Kapitel 6

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Mit zitternden Händen ließ ich die Schlüsselkarte durch das Erkennungssystem fahren. Ein Piepen ertönte und ich stand in dem kleinen Vorraum. Ungeduldig wartete ich auf das Zeichen. Dann endlich, nach nervenzerreißenden Minuten sah ich das kleine rote Licht neben den Kameras. Sie waren aus geschaltet. Hastig eilte ich durch die Tür. Die Testpersonen saßen erneut in Gruppen zusammen und ließen ihre Köpfe gesenkt.

"Anna, was tust du hier?"
"Nichts was für euch wichtig ist."

Mit diesen Worten holte ich die Spritzen aus meinem Ausschnitt und stach sie dem ersten Wachmann in den Hals. Noch bevor der zweite seine Waffe ziehen konnte stach ich ihm die Spritze in den Nacken. Langsam sank er zu Boden. Das Zischen der in seine Blutbahnen laufenden Flüssigkeit war nicht zu überhören. Ich drehte mich zu den Testpersonen um. Alle schauten mich fragend an. Hastig ließ ich die leeren Spritzen wieder in meinem Ausschnitt verschwinden um sie dann nachher verschwinden lassen zu können. Der Asiate namens Minho kam auf mich zu.

"Warum hast du das getan? Das sind deine Leute."
"Das sind nicht meine Leute."

Ich schaute in die Runde der Testpersonen. Alle schiene über die Situation verwirrt.

"Ich arbeite nicht für sie. Sondern gegen sie."
"Wieso sollten wir dir glauben?"
"Ich kann nicht von euch verlangen das ihr mir vertraut. Ihr müsst mir nur zu hören."

Ein großer, muskolöser Junge trat neben Minho. Er hieß Gally.

"Bitte, gebt mir nur 30 Minuten. Mehr Zeit haben wir nicht."
"Wieso?"
"Nur so lange kann ein Freund von mir die Kameras deaktivieren."

Gally verschränkte die Arme.

"Wir wollen nichts von dir hören."

Ich schaute sie verzweifelt an als ein blonder Junge neben die beiden trat. Newt.

"Lass sie reden, Gally."

Er wendete seinen Blick zu mir.

"Ich höre dir zu."

Seine braunen Augen strahlten eine unglaubliche Ruhe aus die mein aufgewühltes Inneres zu beruhigen versuchten.

"Ich wurde reingelegt. Ich habe geholfen diese Organisation zu errichten. Habe diesen Plan erschaffen, dieses Projekt. Doch ANGST hat mich belogen. Sie haben meine Pläne missbraucht und verändert. Sie quälen die Testpersonen, löschen ihnen das Gedächtnis und stecken sie in ein mörderisches Labyrinth. So wie euren Freund Alby."

Nach diesen Worten stürmte Gally auf mich zu, drückte mich gegen die Wand, packte meine Waffe und hielt sie mir an die Schläfe.

"Ich konnte nichts tun. Ich habe es versucht, wollte sie aufhalten. Doch das ist nicht leicht."
"Gib mir einen guten Grund weshalb ich dich nicht sofort umbringen sollte."

Sein wütender Blick bohrten sich in meine Haut.

"Gib mir einen guten Grund weshalb ich dir glauben sollte."
"Weil ich hier bin."

Er schaute mich fragend an.

"Ich bin hier um euch zu warnen. Euch zu helfen. Wenn ich euch belügen würde, dann wäre ich nicht hier."
"Lass sie gehen."

Newt stieß Gally von mir, nahm meine Waffe und gab sie mir.

"Wieso, Newt? Sie ist eine von denen."
"Nein, das ist sie nicht."
"Woher willst du das wissen?"

Er schaute mir tief in die Augen.

"Ich vertraue ihr."

Erstaunt schaute ich ihn an.

"Du vertraust mir?"
"Ja. Du hast Recht, wenn wir dir nicht vertrauen könnten, dann wärst du nicht hier. Du könntest uns einfach in unser Verderben rennen lassen, doch du bist hier um uns zu helfen. Deshalb vertraue ich dir."

Gally trat zurück zu Minho, der mich noch immer unschlüssig musterte.

"Wie heißt du?"

Seine Stimme hallte durch den großen Raum.

"Anna."
"Okay, Anna. Wenn Newt dir vertraut... dann tue ich es auch."

Ich schaute sie erleichtert an als ich plötzlich stöhnende Geräusche hinter mir wahrnahm. Einer der Wachmänner richtete sich auf und rieb sich schmerzend den Kopf.

"Anna? Was geht hier vor sich."

Ich stellte mich vor ihn und schaute wütend auf ihn herab.

"Euer Untergang."

Mit diesen Worten trat ich ihm gegen den Kopf und er ging bewusstlos zu Boden. Ich drehte mich wieder zu den Jungs um.

"Wir haben nicht mehr viel Zeit."
"Was wird geschehen?"

Minho schaute mich fragend an als ich wieder auf sie zulief.

"In etwa einem Monat wirst du als nächster ins Labyrinth gebracht. Jeden Monat eine neue Testperson."

Er schaute mich schockiert an.

"Ich kann es verzögern. Doch ich weiß nicht für wie lange. Ich..."
"Ist Alby alleine im Labyrinth?"

Minho schaute mich fragend an als ich nickte.

"Dann werde ich ins Labyrinth gehen, versuche es bei den anderen zu verzögern. Doch Alby darf nicht so lange alleine sein."
"Du wirst deine Erinnerung verlieren. Dein gesamtes Gedächtnis."
"Das macht nichts."

Noch bevor ich etwas sagen konnte hörte ich das leise Piepen der Kameras.

"Die Zeit ist um. Spielt mit."

Die Jungs nickten als ich mich neben die Wachmänner kniete und meine Waffe zog. In diesem Moment gingen die Kameras an. Nur wenige Augenblicke später hörte ich Schritte im Vorraum bevor sich die Tür öffnete. Janson stürmte in den Raum.

"Anna?! Was ist passiert?"

Langsam richtete ich mich auf und hielt die Waffe weiterhin auf die Jungs gezielt.

"Die Testpersonen haben die Wachen überwältigt. Doch ich konnte keine Verstärkung holen da mal wieder die Kameras ausgefallen sind."

Ich hielt Janson meine Pistole an die Brust.

"Sorgen Sie dafür das die Kameras funktionieren und machen Sie endlich ihre Arbeit."

Mit diesen Worten eilte ich auf den Ausgang zu doch ich blieb im Türrahmen stehen. Ich schaute zurück zu den Jungs. Sie saßen auf ihren Sofas und Betten, mit gesenkten Köpfen. Sie taten als wäre nichts passiert. Doch ein Junge schaute mich direkt an. Newt.

Das verbotene Mädchen || Vor dem Labyrinth || Newt ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt