Ich war schon wach, lange bevor die Sonne ihre ersten Strahlen über das Meer erstreckte. Ich hatte mich aufgesetzt und die Arme auf meinen angezogenen Beinen verschränkt.
Die ganze Zeit beobachtete ich den Horizont, wie er sich zuerst lila, dann rosa und dann hellblau verfärbte. Ich hörte dem leisen Rauschen des Meeres zu, was heute ungewöhnlich ruhig war und versuchte die Wärme, die von dem zusammengerollten Körper neben mir kam, nicht zu beachten.
Um mich abzulenken, schaute ich auf mein Handy. Es war gerade mal acht Uhr dreiundzwanzig an einem Samstag.
Da ich unmöglich noch einmal einschlafen konnte beschloss ich, aufzustehen und Rose und mir eine Kleinigkeit aus unserer Küche zu holen, für wenn sie dann aufwachte.
Leise stand ich auf, darauf bedacht, sie nicht zu wecken, doch ich machte mir unnötig Sorgen; Rose schlief wie ein Stein und nicht mal die Wellen, die sich am Ufer brachen, konnten sie wach kriegen.
In meiner Küche lehnte ich mich als erstes gegen die Spüle und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, um wacher zu werden. Ich stützte mich mit den Händen am Beckenrand ab und atmete tief durch.
Das darf nicht passiere! Du wirst dich nicht wie ein Idiot verhalten, nur weil Rose dir das erste mal seit Monaten wieder Beachtung schenkt.
Ich stieß mich ab und ging zum Kühlschrank, um zu sehen was wir so da hatten, doch nachdem mein Blick über die halbleere Milchpackung und den angebrochenen Käse glitt, entschied ich mich gegen ein großes Frühstück.
Frustriert schlug ich die Türen wieder zu.
"Verdammte Scheiße!"
Mein Onkel, der urplötzlich neben mir aufgetaucht war, hob eine Augenbraue und sah mich fragend an.
"Wo warst du mit deinen Gedanken, Junge? Selbst ein Anfänger hätte bemerkt, wie ich die Treppe hinunter gekommen bin," fragte er scharf.
Mit einer schnellen Bewegung fuhr ich mir durch die Haare.
"Ich weiß, Onkel. Wird nicht noch mal vorkommen."
Um seinem durchdringenden Blick zu entgehen, drehte ich mich um und holte zwei Tassen aus dem Schrank.
"Ich hab schon gegessen."
"Die ist auch nicht für dich," presste ich hervor.
Ich spürte seine Blick in meinem Rücken; fragend und mitfühlend. Seine Schritte hallten in meinen Ohren wieder, als er auf mich zu kam und mir eine Hand auf die Schulter legte.
"Hör mal, Nick," fing er an und seine Stimme war unerwartet sanft. "Wir alle vermissen Drake und jeder aus dem Team wird mehr als sein Bestes geben, um raus zu finden wo er ist. Aber es bringt nichts, wenn du dir einbildest er wä-"
"Wovon redest du?" Ich schlug seine Hand zur Seite, als mir auffiel, dass ich die Tassen immer noch umklammert hielt. Mit etwas mehr Kraft als nötig stellte ich sie auf die Arbeitsplatte hinter mich und wandte mich wieder meinem Onkel zu, der mich mit harten ausdruckslosen Augen ansah.
"Ich bin kein Trottel, ja? Rose ist hier!"
Seine Augen funkten einen kurzen Moment auf, doch dann hatte er sich wieder unter Kontrolle und dachte ich hätte mir diesen Ausdruck nur eingebildet. "Dann will ich sie sehen."
Entschieden schüttelte ich den Kopf. "Nein."
Er kam einen drohenden Schritt auf mich zu. "Sei nicht dumm. Jo macht sich Sorgen um sie."
"Ach, darum warst du also die ganze Nacht bei ihr und hast ihre Hand gehalten?"
Wie immer, wenn dieses Thema zur Sprache kam, verdunkelten sich seine Gesichtszüge, er drehte sich um und verließ die Küche. Ich hörte noch, wie er seine Jacke vom Haken im Flur riss und wie die Türe wenige Sekunden später hinter ihm ins Schloss krachte.

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Broken Passion
RomansaRose' Leben war nicht perfekt, doch sie hatte alles, was sie wollte. Einen Vater, den sie über alles liebte. Freunde, die immer zu ihr standen und eine Leidenschaft, die sie mit Leib und Seele auslebte...