Kapitel 3

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Wir schleppten Alby zurück in den Keller und durch einen schmalen, grell beleuchteten Gang.

"Würdest du die Tür öffnen, Anna?"

Janson deutete auf die Kartenerkennung am Türrahmen. Ich öffnete die Tür doch Janson hielt mich mit einer Hand zurück.

"Du wartest hier."

Verwirrt blieb ich zurück. Doch nicht lange. Nur wenige Minuten später kam Janson wieder aus dem Raum, verschloss die Tür und zog mich den Gang entlang, die Treppe hinauf und durch eine kleine ungesicherte Tür.

Ich stand in einem kleinen Raum der mit zwei Stuhlreihen vollgestellt war. Janson zog mich in die erste Reihe direkt vor einer rießigen Glasscheibe, welche die gesamte Wand ausfüllte. Doch die Glasscheibe war dunkel. Als würde sie aus schwarzem Glas bestehen. Doch plötzlich ging ein grelles Licht an und die Glasscheibe wurde durchsichtig. Ich konnte in einen Raum schauen. Den Operationssaal. Noch nie durfte ich diesen Raum sehen in dem mehrere Maschinen, ein Bett, jede Menge Schläuche und zwei kleine Tische standen die mit Skalpellen und weiteren Sachen die ich aus dem Krankenhaus kannte belegt waren.

"Du fragst dich sicherlich weshalb ich dir das alles zeige, nicht wahr?"

Janson starrte stur gerade aus auf den Operationssaal. Doch ich nickte.

"Wir löschen den Testpersonen das Gedächtnis."

Ich schaute ihn erschrocken an.

"Was? Nein, das war nicht so geplant. Wir..."
"Wir haben entschieden das die Erinnerungen der Lichter sie davon abhalten werden sich auf die Muster zu konzentrieren."

Mit offenem Mund starrte ich ihn an.

"Wir können ihnen nicht das einzigste nehmen was sie noch haben."
"Mein kleiner Liebling..."

Janson legte seine Hand an meine Wange.

"Sie haben nichts mehr. Sie sind Testpersonen. Ihre Erinnerungen würden sie nur quälen. Es ist nur zu ihrem Besten."

Ich schaute auf den Operationssaal. Dann fiel mein Blick auf das Bett. Erst jetzt fiel mir auf das dort ein Junge lag. Seine Hände und Füße waren durch breite Gürtel an das Bett gefesselt. Er wehrte sich. Zwecklos. Doch ich konnte sein Gesicht sehen. Ich würde diesen Jungen immer wieder erkennen. Unsere erste Testperson. Der Anführer. Alby. Vor mir lag Alby. Als ich die Angst in seinen Augen sah wollte ich aufspringen und diesen Wahnsinn beenden. Doch plötzlich öffnete sich die Tür im Operationssaal und zwei Menschen in grünen Overalls und Gasmasken stellten sich neben sein Bett. Ich erkannte sie sofort. Es waren die beiden Frauen vom vergangenen Morgen. Die Frauen beugten sich über Alby. Zwar konnte ich nicht verstehen was sie sagten trotzdem fuhr es mir eiskalt den Rücken herunter. Eine weitere Person betrat den Raum. Der Operationsarzt. Ich kannte ihn, doch seinen Namen hatte ich nie erfahren. Er spritzte Alby eine seltsam aussehende Flüssigkeit. Ich hörte ihn brüllen. Das Blut in meinen Adern gefror. Er wehrte sich wie ein wildes Tier. Doch plötzlich erstarrte er. Ich hielt mir die Hände vor den Mund um nicht zu schreien. Alby fixierte mich mit seinen leeren Augen. Sie hatten ihn betäubt.

"Was..."

Meine Stimme brach ab als ich die seltsame Maske sah welche die beiden Frauen von einem der Tische holten. Eine grauenvoll aussehende Sauerstoffmaske. Doch das Gefühl ließ mich nicht los das es sich nicht um eine Sauerstoffmaske handelte. Vorsichtig setzte eine der Frauen Alby diese Maske auf. Und was dann geschah verschlug mir den Atem. Seltsame dünne Metalldräht fuhren aus der Maske heraus. Sie streiften über Albys Wange und bohrten sich in seine Ohren. Ich schrie erschrocken auf als ich sah wie Albys Augen panisch hin und her huschten, doch sein Körper war weiterhin gelähmt. Ich sprang auf und klopfte gegen die Scheibe. So lange bis Janson mich zurück auf den Stuhl riss.

"Was soll das?"

Entrüsstet sprang ich erneut auf und lief auf die Tür zu.

"So... So war das niemals besprochen! In meinem Plan hat nichts aber auch gar nichts über eine solche Tat gestanden!"

Janson stand auf und nahm meine Hände in seine.

"Erinnere dich daran weshalb du hier bist. Der Brand hat ihnen alles genommen, sie haben Dinge gesehen die sie vielleicht vergessen wollen. Wir tun ihnen nur einen Gefallen damit."

Ich nickte. Doch in diesem Moment wusste ich das es nicht richtig war. Ich würde es kein weiteres Mal zulassen das die Testpersonen gequält werden. In diesem Moment zweifelte ich das erste Mal an diesem Projekt. Janson schüttelte mich.

"Hast du mir zugehört?"
"Nein."

Er schnaufte.

"Du wirst ihn in den Aufzug bringen."

Mit großen Augen schaute ich zu Janson auf.

"Wieso schon wieder ich? Was ist mit Thomas?"
"Er wird sich um den Nächsten kümmern."

Ich warf Janson die Pistole vor die Füße.

"Dieses Mal ohne Gewalt."

Mit diesenn Worten verschwand ich aus der Tür. Mit brummendem Kopf eilte ich die Stufen hinunter, den schmalen Gang entlang, durch den Kontrollraum, hinein in den Gang der zum Labyrinth führte. Ich wartete am Aufzug und sah einigen Wachmännern dabei zu wie sie einige Kisten in den Aufzug schmissen.

"Seit vorsichtig."

Die Männer drehten sich zu mir um und nickten. Diese Kisten waren wichtig. Sie beinhalteten alles was Alby zum Überleben brauchte. Zum Leben auf der Lichtung. In meinen Plänen habe ich ausdrücklich geschrieben das mit jeder neuen Testperson auch neue lebensnotwendige Sachen auf die Lichtung geschickt werden. Doch ein weiteres Mal zweifelte ich an diesem Projekt.

Das verbotene Mädchen || Vor dem Labyrinth || Newt ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt