Lina
Ich schließe die Tür zu und atme aus.
"Entschuldigung Nick! ", flüstere ich. Eigentlich, wollte ich ihn gar nicht schlagen, aber da ist mir die Beherrschung ausgegangen.Ich sehe mich in meinem Zimmer um.
Vor mir steht mein Bücherregal und dahinter mein altes Kinderbett, ich will schon lange ein größeres, aber meine Eltern wollten mir keines kaufen.
Links neben mir steht meine Kommode, mit meinem Make up und dem Terrarium mit meiner Echse.Sie ist eine streifenköpfige Bartagame. Ich habe sie mit 14 bekommen und Smok genannt.
Das ist polnisch und bedeutet Drache.
Ich weiß selbst nicht mehr, wieso ich mir das polnische Wort ausgesucht habe. Smok erinnert mich an EragonDahinter steht mein Schreibtisch, und ein Regal mit Schulsachen und anderem Zeug. Das Regal trennt klar meinen Arbeitsbereich und mein Wohlfühl-Bereich.
Sonst hab ich nicht mehr viel anderes in meinem Zimmer, außer mein Kleiderschrank, der nur als Trennwand zu dem Zimmer meiner Schwester dient. Insgesamt sind es eigentlich zwei Schränke, nur dass einer auf Melinda's Seite zugeschraubt ist, und der andere auf meiner.Ich nehme mir meinen Ranzen und hole Steff's Tagebuch raus, und öffne es an der Stelle, wo wir aufgehört haben.
13. Januar 2016- 18. Januar 2016
Wie im Zeitraffer erlebte ich die Zeit im Krankenhaus. Da kam ein Arzt, der mir etwas über Kevin (so habe ich meinen Tumor genannt!) erzählt, dann meine Eltern, die Ärztin, die mich überredet hatte, doch das ganze hier mitzumachen -sie heißt Dr. Hanna Schimdt- , später Tobias mit seiner neuen Freundin Saskia, die ich übrigens sehr mag!
Sie alle kamen mich besuchen, bis auf Lina und Nick!Sie werden auch nicht kommen, weil ich sie nicht dabei habe möchte!
Ich will nicht sehen, wie Nick mich traurig anguckt oder, wie Lina versucht ihre Trauer zu verstecken.Lina und Nick hatten bereits gefragt, wie es mir geht, und warum ich nicht zur Schule gekommen bin.
Ich hatte geantwortet, dass ich krank sei und auch noch etwas länger fehlen würde....In den fünf Tagen meines Daseins im Krankenhaus, musste ich viele Tests machen.
Ich fange an Krankenhäuser zu hassen, ich weiß, dass die Ärzte mir zwar nur helfen wollen, aber ich fühle mich hier nur so ungeschützt!
Am 10. las ich ein Buch, dass Tobias mir mal geschenkt hat.
'Eine wie Alaska' von John Green.
Es geht um einen Typen der auf ein Internat geht und dort ein Mädchen namens Alaska kennen lernt und sich in sie verliebt...
(Fußnoten 1( Fußnoten findet ihr immer am ende des Kapittels))Ich finde das Buch wirklich gut... es ist poetisch und es regt zu nachdenken an.
Während ich so lese hörte ich wie jemand mein Zimmer betrat.
"Hi Zissi!", hörte ich die Stimme meines Bruders.Er nennt mich so, weil meine Lieblingsblume als Kind eine Narzisse war. Doch ich konnte dieses Wort noch nicht wirklich aussprechen und da habe ich immer Zisse gesagt. Und der Name Zissi kam wahrscheinlich auch davon, dass ich damals gerne Sissi auf Kika geschaut habe. Auf jeden Fall ist das jetzt sein Spitzname für mich.
"Hi Tobi!" , antwortete ich immer noch ins Buch versunken.
"Wie geht's?", fragte er.
Wahrscheinlich erwartete er so eine Antwort, wie: Mir geht es miserabel weil ich einen Hirntumor habe!Das wäre auch die typische Antwort, die ich im normalen Umstand gegeben hätte, aber was ist jetzt schon normal?!
Auf jeden Fall war er ziemlich verwirrt, als ich antwortete :" Mir ist verdammt langweilig, und das Essen hier schmeckt miserabel! Und ich würde ja Game of Thrones weitergucken, aber mein Laptop ist zu Hause!"
Tobias lächelte und schüttelte kaum merklich den Kopf.
