Hellblaue Augen und lange, braune Haare spähten um die Ecke, das Gefühl von nichts anderem als purer Erleichterung durchflutete mich. Ihre weißen Converse klackten, als sie sich komplett in meinem Zimmer befand. Ich konnte sehen, dass sie wusste was wir im Schilde führen.
Sie würde sich deswegen später ohne Zweifel aufregen.
Ich räusperte mich, ehe ich sprach.
"Anna?"
"Ich wusste nicht, dass du Gesellschaft hast," murmelte sie. Harry und ich saßen beide gegenüber von einander auf dem Bett, ließen Anna zweifellos unbehaglich fühlen.
Er war auf seinen Knien und ich saß im Schneidersitz da.
Ich warf ihr ein leichtes Nicken und ein halbes Lächeln zu, war mir unsicher was ich sagen sollte.
Anna stand einfach unbehaglich da, wippte auf ihren Füßen vor und zurück, bevor sie den Türgriff beäugte.
"Tut mir leid, ich werde einfach gehen-"
"Nein, du kannst bleiben," versicherte ich ihr.
"Nein, nein, ist schon okay, wirklich." Sie lachte, drückte die Türklinke runter.
"Aber du bist gerade erst gekommen," wies ich sie hin.
Sie winkte mit ihrer freien Hand ab.
"Ich habe noch eine Menge Hausaufgaben, die ich erledigen muss, ist schon okay."
"Dann sehen wir uns morgen in der Schule?" fragte ich.
"Klar, tschüss," zirpte sie, schloss die Tür schnell hinter sich.
Ich drehte mich wieder zu Harry, der, kaum überraschend, seinen Lippenpiercing zwischen seinen Zähnen hatte.
"Das machst du oft," sagte ich.
"Ist eine Angewohnheit."
Ich spürte, wie Harrys Arme sich um meine Taille hüllten.
"Willst du beenden, was wir angefangen haben?" zwinkerte er.
"Ich glaube, das war gut genug," lachte ich.
"Oh, also war es gut?" lächelte Harry.
Ich verdrehte meine Augen.
"Willst du mit dem Spiel weitermachen oder etwas anderes machen?" fragte ich.
Harry wackelte mit seinen Augenbrauen.
"Etwas anderes."
"Nein, okay, keine-keine Berührungen, kein Küssen," stammelte ich.
Sofort riss ich seine Hände von mir weg, glücklicherweise wehrte er sich nicht allzu sehr.
Harry lachte.
"Ah, also wurdest du auch noch nie berührt?"
"Halt den Mund," murmelte ich.
Harry lachte erneut.
"Also kann ich das nicht machen-"
Und damit küsste er meine Wange.
"Oder das-"
Er fuhr fort, meine Nase flüchtig zu küssen.
"Oder wie wär's damit-"
Seine Lippen landeten erneut auf meinen, doch nur für einen kurzen Moment, bevor er wegzog.
Ich konnte spüren, wie ich rot wurde.
"Ich sagte, kein Küssen," murmelte ich.
Harry hob eine Augenbraue und brachte sein Gesicht näher an meines.
"Tut mir leid, was hast du gesagt?"
"Ich sagte, kein Küssen," sagte ich ein wenig lauter.
Harrys Lippen schwebten über meinen.
"Tut mir leid, ich kann dich nicht hören. Ein bisschen lauter?"
Ich verengte meine Augen.
"Ich sagte, küss mich nicht."
Harry verengte seine Augen ebenfalls.
"Zwing mich doch."
Ich atmete tief durch meine Nase aus.
"Ich glaube, du solltest gehen."
Harry runzelte die Stirn.
"Warum?"
"Meine Mum kommt bald nach Hause, und sie kommt immer hoch, um mich zu sehen."
"Okay," erwiderte Harry freiheraus.
Er hüpfte aus meinem Bett und ging zum Fenster.
"Bis morgen?" schmunzelte er.
"Ja," sagte ich.
"Kann es kaum erwarten," schmunzelte er.
Ich hob eine Augenbraue.
"Wie kommst du wieder runter?"
"Ich springe einfach," meinte er schulterzuckend.
"Sei vorsichtig."
"Ich versuch's," zwinkerte er.
Harry begab sich zu der Kante des Daches, wo er die Seiten mit seinen Händen packte. Er warf seine Beine über den Sims, bevor er seine Hände loslässt. Ich konnte nicht ausmachen, ob es ihm gut ging, denn das Dach blockierte die Sicht, doch schon bald begann er in des Gehweges zu laufen und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
Er begann wegzujoggen und ich schloss das Fenster, was mein Zimmer totenstill machte. Das einzige was ich hören konnte war das schwache Geplapper in dem Fernseher unten.
Ich begab mich nach unten ins Wohnzimmer, wo mein Vater Zeitung laß.
"Ist zwischen dir und mir alles okay, Anna?" fragte er, zog das Papier vor seinen Augen herunter.
"Ja, alles okay," lächelte ich.
"Wie geht es ihr?" fragte er.
"Gut," antwortete ich bloß.
"Warum hatte sie es so eilig, zu gehen?" fragte er.
"Hausaufgaben," meinte ich schulterzuckend.
"Schon? Am zweiten Tag?" fragte mein Vater.
"Ja," seufzte ich.
Gerade als eine unbehagliche Stille den Raum füllte, kam meine Mum durch die Haustür.
"Wie war dein Tag, Süße?" lächelte sie.
"Gut." Ich lächelte zurück.
"Wenn man den Unterricht zu schwänzen und Nachsitzen zu bekommen gut nennen kann," unterbrach mein Vater.
Meine Mum hob eine Augenbraue.
"Wie bitte?"
"Das war nicht meine Absicht, ich habe die Zeit aus den Augen verloren. Es tut mir leid," verteidigte ich mich.
"Sie ist in die Bibliothek gegangen, obwohl das strengstens verboten ist," sagte wieder einmal mein Vater.
Ich verdrehte die Augen.
"Ich sagte doch, es tut mir leid."
"Sie ist mit diesem Harry gegangen," blaffte mein Vater erneut.
"Oh, Harry?" fragte sie.
"Und?" fragte ich.
"Ich habe eben gesehen, wie er das Haus verließ, als ich angefahren kam. Aber es war sehr seltsam, denn sobald er mich gesehen hat hat er angefangen, zu rennen."
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Keeper » German Translation
Hayran KurguJeder in dieser Welt hat einen Seelenverwandten. Wenn man geboren wird, bekommt man eine silberne Halskette mit einem komplizierten Anhänger. Es gibt nur zwei auf der ganzen Welt, die gleich sind. Die Fürsorglichen, die Schüchternen, die Selbstbewus...