Kapitel 18

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Nick

Ich beschließe Marie nach Unterrichtschluss zu besuchen. Ihr schien es zwar ganz gut zu gehen, jedoch muss ich sie einfach sehen. Außerdem möchte ich mich endlich richtig mit ihr vertragen.

Das Krankenhaus ist nicht besonders schön. Einfach ein grauer Klotz. Ich mag Krankenhäuser nicht so sehr. Es riecht nach kranken Menschen und sterilem Desinfektionsmittel. Einfach nur zum Kotzen, aber ich tue das alles hier für Marie. Also atme ich  tief durch. Ich frage die Frau am Empfang nach Maries Zimmer und sie erklärt mir den Weg.

Wenig später klopfe an einer Tür mit der Aufschrift 312. "Herein", kommt es gedämpft und ich öffne die Tür. Mein Blick schweift durch das Zimmer, es ist sehr hell und steril eingerichtet. Der einzige Farbtupfer sind die gelben Blumen neben dem Bett von Marie. Mein Blick bleibt an ihnen hängen und ich frage mich unwirkürlich von wem sie sind. Wieso habe ich nicht daran gedacht ihr Blumen mitzubringen?

"Die Blumen sind von Maik und Sophia", erklärt Marie.  Ok, sehr gut. Sie sitzt  in ihrem Bett und legt grade ihr Handy bei Seite.

" Gut. Wie geht es dir?", frage ich vorsichtig

" Ganz gut, wenn man mal von den grässlichen Kopfschmerzen absieht. Die Ärzte meinen, ich habe eine leichte Gehirnerschütterung, aber ich darf morgen wieder nach Hause"

Ich nicke nur. Ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll. Also schweige ich einfach.

" Wenn du schon hier bist kannst du dich auch hinsetzen", sagt sie und deutet auf einen Stuhl neben ihrem Bett.

Zögernd schließe ich die Tür hinter mir und setze mich auf den Stuhl.

"Ähmm Marie...", fange ich zögernd an. Verdammt ich hätt mir aufschreiben sollen, was ich sagen will.

"Was ist los?", fragt sie.

"Also ich wollte mit dir über etwas reden..."

"Ja, ich weiß worüber du reden willst."

Das Thema steht zwischen uns wie eine Wand, die das Zimmer in eine erdrückende Stimmung taucht.  Aber wir haben das schon lange genug vor uns hin geschoben und ich möchte das endlich klären

" Was da letztes passiert ist, war echt ne blöde Situation. Aber du hast wirklich total falsch verstanden.", erkläre ich

"Aber du liebst Steff."

Dieser kleine Satz bringt mich komplett aus dem Konzept. Ja, das habe ich. Aber tue ich das immer noch? Natürlich. Aber sie ist nunmal tot und selbst wenn sie mich geliebt hat, werden wir nie zusammen sein können. Und ich kann nicht den Rest meines Lebens alleine bleiben, nur weil meine erste große Liebe gestorben ist. Plötzlich wird mir etwas klar. Ja, ich liebe Steff immer noch. Aber nicht so, wie zur der Zeit in der sie noch gelebt hat. Nein. Sie wird immer einen Platz in meinen Herzen behalten. Immer. Ich muss jedoch auch für neue Dinge offen seine und auch für neue Liebe und Beziehungen. Marie ist die erste Person für die ich richtige Gefühle bekommen konnte. Ich sehe Marie an, wie sich mich ansieht und ich muss plötzlich anfangen zu lächlen.

"Ja. Ich werde dich nicht anlügen. Ich war in Steff verliebt, seit der Grundschule. Und ja, ich liebe sie immer noch. Irgendwie zumindest, nur nicht mehr so wie früher.  Sie ist eine wunderschöne Erinnerung, aber ich weiß, dass es keinen Zweck hat seiner alten Liebe ewig nachzutrauern. Und ich bin offen für Neues. Du weißt doch: New is always better. Verstehst du?"

"Ja. Ja, ich verstehe das. Du liebst sie und das ist auch okay so.", sagt sie und ich sehe das ihre braunen Augen tränennass glitzern " Das ist sogar gut, denn es zeigt einfach, dass du einen Menschen bedingungslos lieben kannst. Und: New is always better, oder?

