Kapitel 4

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Ich stand am Eingang des Aufzugs als ich laute Schritte hörte. Janson kam mit zwei Wachen, die jemanden hinter sich her schleiften, durch die Tür. Alby sah noch immer benommen aus. Er schaute sich wirr um und fragte immer wieder wo er sein, wer wir sind und wer er war. Die Wachmänner schmissen Alby in den Aufzug und verließen mit einem Kopfnicken von Janson den Raum.

"Kümmer dich um ihn."

Noch bevor ich etwas dagegen sagen konnte, drückte Janson mir eine Spritze mit einer seltsamen grünen Flüssigkeit in die Hand und war auch schon verschwunden. Ich eilte zum Aufzug und kletterte in die metallische Box. Alby schaute sich panisch um.

"Wo bin ich?"
"Das ist nicht wichtig. Du musst mir vertrauen."

Er schaute mich verwirrt an.

"Dein Name ist Alby."

Mit diesen Worten spritzte ich ihm die Flüssigkeit. Mit einem leisen Zischen floss sie in seine Venen. Albys Augen wurden schwerer. Er schlief ein und blieb auf dem kalten Metallboden der Box liegen. Inmitten von Kisten, Boxen und Fässern, alle mit der selben Aufschrift. ANGST. Ich kletterte aus der Box und verschloss die Tür. Nach dem ich das Klicken der Schlösser gehört hatte drückte ich den großen Knopf. Eine ohrenbetäubende Sirene ging los. Ich schaute der Box dabei zu wie sie immer höher stieg bis sie aus meinem Blickfeld verschwand. Sofort rannte ich los. Mit nur einem Ziel. Dem Kontrollraum. Ich musste ihn beobachten, helfen wenn nötig. Es war mir egal was Janson mit mir machen würde wenn es rauskäme. Ich hatte meinen Entschluss gefasst. Wenn sich niemand an meine Pläne hält, dann werde ich mich auch nicht an ihre halten. Hastig stolperte ich die Stufen hinauf und den schmalen Gang entlang. Ruckartig zog ich die Karte durch das Erkennungsgerät und riss die Tür auf. Ohne auf die Blicke der anderen zu achten stürzte ich mich an meinen Schreibtisch und lenkte meine Kameras auf die Lichtung. Die Box war hochgefahren. Doch Alby schien noch immer bewusstlos. Thomas tauchte plötzlich hinter mir auf, legte sein Kinn auf meine Schulter und flüsterte mir leise ins Ohr.

"Was hat er dir gezeigt?"

Ich schüttelte nur den Kopf.

"Erzähle es mir später, wenn wir alleine sind."

Ich nickte.

"Bereit für Phase eins, kleiner Liebling."

Erschrocken wich Thomas von mir, setzte sich neben mich an seinen Schreibtisch und gab mir den Blick auf Janson frei.

"Natürlich, sonst wäre ich nicht hier."
"Und darüber bin ich froh."

Janson streichelte über meinen Kopf und verschwand. Ich atmete tief durch und schaute hinüber zu Thomas. Er schaute mich mit großen Augen an doch ich schüttelte ein weiteres Mal nur den Kopf. Doch plötzlich regte sich etwas auf dem Bildschrim. Sofort zog ich ihn groß und breitete das Bild über der halben Wand aus. Ich ließ nur ein wenig Platz für einen weiteren Bildschirm auf dem ich Albys Daten und Werte anzeigte. Das Tor der Box öffnete sich mit einem leisen Knirschen von Metall auf Metall. Alby aus der Box gekrabbelt. Er rieb sich den Kopf und schaute mit zusammengekniffenen Augen über die Lichtung. Seine Augen weiteten sich und er blickte sich verwirrt um.

"Hallo?"

Seine Stimme hallte durch den Kontrollraum. Sofort drehte ich die Lautsprecher leiser und setzte mein Headset auf. Ich musste ihm Anweisungen geben. Erklärungen. Die Verwirrung und Panik in seinen Augen machte mich verrückt. Doch Thomas hielt mich davon ab. Er nahm das Headset und verstaute es wieder in einer Schublade.

"Du weißt wir dürfen das nur im äußersten Notfall."

Ich schaute ihn wütend an und blickte erneut auf den Bildschirm. Alby sprang zurück in die Box und hievte die Kisten heraus. Nachdem die Box leer war schloss er den Deckel. Ein lautes Knirschen war zu hören das Alby erschrocken zusammen zucken ließ. Die Box fuhr wieder runter. Sofort riss er den Deckel auf und blickte in ein schwarzes Loch aus Dunkelheit. Es sah unendlich tief aus. Doch das war es nicht. Alby brüllte und schlug den Deckel zu. Fluchend wendete er sich erneut den Kisten zu.

"Sie hatten Recht mit ihm. Er ist perfekt dafür geeignet um der Erste zu sein."
"Was meinst du?"

Ich schaute zu Thomas. Doch sein Blick blieb auf dem Bildschirm geheftet.

"Er hätte sich in eine Ecke verziehen können und einfach auf seinen Tod warten können. Doch er quält sich durch. Er wird es schaffen."

Wütend sprang ich auf.

"Du hast doch keine Ahnung."

Mit diesen Worten stürmte ich aus dem Kontrollraum. Hastig stürmte ich durch die Gänge. Bis ich bei meinem Zimmer ankam. Ruckartig riss ich die Tür auf und schmiss sie mit einem lauten Knall hinter mir zu. Seufzend schmiss ich mich auf mein Bett. Niemals, wirklich niemals wollte ich das dieses Projekt so abläuft. Ich hatte es anders geplant. Doch scheinbar hatten nicht Thomas und ich das Sagen, sondern Janson. Wir waren nur kleine Marionetten die so naiv waren und ihm all die Pläne, Aufzeichnungen und Ergebnisse geliefert haben die er gebraucht hatte um diesen grausamen Plan zu erschaffen. Es war nicht länger mein Projekt, es war das von ANGST.



Das verbotene Mädchen || Vor dem Labyrinth || Newt ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt