Kapitel 22

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Meine Augen weiteten sich bei ihren Worten.

"W-wie hast du es herausgefunden?" stammelte ich.

"Ehrlich gesagt, Liebling, war das offensichtlich. Du hättest eine alte, schlabberige Jogginghose und ein beschissenes Sweatshirt angezogen, um mit deinen Freunden etwas essen zu gehen, keinen schicken, schwarzen Rock," lachte sie.

Ich begann allmählich ebenfalls zu lachen, als ich realisierte, wie leicht sie es auffasste.

"Keine Sorge, ich werde deinem Vater nichts erzählen," flüsterte sie.

"Danke," seufzte ich.

Gerade als ich dachte, dass sie ging, rutschte sie auf meinem Bett nur näher zu mir, ihr Grinsen wurde größer.

"Also, wie war es?" fragte sie mit großen Augen.

"Gut. Es war gut," lachte ich.

"Wo seid ihr hingegangen?" fragte sie weiter.

"In ein kleines, süßes Café," lächelte ich.

Meine Mum hob ihre Augenbrauen.

"Hat er gezahlt?" fragte sie.

"Er hat darauf bestanden," meinte ich schulterzuckend.

"Das war nett von ihm," lächelte meine Mum.

"Ich weiß," nickte ich.

"Es ist schwierig, so einen Jungen in deinem Alter zu finden." Meine Mum seufzte, rieb eine Hand über meine Stirn.

"Ich weiß," wiederholte ich.

"Was macht Dad?" fragte ich, kaute an meinen Nägeln.

"Fernsehen," murmelte sie.

"Was macht er sonst noch, außer zur Arbeit zu gehen und vor dem Fernseher zu sitzen?" scherzte ich.

"Oh, du kennst deinen Vater, und du weißt, dass es da nicht viel gibt," lachte sie. Nach einer kurzen Stille räusperte sie sich.

"Er will nur nicht sehen, wie seine Tochter das Herz gebrochen bekommt. Sei ihm nicht böse," flüsterte sie.

"Ich weiß," murmelte ich.

"Harry scheint ein guter Junge zu sein," murmelte meine Mum, woraufhin ich kicherte.

"Ja, das ist er wirklich. Er ist viel süßer als er aussieht."

"Dein Vater wird irgendwann nachgeben, Süße. Mach dir keine Sorgen," lächelte sie.

"Gute Nacht, Harley," rief sie, ging in Richtung Tür.

"Gute Nacht," murmelte ich.

Bevor sie den Flur entlang verschwand, sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen zu mir zurück.

"Es wird heute Nacht keine Mitternachtsgäste geben, die durch dein Fenster hüpfen, oder?" fragte sie scherzend.

Ich spürte, wie meine Wangen warm wurden.

"Nein-nein," stammelte ich.

"Besser nicht," lachte sie, schloss die Tür hinter sich.

Am nächsten Morgen wachte ich früher auf als sonst, was mir genug Zeit gab, um ein schönes Outfit herauszusuchen und sorgfältig Make Up aufzutragen. Ich suchte mir entschlossen ein rotes, geschnürtes Top mit einem weißen Tanktop heraus, eine dunkelblaue Jeans und mein neues Paar weiße Converse. Ich flocht meine Haare zu einem französischen Zopf zusammen, mein Make Up bestand aus ein paar Schichten Mascara, einem leichten Strich Eyeliner und Rouge. Ich schlüpfte aus der Schlafzimmertür und begab mich nach unten, der Geruch von Waffeln füllte meine Sinne.

"Riecht himmlisch," stöhnte ich, als ich die Küche betrat, meine Augen trafen einen dampfenden Teller mit Waffeln oben drauf. Sie waren bereits mit Butter und Ahornsirup übergossen, was mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.

"Sind die für mich?" fragte ich, sah zu meiner Mum auf, die sich eine Tasse Kaffee einschenkte.

"Mhm," nickte sie.

