschön. Wir waren auf der Golden Gate Bridge, im Golden Gate Park, in Chinatown und an vielen anderen Orten. Außerdem haben wir eine Bootsfahrt gemacht die wirklich toll war und abends waren in einem richtig schicken Restaurant. Ich habe mein Lieblingskleid getragen, das blaue mit dem Spitzenstoff.

 Die Golden Gate Bridge ist wunderbar. Aber als ich auf der Brückestand, kamen mir seltsame Gedanken. Ich weiß, dass sich viele Menschen von der Golden Gate Bridge stürzen, zumal das Gelände sehr niedrig ist, ich hätte also auch einfach hinüber klettern und springen können. Und für ein paar schreckliche Sekunden gefiel mir dieser Gedanke sehr gut.

"Warum zum Teufel hat sie solche Gedanken?", frage ich entsetzt. Ich hab noch nie an Selbstmord gedacht. Ich hätte nie erwartet, dass Steff jemals solche Gedanken haben kann.

"Eines der Symptome von Hirntumoren sind Depressionen.", meint Lina lustlos. Ich zucke mit dem Schultern und lese weiter.

Alles wäre einfach vorbei. Die Schmerzen, der Druck, der Stress, das Leben. Doch ich konnte mich zum Glück zurückhalten. Ich wollte meinen Eltern nicht wehtun und außerdem bin ich Amerika um zu leben und nicht um zu sterben. Ich habe Selbstmord früher immer für feige gehalten, doch ich weiß nicht, ob ich das heute immer noch tue. Es scheint manchmal der einzige Ausweg zu sein.