Kapitel 24

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Nachdem Alby Minho die Anlage gezeigt hatte rannte ich die Treppen hinauf. Tränen strömten meine Wangen hinab als ich die Tür zu meinem Zimmer aufstieß. Thomas lief unruhig auf und ab. Doch als er mich im Türrahmen stehen sah blieb er wie versteinert stehenn. Schluchzend warf ich mich in seine Arme. Er legte seine Hand an meinen Hinterkopf und drückte mich eng an sich.

"Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich konnte ihm nicht helfen."
"Ich weiß... ich weiß."

Ich fühlte mich grauenvoll. Thomas hielt mich fest in seinen Armen, doch er konnte mir nicht wie üblich diese Sicherheit geben. Diese Sicherheit war schon lange verschwunden. In diesem Moment fühlte ich mich hilflos. Ich spürte das ANGST stärker war als wir. ANGST konnte nicht aufgehalten werden. Schon lange war ich nicht mehr Jansons Chef. Er war meiner. Und schon lange war das nicht mehr mein Projekt. Es war seins. Ich wischte mir die Tränen von der Wange als es plötzlich an meiner Tür klopfte. Nur wenige Sekunden später stürmte eine Wache in mein Zimmer. Sie verriegelte meine Tür und blieb reglos vor uns stehen. Langsam nahm sie den Helm ab. Braune Locken fielen ihm ins Gesicht. Er strich sich die Haare nach hinten und schaute mich mit strahlenden blauen Augen an. Der Junge muss in unserem Alter gewesen sein, vielleicht ein oder zwei Jahre älter. Doch für eine Wache war er eindeutig zu jung.

"Wer bist du?"
"Dean. Du musst Anna sein."

Ich nickte langsam.

"Woher-"
"Mein Bruder hat mir viel über dich erzählt."

Ich spürte Thomas fragende Blicke auf mir. Und auch ich muss verwirrt ausgesehen haben.

"Newt."

Meine Kinnlade klappte hinab.

"Newt ist dein Bruder? Aber in den Akten-"
"Janson ließ diese Akte verschwinden. Er sagte ich sei nicht schlau genug um eine Testperson zu werden. Aber da ich körperlich stark bin zwang er mich zum Wachdienst."

Thomas rieb sich den Hinterkopf.

"Ich verstehe trotzdem nicht was du von uns willst?"
"Ich will euch helfen. Diese Organisation muss gestoppt werden. Mein Bruder ich muss ihn retten."
"ANGST kann nicht aufgehalten werden."

Meine Stimme war nur ein leises Krächzen.

"Wir können nichts tun."
"Wir müssen etwas tun können."

Ich schüttelte meinen Kopf.

"Glaube mir, wir können nichts tun."

Ich ließ mich auf mein Bett nieder.

"Uns wird etwas einfallen. Doch zuerst müssen wir dich zu Newt bringen."

Ich schaute ihn mit großen Augen an.

"Nein, das... das geht nicht."

Thomas senkte seinen Blick.

"Sie hat Recht. Janson kam uns auf die Schliche. Wir werden bewacht."
"Vor euch steht eine Wache."
"Er wird doch nicht so blöd sein und Newts Bruder mit mir gehen lassen."

Dean lachte.

"Er weiß nicht wer ich bin. Nicht wenn eine Andere Wache eingetragen ist."
"Was hast du getan?"

Er lehnte sich gegen die Tür.

"Ich bin nicht so blöd wie Janson denkt."

Langsam richtete ich mich von meinem Bett auf.

"Ich habe die Pläne manipuliert. Janson denkt das ich zu diesem Zeitpunkt am anderen Ende des Gebäudes bin. Thomas und ich haben also genug Zeit um die Kameras auszuschalten während du dich zu Newt schleichst."
"Das geht nicht."

Dean schaute mich fragend an.

"Ich kann nicht zu ihm."
"Wieso?"
"Wir müssen uns voneinander fernhalten."

Ich spürte wie mir Tränen in die Augen stiegen.

"Wir sollten das alles vergessen. Deswegen ist es besser wenn wir uns nicht sehen. Aber wir können dich reinbringen."
"Newt liebt dich."

Diese Worte versetzten mir einen Stich.

"Ihr gehört zusammen. Lass es dir von ANGST nicht kaputt machen."
"Ich kann nicht."
"Er wartet auf dich."

Ich schaute zu Thomas.

"Er hat Recht. ANGST hat uns so vieles zerstört. Lass sie nicht auch das noch zerstören."
"Wenn sie uns erwischen. Sie bringen uns um."
"Dieses Risiko gehe ich gerne ein."

Ich schüttelte meinen Kopf.

"Ich kann das nicht zulassen. Zwei Menschen konnte ich nicht beschützen. Zwei Menschen verloren ihr Gedächtnis und sitzten nun im Labyrinth. Das nur weil ich sie nicht beschützen konnte."

Tränen liefen meine Wangen hinab.

"Bitte lass es nicht drei werden."

Thomas atmete tief durch und lief unruhig in meinem Zimmer auf und ab. Er schaute auf die Uhr.

"In zehn Minuten findet ein Wachenwechsel statt, das ist deine Chance um unbemerkt in den Raum zu kommen. Dean holt dich beim nächsten Wachenwechsel ab."
"Thomas nein."

Er griff nach seinem Laptop und einigen Akten und ging auf die Tür zu.

"In zehn Minuten sind die Kameras abgeschaltet. Mach dich bereit."

Mit diesen Worten verschwanden die beiden aus der Tür. Wie vor den Kopf gestoßen stand ich im Raum. Ich fluchte und schaute in den Spiegel. Schwarze Flecken von meiner Wimperntusche klebten auf meinem weißen Kleid. Hastig riss ich ein neues Kleid aus dem Schrank. Und tauschte es mit dem verdreckten aus. Es lag hauteng an meinem Körper und war rund ausgeschnitten. Darüber zog ich eine weiße Lederjacke. Ich schlüpfte in weiße Stiefel. Sie waren um einiges bequemer als diese bescheuerten High Heels. So konnte ich auch besser durch die Gänge rennen. Ich ging an meine Schublade und zog einen kleinen Waffengürtel heraus. Ich schnallte ihn weit oben an meinem Oberschenkel an sodass ihn keiner sehen konnte. Ich nahm ein kleines handliches Messer und verstaute es in der Halterung. Ich schaute nervös auf die Uhr und lief in meinem Zimmer auf und ab. Wir alle riskierten hier unser Leben. Doch darüber war ich froh. Jede Sekunde in der ich länger von Newt getrennt war zeriss mein Herz. Ich spürte wie es mich innerlich zerstörte. Ich liebte Newt und das mehr als mein eigenes Leben. Dann plötzlich hörte ich das Surren der Kameras. Sie waren aus. Meine Chance kam.

Das verbotene Mädchen || Vor dem Labyrinth || Newt ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt