Kapitel 21

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Als ich aufwachte lag ich alleine in meinem Bett. Thomas hatte Newt sicher zurück zu den anderen gebracht bevor er in den Kontrollraum ging um nach Alby zu schauen. Ich griff unter mein Kopfkissen und zog das Foto heraus. Es war eine schöne Idee von Thomas dieses Foto zu machen. So hatte ich eine Erinnerung. Eine Erinnerung die nicht in meinem Kopf existierte. Die nicht von ANGST gelöscht werden konnte. Eine Erinnerung auf Papier. Die ich in meinen Händen halten konnte. Ich schmunzelte und schaute auf die beiden Personen auf dem Foto. Ich hatte meine Arme fest um Newts Hals geschlungen. Wie strahlten in die Kamera. In diesem Moment vergaßen wir ANGST. Auch wenn mein Zimmer auf dem Foto aussah wie ein Verhörzimmer. Schon lange hatte ich die Vermutung das sich ein Verhörzimmer hier befunden haben muss, bevor sie mein Zimmer daraus gemacht hatten. Die Spuren der ausgerissenen Kabel der Kameras und Mikrofone waren gut zu sehen. Ich seufzte und strich mit meine Finger über das Foto als ich das Zischen der Sprechanlage hören konnte.

"Anna. Bitte komme so schnell wie möglich in den Kontrollraum."

Ich versteckte das Foto unter einer losen Fliese im Boden bevor ich aus meinem Zimmer stürmte. Ich eilte durch die Gänge, nahm drei Treppenstufen auf einmal und riss die Tür auf. Janson stand mit dem Rücken zu mir. Die Lichter waren gedämmt und kein einziger Mitarbeiter war zu sehen. Nicht einmal Thomas. Ich sah nur Jansons Rücken. Ich hörte wie plötzlich die Tür hinter mir ins Schloss fiel und verriegelt wurde. Langsam drehte sich Janson zu mir um und gab mir den Blick frei auf denjenigen der vor ihm stand. Thomas. Janson hielt ihm eine Pistole an die Stirn. Als ich auf Thomas zustürmen wollte wurde ich plötzlich gepackt. Eine der Wachen legte seine gewaltigen Hände um meinen Hals und schleifte mich neben Thomas. Doch er lockerte seinen Griff nicht. Stattdessen schleuderte er mich gegen die Wand. Als ich am Boden saß packte er mich erneut am Hals, zog mich nach oben und drückte mich gegen die Wand indem er meinen Hals zudrückte. Ich stand nur noch auf meinen Fußspitzen als ich panisch zu Thomas schaute. Sein Blick lag ruhig auf mir. Als wollte er mich beruhigen, was jedoch nicht klappte.

"Dachtet ihr wirklich wir sind so blöd?"

Ich schaute ihn mit großen Augen an.

"Was meinst du?"

Meine Stimme war nicht mehr als ein verzweifeltes Krächzen.

"Der Wachmann hat dir nicht in den Fuß geschossen, nicht wahr?"

Mir fehlten die Worte. Der Wachmann trat mir gegen den Fuß an der die Streifwunde war. Ich zuckte gequält.

"Antworte!"

Janson schaute mich wütend an. Doch ich schwieg. Niemals würde ich ihm etwas erzählen. Lieber würde ich sterben. Und ganz danach sah es aus.

"Rede..."

Er drückte die Pistole fester an Thomas Stirn.

"... oder ich töte ihn."

Thomas Blick lag noch immer auf mir als er mich flehend anblickte. Doch als ich das Klacken der Entsicherung der Pistole hörte floss die Panik durch jede meiner Adern.

"Ja. Du hast Recht. Der Wachmann hat nicht auf mich geschossen. Ich habe auf ihn geschossen."

Der Griff der Wache wurde fester. Ich schnappte nach Luft. Spürte wie er meine Kehle zerdrückte. Ich schaute in seine Augen. Die blanke Wut lag darin. Er schaute mich mit einer Abscheu an die mich erschaudern ließ.

"Er war mein bester Freund."

Die knurrende Stimme der Wache drang in meine Ohren.

"Es... tut mir... leid."

Jedes Wort klang erstickt und gequält.

"Warum hast du das getan?"

Ich schaute wieder zu Janson. Er hatte die Pistole gesenkt. Er wirkte enttäuscht und bedrückt.

"Warum hast du diese Wache getötet, Anna."

Er schaute mich mit großen Augen an.

"Ich gebe dir genau eine Chance um die Wahrheit zu sagen."
"Ich habe mich bedroht gefühlt."

Janson hob die Pistole an und drückte ab. Ich schrie schmerzend auf. Doch Janson traf nur die Wand neben Thomas Kopf. Ich sah wie sich Thomas Brust hastig hebte und senkte.

"Lüge. Es war wegen den Testpersonen."

Ich riss meine Augen auf.

"Denkt ihr wirklich ich wäre so dumm?"

Ich schüttelte verzweifelt den Kopf. Tränen stiegen in meine Augen.

"Ich weiß nicht was ihr vorhattet. Aber diese Sache ist vorbei."

Die Wache drückte noch fester zu. Ich konnte Janson nicht widersprechen. Meine Möglichkeit zu sprechen war vertan. Ich schaffte es gerade so Luft zu bekommen. Auch wenn jeder Atemzug sich anfühlte wie hundert kleine Rasierklingen in meiner Kehle.

"Das habe ich niemals von dir erwartet, kleiner Liebling."

Ich versuchte mich aus den Fängen der Wache zu befreien. Zwecklos. Sein Griff war wie aus Stein.

"Ihr habt uns verraten."

Janson legte die Pistole zurück an Thomas Stirn. Dieser schaute mir tief in die Augen. Tränen liefen seine Wangen hinunter. Ebenso wie bei mir. Als das erneute Klacken der Entsicherung ertönte blieb meine Welt stehen.

"Du kannst meine Seele brechen, mir mein Leben nehmen, mich schlagen, mich verletzten, mich töten, aber um Himmels Willen, fass ihn nicht an."

Janson blickte mir direkt in die Augen.

"Ihr werdet weiterhin das tun was ich euch sage. Ihr werdet euch nie wieder gegen uns stellen. Ihr macht euren Job. Nur deswegen seit ihr noch am Leben. Habt ihr das verstanden?"

Ich schaute Janson flehend an.

"Ja, ja, ja! Aber bitte tut es nicht. Bitte töte ihn nicht. Er ist alles was ich noch habe. Ich brauche ihn. Bitte Janson. Bitte. Ich werde alles tun was du verlangst. Ich werde mich nie wieder gegen dich stellen. Und..."

Tränen stürmten meine Wangen hinunter.

"... ich werde heute noch hinab zu den Testpersonen gehen und ihnen sagen das wir uns nicht mehr sehen werden."

Janson lachte.

"Oh... du wirst sie wiedersehen."

Er grinste mich siegessicher an.

"Du bist diejenige die sie ins Labyrinth bringt."


Das verbotene Mädchen || Vor dem Labyrinth || Newt ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt