Als ich wach wurde öffnete ich nicht sofort die Augen, sondern hörte dem leisen Rauschen der Wellen zu, die draußen an Land gespült wurden.
Es hatte was beruhigendes an sich und ich kuschelte mich tiefer in Nick's Arme.
Nick. Nick Parker, der gefährliche Killer, der mich fast schon beschützend in seinen Armen hielt und schlief.
Jetzt öffnete ich doch die Augen und betrachtete in aller Ruhe das Gesicht meines Retters.
Er sah friedlich aus und endlich mal so alt, wie er in Wirklichkeit auch war.
Die steile Falte zwischen seinen Augenbrauen war verschwunden und seine Mundwinkel waren ganz entspannt zu einem leichten, kindlichen Lächeln verzogen.
Ich konnte dem Drang nicht widerstehen und fuhr ganz sanft mit meinen Fingerspitzen seine grade Nase entlang, über die hohen Wangenknochen und sein Kinn entlang.
Bei seinen Lippen zögerte ich.
Sollte ich es riskieren, ihn mit dieser sanften Berührung zu wecken?
Ich entschloss mich dagegen und zog meine Hand langsam zurück.
Vorsichtig versuchte ich mich aus seiner Umarmung zu winden und stand leise von seinem Bett auf.
Die Uhr auf seinem Nachttisch zeigte mir, dass es grade mal knapp Fünf war und ich eigentlich noch hätte drei Stunden schlafen können.Da an Schlaf nicht mehr zu denken war, schlich ich um das Bett herum und hielt an der Terrassentür noch mal kurz inne, um auf den schlafenden Jungen zurück zu blicken, von dem man niemals erwarten würde, dass er in so dunkle Geschäfte verwickelt sein könnte.
Lautlos stieß ich einen Seufzer aus und schlüpfte durch die Tür, auf die großzügige Terrasse hinaus und ging ans Ende, bis ich an dem steinernen Geländer stand.
Hinten, ganz weit am Horizont, konnte man schon die ersten hellen Strahlen der Sonne ausmachen, wie sie versuchte, sich einen Weg nach oben zu bahnen und dabei wunderschöne Lichtspiele auf das Meer warf.
Ich ließ meinen Blick schweifen und blieb bei zwei kleinen unscheinbaren, schwarzen Punkten, nahe des Wassers, hängen.
Meine Schuhe, die ich gestern in meiner Verzweiflung in den Sand geschmissen hatte, lagen jetzt dort, wie zwei einsame, verlorene Seelen.
Ich dachte zurück, wie ich die Fassung verloren hatte, wie ich, ohne einen Blick zurück, in den sicheren Tod laufen wollte und wie Nick mich vor mir selber gerettet hatte.
Es war mir nicht peinlich, dass er mich so gesehen hatte, dass ich ihn beleidigt und angebrüllt hatte.
Und es war mich auch nicht peinlich, dass ich jetzt hier, um vier Uhr morgens, in Nick Parkers T-Shirt auf seinem Balkon stand, auf das rauschende Meer hinausblickte und meinen Gedanken nachhing.
Ich stützte mich auf der Brüstung ab, schloss die Augen und lehnte mich weit darüber hinaus, sodass meine Füße in der Luft hingen.
Tief sog ich den schweren Geruch des Meeres in mich ein und ließ mich einfach treiben, wollte eins mit dem Wind werden.
"Hast du vor zu springen?"
Erschrocken von der tiefen Stimme hinter mir, wäre ich tatsächlich fast vorne über gekippt, jedoch hielten mich zwei große Hände an den Hüften fest und zogen mich zurück auf den sicheren Boden der Terrasse.
Verärgert darüber, dass er meine Ruhe gestört hatte, funkelte ich ihn an.
"Spinnst du? Ich wäre fast gefallen!"
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Broken Passion
Roman d'amourRose' Leben war nicht perfekt, doch sie hatte alles, was sie wollte. Einen Vater, den sie über alles liebte. Freunde, die immer zu ihr standen und eine Leidenschaft, die sie mit Leib und Seele auslebte...