"Danke," lächelte ich, nahm den Teller, zusammen mit einem Messer und einer Gabel. Ich setze mich an den Esstisch, bevor ich mich auf die Waffeln stürzte. 

Nachdem ich jeden einzelnen Krümel Waffel gegessen hatte, lief ich auf Zehenspitzen über den Holzboden und spähte mit dem Kopf aus dem Wohnzimmer, meine Augen erfassen die Couch, die ungewöhnlich leer war.

"Wo ist Dad?" fragte ich, drehte meinen Kopf wieder zu meiner Mutter.

Sie nahm einen Schluck von ihrem Kaffee, bevor sie zu mir ging.

"Musste früher zur Arbeit," meinte sie schulterzuckend.

"Oh," sagte ich bloß.

"Ich mach mich auf den Weg," murmelte ich, nahm mein Buch und lief zur Haustür.

"Bis später nach der Schule, Liebling, hab einen guten Tag," rief sie mir nach.

"Tschüss, Mum," rief ich, öffnete die Tür und schloss sie hinter mir.

Ich drehte mich um, meine Augen groß, als ich Harry sah, der vor meinem Haus an seinem Auto lehnte, das gigantische Lächeln auf seinem Gesicht stimmte mit meinem überein. Jedoch konnte ich seine Augen nicht sehen, denn sie waren hinter seiner schwarzen Sonnenbrille versteckt. 

"Ich habe gesehen, dass dein Dad weg ist und hab mir gedacht, dass ich vor deinem Haus auf dich warte." Harry zuckte mit den Schultern, als ich zu ihm herüber lief.

"Danke," murmelte ich, hüllte meine Arme sofort um seine Taille. Ich spürte, wie er sich unter meiner Berührung unbehaglich verlagert, woraufhin ich ihn noch fester drückte.

"Woah, was ist los?" fragte er, hob eine Augenbraue.

Ich hob als Antwort nur schulterzuckend meine Schultern, was Harry zum Lachen brachte.

Nach einer Weile schlang Harry langsam seine Arme um meine Hüften, wiegte uns vor und zurück.

"Aber ich habe nie gesagt, dass es mir nicht gefallen hat," säuselte er in mein Ohr.

Ich zog zurück, als ich spürte, wie meine Wangen rot wurden.

"Komm, lass uns gehen, wir sehen hier draußen wahrscheinlich wie Verrückte aus."

Ich hörte Harrys tiefes Glucksen, als ich zum Beifahrersitz herum rannte, reibungslos reinkletterte und mich anschnallte.

Bevor Harry die Chance hatte, den Motor anzumachen, entschied ich mich, das Wort zu ergreifen.

"Meine Mum weiß es," stammelte ich.

Harry runzelte zuerst die Stirn, aber nicht wenig später wurden seine Augen groß.

"Was hat sie gesagt?" fragte er, seine Worten kamen beinahe so heraus, als wäre es ein zusammenhangloses Flüstern.

Ich konnte nicht anders, als zu lächeln.

"Sie hat gesagt, dass sie es nicht meinem Dad sagen wird."

Ich beobachtete, wie sich Harrys Griff um das Lenkrad festigte.

"Ja, aber wir können unsere Beziehung nicht einfach vor ihm geheim halten."

Unsere Beziehung.

Ich entschied, seine Wortwahl einfach zu ignorieren und wechselte das Thema.

"Ich werde dir heute Bens Nummer besorgen."

"Okay, danke," murmelte Harry.

"Hast du ihn in letzter Zeit gesehen?" fragte ich, lehnte meinen Kopf an das kalte Autofenster.

"Nein," antwortete Harry bloß.

Es blieb still, bevor wir an der Schule ankamen. Harry nahm meine Hand, als wir über den Gehweg der Schule liefen.

Die Augen von den Leuten scannten mich und Harry, bevor sie weiter mit ihren Freunden redeten, ein paar gaben mir unmissverständlich verwirrte Blicke.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 27, 2016 ⏰

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