15 Wishes

Kapitel 14

Lina

Meinen Eltern das Schwänzen zu verheimlichen, lief einfacher als gedacht. Auf ihre Frage hin, wie denn die Schule gewesen sei antworte ich einfach mit: "So wie immer." Später erzählte ich Melinda aber davon. Ich habe ihr auch erklärt,  warum ich es gemacht habe und sie hat sie bereit erklärt für mich Mamas Unterschrift zu fälschen. Sie betonte aber mehrmals, dass sie das nie wieder machen würde. Das ist kein Problem, da ich sowieso nicht vorhabe nochmal zu schwänzen.

Die letzten Schultage vergingen wie im Flug und ich kann immer noch nicht glauben das heute schon der erste Tag der Osterferien ist. Montage können so schön sein wenn keine Schule ist. Endlich wieder Zeit für das Tagebuch.

Heute wollen Nick und ich uns mal wieder treffen, um Harry Potter zu gucken und weiterzulesen. Da er dieses Mal die Getränke besorgen wollte, mache ich mich mit Chips, dem Tagebuch und meinen Schlafsachen auf den Weg zu ihm.

Während ich fahre, höre ich wie hinter mir mein Name gerufen wird. Ich mache eine Vollbremsung und falle dabei fast von meinen Fahrrad.

Ich drehe mich um und sehe erstaunt, Noah, einen Klassenkameraden ,  auf mich zukommen.

"Lina... ", er ringt nach Atem, "Hi... was machst du gerade...?", bewusst lässig fährt er sich durch sein hellbraunes Haar. Ich verdrehe genervt die Augen
Mit seinen immer hochgestylten Haaren, seinen muskulösem Körper und seinem "Ich-bin-ein-Badboy-Gehabe" sieht er zwar nicht schlecht aus, aber ich finde ihn nicht so interessant. Manche hassen ihn, manche lieben ihn, aber mir ist er ziemlich egal.

"Ich fahre Farrad, dass siehst doch und ich atme, und mache halt alles, was mich am Leben hält!", antworte ich stumpf.
 "Du fährst? Wohin denn?", fragt er neugierig. Als ob ihn das was angeht.
 Ich stöhne kurz. " Was machst du überhaupt hier?", frage ich, um von seiner Frage abzulenken.
 "Ich ähm... wollt zu dir", meint er kleinlaut.

Verwirrt schaue ich ihn an.
"Zu mir? Tut mir leid Noah, aber ich fahre jetzt zu Nick. Das ist ein ganz schlechter Zeitpunkt gerade...", versuche ich ihm schonend zu erklären, dass ich nichts mit ihm zu tun haben will.
"Zu Nick? Aber ich sehe doch viel besser aus als er! Und übrigens habe ich dir was mitgebracht.", sagt er charmant lächelnd und ignoriert voll und ganz meinen bösen Blick. Er zieht einen Blumenstrauß hinter seinen Rücken hervor. "Für dich. Weil du so süß bist.", fügt er noch hinzu.     
"Das ist lieb, Noha,", sage ich mit sarkastischer Stimme "aber ich habe sowas von kein Interesse an dir, und doch ich finde deinen Mädchenverschleiß sehr bewundernd", keine Ahnung ob er die Ironie versteht, denn er ist nicht gerade der hellste Stern am Himmel. "Wenn du einverstanden bist, würde ich dann gerne weiterfahren. Tschau."

Ohne ein weiteres Wort, schwinge ich mich auf mein Fahrrad und fahre weiter.  Auf dem restlichen Weg lasse ich mir die Situation immer wieder durch den Kopf gehen. Habe ich richtig reagiert? Wie hätte ich sonst reagieren sollen? Hätte ich auf ihn eingehen sollen? Ich habe einfach keine Ahnung, wie ich bei Jungs reagieren soll. Ich habe überhaupt keine Erfahrung damit und ich habe nie das Bedürfnis verspürt, welche zu sammeln.

Vor lauter Gedanken merke ich gar nicht, dass ich schon bei Nick angekommen bin. Schnell stelle ich mein Fahrrad ab und laufe zur Tür. Als ich klingele, wird die Tür von Nicks Vater geöffnet. Er begrüßt mich freundlich und erklärt mir, dass Nick in seinem Zimmer ist, also gehe ich hoch und klopfe.

"Hey Li", sagt er freundschaftlich und umarmt mich aufrichtig. Ich erwische mich dabei, mich zu fragen wie viele Jungs mich schon so umarmt haben. Lina, hör auf an sowas zu denken, sage ich zu mir selber.

Nach ein bisschen Smalltalk kommen wir auf dass Thema "Tagebuch". Ich erzähle ihm das ich weitergelesen habe und gebe ihm das Tagebuch.  Beim Lesen werden seine Augen immer größer und als schließlich fertig ist, seufzt er und sieht mich mit unergründlicher Miene an.