Kapitel 22

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Wie in Trance lief ich den Gang entlang der zu dem Zimmer der Testpersonen führte. Doch der Weg fühlte sich an wie mein Todesmarsch. Ich spürte wie mich jeder Meter weiter zeriss. Ich wusste das es keine gute Idee gewesen war mich meinen Gefühlen hinzugeben. Nun wurde es mich nur noch mehr zerstören. Verlieben war eine schlechte Sache. Ein Mensch wie ich durfte sich nicht verlieben. Dazu war ich nicht geschaffen. Ich war einzig und alleine auf dieser Welt um ANGST aufzuhalten. Doch auch dieser Plan schien nun gelaufen zu sein. Janson würde mich nun nur noch mehr beobachten. Ich war seine Marionette. Mit mir konnte er machen was er wollte, oder Thomas und ich würden sterben. Seit langem hatte es Janson geschafft mich in meine weißen Klamotten zu stecken. Ich sollte so sein wie er es wollte. Ich trug ein weißes kurzes Kleid das ab der Taille weiter ausfiel und mir nur bis knapp zur Mitte meiner Oberschenkel ging. Dazu trug ich die weißen High Heels die ich so sehr hasste. Um meinen Oberschenkel war ein Waffengürtel geschnallt in dem sich meine Pistole befand. Wieso Janson mir erneut eine Waffe anvertraute wusste ich nicht. Meine Haare waren ordentlich und glatt. Ich fühlte mich wie eingesperrt in meinem eigenen Körper. Mit zitternden Händen öffnete ich die Schlösser der dicken Eisentür. Die nun zusätzlich verstärkt wurde sodass sie undurchdringbar war. Ich schob sie langsam auf und spürte wie meine Knie immer weicher wurden. Mein Blick war gesenkt als ich die Tür wieder schloss. Ich war mit dem Rücken zu meinen Freunden gedreht als ich hörte wie sie langsam auf mich zukamen.

"Anna, was-"

Ruckartig schnellte ich herum und zielte mit meiner Waffe auf sie.

"Kommt mir nicht näher."

Newt schaute mich schockiert an.

"Was ist passiert?"
"Janson... Er weiß bescheid."

Gally ließ sich aufs Bett sinken. Minho und Newt standen wie vor den Kopf gestoßen vor mir.

"Er war gerade im Kontrollraum. Er bedrohte Thomas mit einer Waffe und-"
"Die Male an deinem Hals."

Ich legte instinktiv meine Hand an die Blutergüsse an meinem Hals die ich von der Wache hatte.

"Sie wollten uns töten. Sagten wir sind nur noch am Leben weil wir unseren Job machen müssen. Womöglich liegt es daran das wir die einzigen sind die den nötigen IQ dazu haben."
"Anna, was hat das-"
"Wir werden uns nie wieder sehen."

Newt starrte mich mit offenem Mund an.

"Nein, das-"
"Newt, ich habe keine andere Wahl. Ich habe es dir von Anfang an gesagt. Ich bin nicht dazu geschaffen um zu lieben. Ich bin nur auf dieser Welt um für diese Organisation zu arbeiten."
"Das ist nicht wahr."

Ich nickte langsam.

"Doch, das ist es."

Tränen sammelten sich in meinen Augen.

"Du hast Recht, Newt. Ihr werdet mich wiedersehen."

Ein kleiner Hoffnungsschimmer durchzog sein Gesicht.

"Ich werde diejenige sein die euch ins Labyrinth bringt."
"Das ist in Ordnung."

Ich schaute ihn ungläubig an.

"Das ist es nicht, Newt. Das ist es nicht."
"Anna, wir finden einen Weg. Irgendwann werden diese Idioten einen Fehler machen. Einen Fehler der ihr Ende sein wird."
"Das werden sie nicht."

Plötzlich hörte ich das Piepen der Sprechanlage.

"Anna, du wirst unverzüglich im Kontrollraum erwartet. Und mit unverzüglich meine ich sofort."

Jansons Stimme hallte durch den Raum. Newt schaute mich flehend an.

"Es tut mir leid, Newt."

Ich steckte meine Waffe zurück in die Halterung und wollte gerade die Tür öffnen als mich eine starke Hand am Arm packte und umdrehte. Newt legte seine Lippen fest auf meine. Eine unglaubliche Welle des Glücks durchströmte meinen Körper. Ich spürte wie Newt all seine Panik und Verzweiflung in diesen Kuss legte. Wir waren nur zwei Teenager die ein normales Leben führen wollten. Zwei Teenager die sich verliebt haben an einem Ort an dem es keine Liebe geben durfte. Ich legte meine Arme um seinen Hals und drückte ihn enger an mich. Wir beide spürten es, dies war unser Abschiedskuss. Tränen liefen meine Wangen hinab. Doch Newt löste sich zögerlich von mir, legte seine Hände um mein Gesicht und wischte die Tränen mit seinem Daumen davon. Er schaute mir tief in die Augen.

"Wir finden einen Weg. Irgendwie. Aber ich schwöre dir hier und jetzt. Die können vielleicht mein Gedächtnis löschen, doch nicht mein Herz."

Ich legte meine Hand an seine Brust.

"Ich liebe dich, Newt."

Ich streichelte über seine Wange bevor ich die Tür öffnete und verschwand. Die Schlösser rasteten ein. Ich lehnte mich gegen die Tür und begann unaufhörlich zu schluchzen. In diesem Moment brach mein Herz. Ich spürte wie es mich innerlich zeriss. Ich liebte Newt. Das tat ich. Und genau das war mein Fehler. Ich durfte nicht lieben. Ich musste diese Gefühle abschalten. Auch wenn ich genau wusste das es niemals passieren würde. Langsam torkelte ich durch den Gang. Ich machte mich auf den Weg in den Kontrollraum. Zu dem Menschen der mein Leben zerstörte. Eines Tages würde ich mich an Janson rächen. Ich wusste noch nicht wie. Aber ich schwörte es mir selbst. Dieser Mann sollte leiden für das was er uns allen angetan hatte. So viele Leben hatte er zerstört. Dafür sollte er leiden.


Das verbotene Mädchen || Vor dem Labyrinth || Newt ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt