36. Geheimnisse

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Anna's Sicht:

Finn. Er heißt also Finn. Nachdem die beiden Männer noch einige Worte untereinander getauscht haben, werde ich von der Menge weggetragen. Es ist mittlerweile später Nachmittag und die Sonne steht tief. Leises Vogelgezwitscher ist zu hören und das leise rascheln der Blätter liegt in der Luft. Wahrscheinlich würde ich diesen Moment der Ruhe sogar genießen, wenn man davon ausgeht dass es hier um Leben und Tod geht und ich von einem Wildfremden irgendwohin verschleppt werde.

"Du kannst jetzt deine Augen ganz aufmachen", sagt Finn leise. Etwas erschrocken öffne ich meine Augen und schaue mich um. Wir laufen einen kleinen Abhang hinunter. " Wegen dem grellen Licht ist es schwer, alles scharf zu sehen. "Du hast Glück, dass die anderen nicht bemerkt haben, dass du wach bist. Die hätten dich sofort wieder niedergeschlagen", meint er und trägt mich zu einer, sich in einem Felsen befindeten, Höhle. Einer kleiner Vorsprung ragt über dem Höhleneingang hervor, was ein bisschen wie ein kleines Dach aussieht. Zwei Arme stellen mich wieder auf den Boden. "Kannst du stehen?", fragt er und hält mich an den Schultern fest. Ich nicke und versuche meine Umgebung genauer zu betrachten. Seine Hände fahren über meine Arme zu meinem Rücken, auf dem er die Fesseln von meinen Gelenken löst. Eine kleine Feuerstelle befindet sich vor dem Eingang, in der noch schwach Kohle glüht.

" Ehh, warum genau bin ich hier...?", frage ich Finn, als er gerade etwas in seinem Rucksack sucht. Er lacht kurz auf und dreht sich zu mir um. In seiner Hand liegt ein großer roter Apfel, welchen er mir zu wirft. Und durch meine supertollen Fänger-Skills fange ich ihn gerade so, nachdem er schon an meinem Bauch, meiner Hand und meinem Oberschenkel abgeprallt ist. "Hier, ess den", sagt er und setzt sich an die Feuerstelle, die er erneut zum Brennen bringt. Ich setze mich ihm gegenüber, sodass das Feuer zwischen uns steht. Die Sonne ist mittlerweile fast untergegangen. Ich nehme einen Bissen von meinem Apfel, was ich sonst nie tun würde, würde nicht mein Leben auf dem Spiel stehen. Fasziniert betrachte ich Finns Hände, wie er das Feuer wieder anzündet und Holz nach legt. " Also, nochmal zurück zu meiner Frage, was mache ich hier überhaupt?", frage ich ihn. Er sieht mich etwas ratlos an, wodurch ich mich winde unter seinem Blick. "...Du weißt es wirklich nicht, oder?", antwortet er leise. Ich schüttele den Kopf und nehme noch einen Bissen. Der schmeckt wirklich gut. "Alle Tribute machen Jagd auf dich und Cindy. Da ihr als Team hier rein gekommen seid, sehen euch andere als doppelte Bedrohung, aber da nur einer von euch sterben muss, damit ihr verliert, sehen euch viele als ungefährlich.", erklärt er.

" Und was hat das damit zu tun, dass ich hier bin?", bohre ich weiter nach. Finn fährt sich mit der Hand durchs Haar und schaut mich wieder an. "Carlos, der große Wixxer von vorhin, er will euch nicht nur umbringen, sondern auf die gröstmoglichst schlimmste Weise, die euch nicht nur körperlich, sondern auch psychisch tötet. Das, was du für Cindy getan hast, dass du für sie freiwillig hier rein wolltest, das muss man die hoch anrechnen. Aber es macht euch den Weg nicht leichter. Carlos weiß anscheinend etwas von dir, dass eigentlich niemand wissen kann, und das wird er gegen dich einsetzen", fährt er fort. Scheiße, was könnte er wissen. Das mit Haymitch? Oder noch schlimmer... Unser Baby. Er will mir mein Kind wegnehmen....

" Hey Anna, alles klar? Du bist kreidebleich im Gesicht ", fragt Finn und kommt ums Feuer zu mir herüber. Als er fast bei mir ist, rutsche ich ein Stück von ihm weg. Keiner wird meinem Kind etwas tun! Er scheint meine Abwehr zu bemerken und bleibt stehen. " Hey, keine Angst. Ich werde dir nichts tun. Ich hab dir bis jetzt nicht getan und werde es auch in Zukunft nicht tun. Ich will mit euch kämpfen, gegen Carlos und seine Jungs. Er hat schon viele Menschenleben auf dem Spiel, darunter auch meine beste Freundin, und dafür muss es bezahlen. Aber dafür musst du mir helfen." Ich schaue ihn unsicher an und rutsche wieder zurück, sage aber kein Wort. Er holt tief Luft und erklärt: "Also, offiziell bist du meine Gefangene, aber das ist Schwachsinn. Aber bitte tue mir einen Gefallen und spiel mit. Sie werden kontrollieren, ob ich meine Sache auch anständig erledige. Du sollst eigentlich nur in der kalten Höhle liegen, bist du vor Hunger nicht mehr aufstehen kannst. Sie würden dich locken und dann eiskalt ermorden. Aber ich werde dafür sorgen, dass du genügend bekommst. Es wird zwar nicht viel sein, aber es reicht zum Überleben."

Schweigend höre ich mir seinen Plan an. "Ich denke, das bekomme ich hin", meine ich und er atmet erleichtert auf. "Gut, aber bitte denk daran, die Sache darf nicht auffliegen. Achja, noch etwas... Was könnte Carlos schlimmes über dich wissen...?", fragt er leise und zurück haltend. Soll ich es ihm sagen? Ach was hab ich schon zu verlieren... Ein Baby. " Also die Sache ist die, ich-", ein Knacken lässt und zusammen fahren. Scheiße! "Schnell, leg dich in die Höhle. Ganz hinten, mit dem Rücken zu mir und sei ganz still!"

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