Kapitel 13

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"Newt?"

Wir fuhren erschrocken auseinander als es an der Tür klopfte. Erst jetzt realisierte mein Kopf was gerade geschehen war. Newt hatte mich geküsst. Ich spürte das warme Prickeln auf meinen Lippen und das Kribbeln in meinem Bauch. Doch ich wusste das es nicht sein durfte. Die Worte klangen in meinem Kopf als stammten sie aus einem Teenager Liebesroman. Jedoch sagten sie die Wahrheit. Ich durfte nicht zulassen das meine Gefühle den Plan in Gefahr brachten. Wenn ich mich dem hingab was mein Herz wollte. Dann würde Newt mich niemals zurück lassen. Auch wenn es keine andere Option gab als mich hier zu lassen. Ich konnte ANGST nicht entkommen. Ich musste Newt dazu bringen mich zu hassen. Nur so konnte ich ihn retten. Retten vor ANGST. Vor dem Projekt, vor dem Labyrinth. Ruckartig sprang ich auf.

"Was ist los, Anna?"

Newt richtete sich auf und nahm seine Hände in meine. Doch ich zog sie hastig zurück. Auch wenn sich mein Herz dagegen wehrte.

"Wir dürfen das nicht."
"Wieso?"

Ich schaute ihn bedrückt an.

"Wir stehen auf zwei verschiedenen Seiten, Newt."
"Nein, du-"
"Ich bin eine Angestellte von ANGST. Ich bin ein Monster."

Er zuckte zusammen.

"Das hier... alles... ist nie passiert."

Mit diesen Worten eilte ich aus dem Badezimmer, vorbei an den Testpersonen und hinaus auf den Gang. Ich versperrte die Tür mit meiner Schlüsselkarte und lehnte mich danach an. Mein Herz raste und ich spürte wie es Risse bekam. Etwas in mir zerbrach als ich Newt stehen ließ. Ich wusste nicht was es war, doch er hatte etwas in mir ausgelöst das unerklärlich war. Und genau deshalb konnte ich ihn nicht sterben lassen. Sollte Janson etwas davon mitbekommen, von Newt und mir, er würde ihn qualvoll töten. Das Labyrinth wäre hingegen ein schöner Tod. Ich spürte wie sich Tränen in meinen Augen bildeten. Ich wusste was ist zutun hatte. Meine einzigste Aufgabe war es die Testpersonen zu befreien und nichts anderes. Ich biss mir auf die Lippe und stapfte die Treppen hinauf und durch die endlos wirkenden Gänge. Nur kurze Zeit später stand ich im Kontrollraum. Thomas saß wie üblich an seinem Schreibtisch und beobachtete Alby. Doch als er mich sah wurde sein Blick starr. Sofort packte er mich und zog mich in mein Zimmer. Ich spürte seinen festen Griff um mein Handgelenk als wir uns auf mein Bett setzten.

"Was ist passiert?"
"Was meinst du?"

Ich wendete meinen Blick ab in der Hoffnung meine Tränen aufhalten zu können.

"Ich sehe das du geweint hast. Was ist passiert, Anna?"
"Ich... ich weiß es nicht."

Thomas löste seine zitternden Hände von meinem Handgelenk.

"Newt..."

Tränen liefen meine Wangen hinunter.

"Er hat mich geküsst."

Thomas schaute wie in Zeitlupe zu mir auf.

"Ich weiß nicht was-"
"Es war nur eine Frage der Zeit."

Ich musterte ihn fragend.

"Ich habe es durch die Kameras gesehen. Ich wollte dich beschützen und habe dich jedes Mal beobachtete wenn du bei ihnen warst."

Thomas ließ seinen Blick seelenruhig durch mein Zimmer schweifen.

"Ich habe gesehen wie Newt dich angeschaut hat."

Ich spürte wie die Tränen immer stärker wurden. Thomas legte seine Hand an meine Wange und wischte sie davon.

"Du liebst Newt."

Ich nickte langsam.

"Ist es das was man Liebe nennt? Wenn diese eine Person, jeden Tag, zu jeder Stunde, jeder Minute, jeder einzelnen Sekunde in deinen Gedanken ist. Auch wenn du diese Person erst so kurze Zeit kennst, so hast du doch das Gefühl als würdest du sie dein ganzes Leben lang kennen. In einem Raum, voller Leute, siehst du trotzdem nur ihn. Du hörst nur seine Stimme, auch wenn tausende andere sprechen. Wenn du in seiner Nähe bist, fühlst du dich sicher. Du vergisst alles für einen kleinen Moment. Du spürst dieses Kribbeln wenn du in seiner Nähe bist, wenn er dich berührt. Wenn du in seine Augen schaust dann ist es wie ein Feuerwerk das in deinem Körper explodiert. Du hast das Gefühl als hättest du endlich deine passende Hälfte gefunden. Das fehlende Gegenstück um dich vollkommen zu machen. Du stellst sein Leben über deines. Lieber würdest du sterben als ihn in Gefahr zu bringen. Ist es das was man Liebe nennt?
"Ja."

Ich schaute tief in Thomas Augen.

"Dann... dann hast du Recht."

Ich atmete tief durch bevor ich schmunzelte.

"Ich liebe Newt."

Es war seltsam diese Worte auszusprechen. Diese Gefühle könnten alles so viel komplizierter machen. Den gesamten Plan zerstören. Deswegen war ich mir bei einer Sache sicher. Niemals, wirklich niemals durfte Newt von meinen Gefühlen erfahren. Wir waren nicht dafür bestimmt um zu lieben. Wir waren nicht dafür bestimmt um zusammen zu sein. Mein Schicksal war es ANGST zu stoppen. Ich war nicht dafür bestimmt um glücklich zu sein. Das war ich noch nie. Doch in diesem einen kleinen Moment, als Newts Lippen meine berührten. Da spürte ich dieses Gefühl das man Glück nannte. Thomas zog mich wortlos in seine Arme und drückte mich fest an sich. Er legte seinen Kopf auf meinem ab und atmete zittrig aus.

"Wir finden einen Ausweg."

Er küsste meinen Kopf.

"Das werden wir immer tun."

Das verbotene Mädchen || Vor dem Labyrinth || Newt ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt