Kapitel 12

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Lina

Liebe Lina,  

Es tut mir wirklich leid, dass ich euch nichts über meinen Tod gesagt habe, weil ich es nicht über mein Herz bringen konnte. Es ist eine sehr schlechte Entschuldigung und das weiß ich auch, aber ich habe keine andere.

Ich weiß auch, dass ich sterben werde. Und ich weiß, dass ich Angst habe, Angst vor dem was mich auf der anderen Seite erwartet!

Ich habe Angst vergessen zu werden, dass du in 50 Jahren auf mich angesprochen wirst und du sagtst "Steff? Wer war das nochmal?"
Diese To-do-Liste, die ist nicht nur für mich, auch das Tagebuch ist nich nur für mich! Es ist damit ihr mich nicht vergesst, ein Lebensabschnitt namens 'Tagebuch von Steff"!

"Was wird auf der anderen Seite mit mir passieren, und was habe ich falsch gemacht?" Das sind die Fragen, die mich nicht schlafen lassen.  Ich fühle mich schon fast wie tot, wenn ich daran denke, dass ich euch warscheinlich nie wieder sehen werde!

Ich wünsche dir einen Engel, der auf dich aufpasst. Einen Engel, der für dich da ist, wenn du alleine bist. Einen Engel, der dir Mut macht das zu tun, was dein Herz dir sagt. Einen Engel, der dir hilft dieses außerordendliche, mutige, verrückte Mädchen zu bleiben, welches du jetzt bist!
Dieser Engel ist für dich da, in allen möglichen Gestalten, damit du behütet durch diese seltsame Welt  torkeln kannst.

Ich weiß, dass du diesen Engel noch nicht sehen kannst, aber wenn du nicht mehr so viel denkst, wirst du ihn irgendwann sehen.

Noch etwas, zum Schluss! Ich liebe Nick! Ich glaube, das er mich auch liebt, aber ich habe (wie du sicherlich schon bemerkt hast) furchbare Angst zu versagen! Das heißt, wenn ich Nick  meine Liebe  gestehe, und er nicht das selbe für mich empfindet, dann habe ich unsere Freundschaft und was weiß ich noch was zerstört!

Ich liebe dich Lina Meyer.
Du bist meine bedingungslose Freundin, und dafür liebe ich dich!  Dich könnte absolut niemand auf der Welt ersetzen, und es tut mir wirklich schrecklich leid, dass wir beide nur so wenig Zeit miteinander verbringen konnten.

In Liebe Steffanie

P.S.:Ich habe Nick auch einen Brief geschrieben, den kannst du ihm geben, aber erst wenn ich im Tagebuch etwas davon schreibe. Den Brief findest du etwas tiefer im Stamm. 


Ich lese, mir den Brief noch zwei, drei mal durch doch verstehe ich die Wörter nicht mehr! Es ist ungefähr so, wie wenn man ein Wort so oft ließt, bis man sich fragst was es bedeutet.

Plötzlich kann ich nicht mehr klar denken. Alles in mir zieht sich zusammen. Ich verspüre einen großen Kloß in meinem Hals. Heiße Tränen laufen an meinen Wangen runter, ich fange an zu schluchzen.

Ich glaube, ich habe in meinem Leben noch nie so sehr geweint wie heute. Irgendwann fließen keine Tränen mehr und es bleibt nur noch das Schluchzen übrig, das meinen Körper alle paar Sekunden erschüttert.     

Ich weiß nicht wie lange ich brauche um mich zu beruhigen und wieder gleichmäßig atmen zu können, dann habe ich Einfall. Vielleicht sollte ich auf Steffs Brief antworten. Natürlich ist mir klar, dass sie ihn nie lesen wird, aber man sagt ja immer das es hilft wenn man seine Gefühle aufschreibt. Gefühle habe ich zur Zeit genug und sie stauen sich immer mehr in mir an. Ich kann es ja wenigstens versuchen. Was hab ich schon zu verlieren? Außerdem gibt es so viel das ich Steff noch sagen möchte.

Also schnappe ich mir wieder meinen Kulli und angele meinen Block und die Süßigkeiten aus der Schultasche. Ich werfe mir ein paar von meinen Lieblingsschokopfefferminzbobons in den Mund und fange an zu schreiben.

15 WishesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt