Kapitel 6

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Ich kämpfte nicht dagegen an, wusste, dass mein kleiner Versuch völlig nutzlos sein würde. Ich dachte ehrlich gesagt nicht, dass jemand irgendwas an mir versuchen würde.

Harrys Griff um meine Hand festigte sich, sobald er realisierte, dass alle Augen auf uns gerichtet waren. Ich hielt meinen Kopf unten, meine Wangen begannen sich zu erwärmen, meine Augen waren schüchtern auf seine Schuhe fixiert. Ich mochte Aufmerksamkeit nicht, zusammengefasst war es etwas, dass ich so gut wie es ging versuchte, zu meiden.

"Wo gehst du jetzt hin?" fragte Harry, holte mich aus meinen Gedanken.

"Zu Englisch, Raum B-12," antwortete ich, ließ meine Augen endlich zu seinen huschen.

"Ich muss zu Mathe, was auf der anderen Seite der Schule ist. Wir sehen uns in der Mittagspause?"

"Wenn es dir nichts ausmacht mit Layla und Anna zu sitzen, dann ja, klar."

Harry leckte sich über die Unterlippe.

"Ich dachte, wir könnten allein sitzen."

"Warum? Die Leute werden uns bloß anstarren," fragte ich. Ich war leicht über die Tatsache verärgert, dass er von mir erwartete meine Freunde wegzustoßen.

"Darum geht es ja," schmunzelte er.

"Du scheinst eine ziemlich...große Menschenmenge anzuziehen."

"Ich weiß," murmelte er, sein Blick bewegte sich langsam zu unseren umschlungenen Händen herunter. Sein kleines Lächeln das folgte, ließ meinen Atem stocken.

"Nervt dich das nicht?" fragte ich.

"Was?" fragte er, schnellte mit seinem Kopf hoch.

"Die Aufmerksamkeit," sagte ich, benutzte meine freie Hand, um mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen.

"Nicht wirklich. Man gewöhnt sich nach einer Weile dran."

"Oh," seufzte ich, zog meine Hand langsam aus seiner heraus.

"Was machst du?" fragte er, runzelte die Stirn.

"In den Unterricht gehen? Es sind nur noch ein paar Minuten, bis er anfängt."

"Warte," rief er, als ich mich zu ihm umdrehte.

"Was?"

Harry gab mir ein unverkennbares Schmunzeln.

"Achte darauf, dass deine Kette sichtbar bleibt."

Ich verdrehte gedankenverloren meine Augen, bevor ich mich auf den Weg zu dem kurzen Treppenlauf zu dem Englisch-Flügel machte. Gerade als ich den Raum erreichte läutete die Glocke, die mich glücklicherweise pünktlich ankommen ließ. Ich war die letzte der ganzen Klasse, was nur ein paar Tische frei ließ.

Ich fand einen Platz auf der Hinterseite des Raumes, war von zwei Mädchen umgeben, die ich nicht kannte. Sie waren beide so mit ihren Handys beschäftigt, dass sie noch nicht einmal "hi" sagten.

Der Lehrer überprüfte sofort die Anwesenheit und fuhr dann mit den Klassenregeln und Abläufen fort, was es unmöglich machte, jemanden kennenzulernen. 

Die Stunden, die zu der Mittagspause führten, gingen ziemlich schnell vorbei, außer Mathe natürlich, was sich in die Länge zog. Auf den Gängen begegnete ich Harry nicht, was seltsam war, ich dachte das ich ihn sichten würde, da er die restlichen Schüler praktisch überragte.

Ehe ich mich versah suchte ich nach Layla, Anna und etwas nach Harry. Ich wusste ganz sicher, dass Layla und Anna bereits zusammen irgendwo waren, also würde es nicht so schwer sein sie zu finden. Harry war eine komplett andere Geschichte. Ich hatte absolut keine Ahnung, wo er sein konnte.

Ich entschied, zu dem Tisch zu laufen wo wir die letzten Jahre gesessen waren, dachte das sich daran nichts geändert hatte, und ich hatte Recht. Layla und Anna saßen da, waren der Menge zugewandt, doch sie nahmen meine Präsenz immer noch nicht zur Kenntnis. Ich schlich mich um die Seite herum und setzte mich gegenüber von ihnen, ihre Augen weiteten sich, als sie mich sahen.

"Oh mein Gott, Harley," begann Layla, doch Anna schnitt ihr das Wort ab.

"So gut wie die ganze Schule weiß von Harry und dir," sagte sie schnell, ihre Worte in einem schnellen Atemzug durcheinandergeworfen.

"Das ist keine Überraschung," seufzte ich, stützte meine Ellbogen auf dem Tisch ab.

"Er wollte, dass ich heute bei ihm sitze."

"Und, tust du es?" fragte Anna.

"Ich weiß nicht wo er ist."

"Wirst du ihn suchen?" fragte Layla, hob eine Augenbraue.

Ich zuckte mit den Schultern.

"Er kann mich suchen."

Layla schmunzelte. "Da ist was dran."

Annas Augen bewegten sich von Layla zu dem Platz hinter mir.

"Nun, es scheint, als hätte er das bereits getan."




Keeper » German TranslationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt