Lina
Li_1309 hat den Raum betreten
The_Melissaa: Ah.. da bist du ja endlich! Hab dich schon erwartet XOXO
Li_1309: sry musste noch meine Echse füttern^^
The_Melissaa: Wie war die Schule? gehts du überhaupt noch zu Schule? Ich schon...
Li_1309: Ja... schule... der beste ort auf der Welt *genervtes Augenverdrehen*
The_Melissaa: In welcher Klasse bist du denn?
Li_1309: Zehnte und du?
The_Melissaa: in der 11... Abi vorraus wird Kacke... gut das ich sprachlich genommen habe... kann ich wenigstens
Li_1309: Sprachen kann ich überhaupt nicht... Hast du auch noch G8?
The_Melissaa: Ja woher kommst du eigendlich?
Li_1309: Niedersachsen... Flachland überall
The_Melissaa: Na wir haben ein bissel Berge... Ich komm aus Sachsen
Li_1309: Sachsen... Is da nich Leipzig? Da is doch die Büchermesse... da will ich mal hin
The_Melissaa: Ich war da schon... also ich komm aus Leipzig
Li_1309:COOOOOLLLL:P
The_Melissaa: Und wie war denn jetzt die Schule?
Li_1309:chaotisch... Seit meine Beste freundin weg ist, ist alles anders...(Anders= Beschissen)
The_Melissaa: Weg? Wo ist sie denn? Kannst du sie nich anrufen oder besuchen?
Li_1309: könnte schwer werden... sie ist vor kurzem gestorben...
The_Melissaa: OU... das ist scheiße! tut mir voll leid :(
Melissa habe ich in den Ferien gefunden. Nick war zu sehr mit Marie beschäftigt, dass ich einfach mal im Internet nach einem Chatportal gesucht habe. Ich bin auch fündig geworden, und habe dort Melissa getroffen. Wir chatten schon seit einigen Wochen und ich mag sie eigentlich ziemlich gerne.
Mit einem Klopfen an meiner Zimmertür beende ich die Unterhaltung über den IS mit Melissa. Ich schließe den Chatraum und klappe schnell meinen Laptop zu. Hoffentlich ist das nicht meine Mutter. Die würde ausrasten, wenn sie wüsste, dass ich mit fremden Menschen im Internet chatte. Sie hat mich schon ein paar Mal fast erwischt.
"Komm rein", sage ich dann. Doch als Nick die Tür öffnet, atme ich erleichtert aus.
"Naaa?", das Grinsen auf seinem Gesicht ist nicht zu übersehen, genau so wenig der Knuschfleck an seinem Hals.
"Hübscher Knutschfleck, ne?", belustigt stehe ich auf und bringe meinen Laptop wieder zurück auf meinem Schreibtisch. Beschämt kratzt er sich am Hinterkopf.
"Ähm ja... das is so ne Sache...", sagt er ausweichend. "Du bist wieder mit Marie zusammen", stelle ich trocken fest.
Er wird rot im Gesicht. Ich fange an zu grinsen. Süß sind die beiden schon irgendwie.
"Sehr gut.", sage ich "Du warst in letzer Zeit ziemlich anstrengend, so unaufmerksam und du hast Marie die ganze Zeit total auffällig angestarrt."
"War es echt so schlimm? Meinst sie hat es auch gemerkt?"
"Ja, klar, man muss schon ziemlich blind sein um dass nicht zu merken.", sage ich lachend. Dann zieht er Steffs Tagebuch aus seiner Tasche. Schön, dass es das auch noch gibt.
"Ich dachte mir, wir könnten endlich mal weiterlesen, oder?", sagt er. Ich nicke zustimmend. Er schlägt das Buch auf und fängt an zu lesen:
22. Januar 2016 21:20
Liebes Tagebuch,
ich will leben. Ich möchte etwas erleben. Ich möchte die Liste beenden. Ich weiß doch nicht wie viel Zeit mir noch bleibt! Ich will nach Amerika, nach England, Fallschirmspringen und etwas von der Welt sehen. Ich fühle mich so nutzlos hier im Krankenhaus. Ich will auch was anderes sehen, als das Krankenhaus bevor ich sterbe.