" Genau... Ich liebe dich immernoch! Du bist mutig und wunderschön, und wenn dir etwas nicht passt, dann sagst du das auch. Also, möchtest du wieder mit mir zusammen sein?"

" Ja, möchte ich", sagt sie und fängt an zu lachen. Es wirkt ein bisschen komisch, dass sie gleichzeitig lacht und weint. Aber es ist auch schön und ich stimme auch in ihr Lachen. Die ganze Last, die vorher auf mir lag ist nun weg und ich fühle mich einfach nur erleichert. So erleichtert wie schon lange nicht mehr. Marie und ich sind wieder zusammen und ich merke wie ich gar nicht aufhören kann, vor mich her zu grinsen. Plötzlich fällt mir auf,dass ich Hunger habe.

" Hast du auch so Hunger?", frage ich Marie. Sie nickt.

" Meinst du die Krankenschwester erlaubt es, Pizza ins Krankenhaus liefern zu lassen?"

" Keine Ahnung, aber es ist keine schlechte Idee. Ich kann ja mal fragen.", meint sie lachend

Als wenig später die Krankenschwester erscheint und Marie sie nach unserem Wunsch fragt willigt sie sogar überraschender Weise  ein. Sie meint, das würde ab und zu vorkommen und da Marie sowieso nicht ansteckend sei, wäre das  kein Problem. Also hole ich mein Handy und bestelle uns eine große Pizza direkt aufs Zimmer.

Marie liegt in meinem Armen, während wir die Pizza essen. Es tut gut, sie wieder bei mir zu haben. Die letzten Wochen waren für mich eine Qual. Leider haben auch meine Noten darunter gelitten. Obwohl das eigentlich nicht wirklich schlimm ist. 

Außer in Mathe vielleicht. Wenn man da mal zwei Minuten nicht aufpasst, dann versteht man den Rest der Stunde garnichts mehr! Und ich habe mehrere Wochen nicht aufgepasst. Aber das ist mir grade herzlich egal.

" Weißt du was? Wie wir zusammen gekommen sind ist ne ziemlich seltsame komische Geschichte.", sage ich

"Ja, damals hab ich dich einfach so geküsst." antwortet Marie und grinst "So", fügt sie hinzu und küsst mich. Und diesmal drücke ich sie nicht weg. Diesmal erwidere ich ihren Kuss. Erst jetzt merke ich, wie sehr ich Marie wirklich vermisst habe. Ich genieße jede Sekunde.

"Tja, diesmal hat es wohl besser geklappt als in der Schule", stellt sie fest. Doch ich gehe gar nicht auch sie ein und küsse sie wieder. Ich kann heute einfach nicht genug von ihr bekommen. Ich weiß nicht wie lange wir uns küssen. Ich weiß nur, dass es die besten und leidenschaftlichsten Küsse sind, die ich je hatte.

"Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich du mich damit machst, das wir wieder zusammen sind.", sage ich "Endlich bist du wieder mein Mädchen"

"Naja, es ist jetzt nicht so , dass du wirklich große Konkurrenz hast.", sagt sie

"Da wäre ich mir nicht so sicher. Aber keine Sorge, ich werde schon keinen an dich ranlassen", erkläre ich.

Wieder reden noch eine Weile über dies und, aber vorallem küssen wir uns, bis ich mich auf den Weg mache. Natürlich nicht ohne ihr nochmal einen extra langen Abschiedskuss zu geben. So viel habe ich ein einem so kurzen Zeitraum noch nie jemanden geküsst. Wobei es ja schon eher eine wilde Knutscherei war. Ich fasse mir an die Wangen, die immer noch total heiß sind. Außerdem versuche ich meine Haare wieder zu richten, die ziemlich zerzaust sind.

Nach dem Besuch fahre ich kurz bei mir zu Hause vorbei und hole das Tagebuch. Ich denke es wird Zeit weiterzulesen. Also mache ich mich mit dem Tagebuch auf den Weg zu Li.

15 WishesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt