Kapitel 10

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Nick

Heute ist Lina nicht zur Schule gekommen. Ich habe keine Ahnung, was mit ihr los ist, so ist sie sonst nie.

Marie hat mich gebeten nach der Schule zu ihr zu kommen, ich will sie mal besser kennen lernen. Ich weiß fast nichts über sie, und dann küss ich sie!? Sowas ist doch nicht nochmal.

Nach dem Unterricht folge ich ihr. "Nick, können wir noch mal bei der Grundschule vorbeifahren ich muss meine kleine Schwester Sophia abholen!",meint Marie etwas nervös.
"Ja, klar können wir das tun", antworte ich lächelnd.

Als wir an der Schule ankommen, bemerke ich, dass es die selbe Grundschule ist, die ich selber besucht habe. Unglaublich, schon fünf Jahre ist das her! Es hat sich tierisch viel verändert. Ein neues Klettergerüst und sogar eine größere Sandkiste stehen auf dem Schulhof.

"Wo sind die Kinder?", frage ich Marie verwirrt.
"Es hat noch nicht geklingelt...," sie schaut auf ihr Handy "erst in zehn Minuten."
Ich nicke.

Marie setzt sich auf eine Schaukel. "Machst du das eigentlich oft? Also, deine Schwester von der Schule abholen?",frage ich zögernd.
"Jeden Tag! Ich hole auch noch meinen kleinen Bruder vom Kindergarten ab, aber erst um vier Uhr."
"Und deine Eltern?", frage ich nach.
"Arbeiten bis acht Uhr abends!", meint sie beiläufig.
"Du musst alles alleine machen?Auch kochen und Haushalt und so?", frage ich und schaue sie geschockt an. Meine Eltern arbeiten vormittags, sodass ich eigentlich selten Zuhause helfen muss.
Marie nickt schüchtern. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Marie es so schwer hat.
Ich schaue sie nur stumm an bis klingelt.

Kurz darauf stürmen auch schon die ersten Kinder aus der Schule. Sie wuseln mit ihren bunten Schulranzen durch die Gegend und laufen zu ihren Eltern oder treffen sich in kleinen Gruppen am Tor, um sich auf den Heimweg zu machen.

Ich beobachte das Geschehen für ein paar Minuten fasziniert, bis Marie mich plötzlich antippt und sagt: "Guck mal, siehst du das Mädchen dort? Das ist Sophia.".
Ich folge ihrem Blick und sehe ein Mädchen mit braunen Haaren und einem türkis-blauen Schulranzen auf uns zurennen.

"Marie, hier bin ich" brüllt sie und springt ihr in die Arme.
"Hallo Sophia" ächzt Marie und stellt Sophia zurück auf den Boden.
Sophia mustert mich aus ihren großen braunen Augen misstrauisch
"Wer ist das?"
"Das ist Nick. Er wird heute mit zu uns kommen, aber jetzt müssen wir los."
"Hast du nicht von ihm Bilder auf deinem H... Au!"', wird Sophia unterbrochen, denn Marie hat ihr auf den Hinterkopf gehauen.
"Marie! Man haut keine kleinen Kinder !" , mahne ich sie leicht lachend.
"Es gibt keine andere Art ihr beizubringen, dass sie nicht meine Sachen gehen soll!"
"Aber Gewalt ist keine Lösung!", antworte ich.
"Alkohol auch nicht!" , mischt sich Sofia dazwischen.
"Ähm... doch... in Chemie nicht aufgepasst, ach ja, du hast noch kein Chemie...verdammt!", erkenne ich.

Auf dem Rückweg erzählt Sophia Marie von ihrem Tag.

Sophia hat wilde hellbraune lockige Haare, die ihr bis zu den Schultern gehen. Sie hat schmale Lippen und braune Augen, außerdem hat sie eine Narbe am Kinn.
Ich würde gerne wissen woher die kommt.

Als wir nach 15 Minuten zu Fuß bei Marie ankommen gebe ich Sophia ihren Ranzen zurück, den ich auf den Weg getragen habe.
Wir stehen vor einem Mehrfamilienhaus, welches aus Backsteinen gebaut ist. Es ist rötlich, und fünf Stockwerke hoch.

Marie kramt einen Schlüssel aus ihrer Tasche, und schließt die Tür auf. Wir gehen drei Stockwerke nach oben, bis wir endlich zu einer bunt bemalten Tür kommen.
"Sophia und Maik fanden es mal witzig unsere Tür mit Buntstiften und Wachsmalern anzumalen! Unsere Eltern fanden das nicht ganz so lustig..." klärt mich Marie auf.
Ich lächle kurz, als sie die Tür aufschließt.

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