Ich habe mir schon vor langer Zeit angewöhnt jede kleinste Körperbewegungen wahr zu nehmen, aber oft vergesse ich dann, dass die Personen meistens dann auch mit mir reden, und hör ihnen nicht zu.
Das war auch hier wieder der Fall!"Steffanie! Hörst du mir zu?" fragte Tobi belustigt.
"Ähmmm... ja klar!" log ich schnell.
"Ach ja?! Was habe ich denn gerade gesagt?" fragte er zurück.
"Ähmmm... das du... ein toller Hecht bist?!"
Tobi lachte kurz." Das hätte ich sagen können... hab ich aber nicht! Ich habe gesagt, dass die Ärztin, die dich betreut nett ist, und dass du hier gut aufgehoben bist, und das ich das ganz Semester ausfallen lass, damit ich keine Zeit mit dir verpasse!"Tobias studiert Psychologie. Ich war mal mit in einer Vorlesung und es war die langweiligste Stunde meines Lebens!
Ich nickte, aber sagte weiter nichts.
So verging die Zeit.
Tobi hatte mir meinen Laptop gebracht, ich habe weiter Game of Thrones geguckt und mich per Internet über diesen Tumor informiert.Klar lässt sich darüber diskutieren, ob das Internet die beste Alternative ist, im Krankenhaus über Tumore zu informieren aber richtig habe mich halt nicht getraut...!
Am 11. war es dann so weit.
Dr. Schmidt kam mit noch ein paar anderen Ärztenund Dr. Müller herein und meine Eltern saßen neben mir.
Erwartungsvoll sah ich die Ärzte an."Steffanie, Herr und Frau Meier, nach langwierigen Untersuchungen haben wir entschlossen dich zu operieren! Am besten wäre uns morgen, oder übermorgen." Sagte Dr. Müller.
"Jetzt schon?" Die Stimme meines Vaters war brüchig.
Den Rest bekam ich nicht mit, zu sehr wälzten sich meine Gedanken, wie ein Fisch auf den Trockenen.
Ich wurde operiert... morgen! Mir wird MORGEN im Gehirn rum geschnibbelt, aber... aber was wäre, wenn ich nicht mehr aufwache oder nur noch Matsch im Kopf habe?!
Ich fragte, was die Risiken seien, und ein Arzt, der neben Dr. Schmidt stand antwortete:" Also, Hirntumore haben natürlich immer Risiken. Es kann von Querschnittslähmung, oder Periodische Lähmungen, also immer wiederkehrenden Lähmungen, bis zum Tod führen. Es ist natürlich alles möglich."
Dr. Müller sagte auch, dass man auf dem CT-Bild nicht die ganzen Ausmaße des Tumors sieht.Bei den Ärzten hört es sich immer so an, als ob das so leicht wäre wie Plus zu rechnen. Ich hoffe, sie verbockten es nicht.
Ich habe bis jetzt genug Amerikanische Ärzte-Serien, beziehungsweise Filme geguckt, sodass ich sagen kann, dass man Hirne leicht in Pudding verwandeln kann.
Mir ist klar, dass das nicht ist, womit man Angeben sollte....Und so verging der Tag. Die Operation war auf den 12. angelegt, und ich hatte meinen Laptop, um Game of Thrones zu gucken.
Nick und Lina habe ich immer noch nichts gesagt, und das wird auch so bleiben. Erstmal noch!Heute, früh am Morgen (12.) kam Dr. Schmidt rein und bereitete mich für die Op vor. Sie kontrollierte noch mal meine Werte, und nahm mir Blut ab.
Dann kamen noch meine Eltern und Tobi, sie begleiteten mich in den Op-Saal. Dort mussten sie gehen und mich allein lassen!
Mir wurde ein Schlauch in die Nase gesteckt und gesagt, dass ich bis 10 zählen sollte. Doch soweit kam ich nicht, denn schon bei 6 wurde mir schwummerig vor Augen und dann alles schwarz!Fußnote 1: (Ich will euch Lesern jetzt nicht spoilern... das Buch ist echt gut *-* Anmerkung vom Autor
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15 Wishes
Teen FictionSteffanie Koblinski ist erst 15, als sie an Krebs stirbt. Sie hinterlässt ein Tagebuch, indem sie die letzten Wochen vor ihrem Tod festhält, und eine Liste mit 15 Dingen, die sie vor ihren Tod erledigen möchte. Da sie nicht alle Punkte erledigen kon...