Heute Nachmittag waren meine Eltern zu Besuch und wir haben sehr lange geredet. Über alles. Ich glaube für sie ist die Diagnose noch viel schlimmer als für mich. Wie wird es für sie sein, wenn ich nicht mehr bin? Und Nick und Li? Ich will doch keinem wehtun und ich will auch nicht sterben. Doch ich muss! Naja, ich schweife ab. Jedenfall habe ich ihnen gesagt, dass es mein letzter Wunsch sei, nach Amerika und England zu fliegen. Und sie wollen mir ihn tatsächlich erfüllen! Es soll sogar schon bald losgehen! Doch vorher möchte ich mit Nick und Li am See übernachten. Am besten morgen, wenn ich aus dem Krankenhaus darf. Ich hoffe sie sagen ja, denn vielleicht ist es das letzte Mal, dass wir uns sehen. Allein diese Vorstellung treibt mir grade die Tränen in die Augen. Doch ich will stark bleiben, sie sollen mir nichts anmerken. Sie sollen nicht wegen mir traurig sein.
Ich habe mich über das Wochenende mit Nick und Li verabredet.
"Warte mal, stopp! Sie hat als erstes uns gefragt und dann die Ärzte? Wie dumm ist das denn?", belustigt sieht mich Li an.
"Danke für diesen sehr hilfreichen Kommentar. Darf ich weiter lesen?", fragt Nick zurück.
Ich will wenigstens ein paar Punkte der Liste abarbeiten. Auf den See habe ich Lust. Es ist zwar Mitte Januar aber ich will noch einmal den See sehen. Es war für nich immer ein Ort der Ruhe und der Kraft. Und das ist genau das, was ich jetzt brauche. Das Krankenhaus hat immer so eine düstere Einstellung. Ich habe immer das Gefühl gleich zu sterben, wenn ich hier bin.
Ich drücke den Knopf an meinem Bett. Selbst nach einer Woche traue ich mich immernoch nicht ihn wirklich zu benutzen. Ich fühl mich dann immer schuldig, ich könnte ja theoretisch es selbst machen, aber ich kam ja nicht aus meinem Bett raus. Nach circa dreißig Sekunden stand eine Krankeschwester an der Tür und fragt, ob ich Probleme hätte. Sie sah gestresst aus. Das war eigentlich der Grund, warum ich nicht gerne den Knopf drückte. Die hatten ja sowieso schon eine Menge zu tun, und da konnten sie sicher niemanden gebrauchen, der den Knopf ständig benutzt. Ich fragte freundlich nach Dr. Weber. Die Ärztin mit den brombeerfarbenden Haaren. Die Krankenschwester kontrollierte nur noch schnell meine Werte, ehe sie lächelnd aus der Tür verschwand.
Kurze Zeit später stand Frau Dr. Weber lächelnd vor meinem Bett und fragte was sie für mich tun könne. Ich erzählte ihr von meinem Plan und sie sagte, dass sie darüber mit dem Abteilungsleiter reden müsse. Ich bat sie es wirklich sehr zu versuchen, denn es sei sehr wichtig für mich. Dr. Weber versprach ihr schönstens Lächeln aufzulegen, um bei dem Abteilungsleiter den besten Eindruck zu machen.
Sie ging hinaus und ich begann zu warten. Ich weiß noch, dass es ziemlich lange dauerte und ich hatte Angst, dass sie es irgendwie vergessen hatte. Nochmal den Knopf drücken wollte ich aber auch nicht, dass würde nur ungeduldig und undankbar wirken. Glücklicherweise kam nach einer Weile doch wieder und ich sah sie erwartungsvoll an.
"Also", begann sie "Ich habe nun mit dem Abteilungsleiter geredet und wegen meiner Hartnäckigkeit und meinen magischen Überedungskünsten, hat er es tatsächlich erlaubt. Er hat aber ausdrücklich darum gebeten, dass du am Sonntagnachmittag wieder zu uns kommst.
Ich glaube ich werde jetzt meinen Laptop schnappen und die Reise planen, um mich etwas abzulenken bevor ich komplett in Tränen ausbreche. Ich werde später natürlich vom Wochende am See und der Reises berichten.
In Liebe
Steffanie
"Na, glücklich? Nun habe ich dich nicht unterbrochen und du konntest dir deine Stimme kratzig reden.", necke ich ihn. Er nimmt mein Kissen vom Bett und wirfd es gegen mich. "Ey!", rufe ich lachend und boxe ihn leicht gegen die Schulter.
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15 Wishes
Teen FictionSteffanie Koblinski ist erst 15, als sie an Krebs stirbt. Sie hinterlässt ein Tagebuch, indem sie die letzten Wochen vor ihrem Tod festhält, und eine Liste mit 15 Dingen, die sie vor ihren Tod erledigen möchte. Da sie nicht alle Punkte erledigen kon...