"Ich bring' ihn um. Ich werde ihn eigenhändig umbringen. Was hat er dir angetan?"
Ich schniefte ein letztes Mal in das bereits durchnässte Taschentuch in meiner Hand und stand auf, um meine vor Wut kochenden Mutter zurückzuhalten.
"Mom bitte. Er hat mir nichts getan, ehrlich, sieh mich an; es geht mir gut." Und um meine Worte etwas glaubhafter erscheinen zu lassen, versuchte ich meine Lippen zu einem Lächeln zu formen.
Der skeptische Blick meiner Mutter bestätigte mir allerdings nur, was ich mir selber schon gedacht hatte; es sah eher aus wie eine gezwungene Grimasse, als ein beruhigendes heben der Mundwinkel.
Sie seufzte und erst jetzt fiel mir auf, wie müde und erschöpft sie aussah. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen und Falten, die sie noch gar nicht hätte haben dürfen, zierten ihr Gesicht.
"Ich hab' einfach nur solche Angst um dich. Ich habe gestern dieses Funkeln gesehen, als du über Nick gesprochen hast, auch wenn du in diesem Moment sauer auf ihn warst. Ich will nur nicht, dass er dir wehtut", gab sie schließlich zu.
Ich nickte, denn ich verstand, was sie meinte. "Ich weiß, dass ich nicht gerade die beste Mutter bin, aber du weißt, dass du immer mit mir reden kannst, oder?"
Ich nickte noch einmal, den erwartungsvollen Ausdruck in ihren Augen ignorierend. Als ich ihr nicht antwortete, nahm sie mein Kinn zwischen die Finger und zwang mich sie anzusehen.
"Das war keine Bitte, Rose", ermahnte sie mich streng.
"Was willst du denn von mir hören?"
"Die Wahrheit!"
Das Klingeln der Haustüre rettete mich vor einer weiteren Auseinandersetzung. Mit einem Blick, der soviel bedeuten sollte wie Wir sind noch nicht fertig, ging meine Mutter und machte die Tür auf.
Ich ließ mich gerade mit einem abgrundtiefen Seufzer auf das Sofa fallen, als ich schon wieder aufsprang, da meine Mutter mich von der Tür aus gerufen hatte.
Mühsam stand ich also wieder auf und ging durch die Tür in den Flur, wo meine Mutter, mit einem riesigen weißen Rosenstrauß in den Armen, stand. Verblüfft blieb ich stehen und zog beide Augenbrauen nach oben; dann musste ich grinsen.
"Ein Verehrer?", fragte ich spielerisch.
"Das sollte ich wohl eher dich fragen."
"Was meinst du?"
Verwirrt nahm ich den kleinen Umschlag entgegen, den sie mir hinhielt; es stand mein Name vorne drauf.
"Oh", war alles was ich rausbekam.
"Ja Oh. Rose....", sie drückte mir die Rosen in die Arme. "Ich war auch mal in deinem Alter, ich weiß wie es ist, wenn man sich das erste Mal in einen Jungen verliebt."
"Ich bin nicht zum ersten Mal verliebt."
"Rose."
"Sorry."
"Was ich eigentlich sagen will ist-" ihr Gesichtsausdruck wurde wieder sanfter und sie legte mir eine Hand auf den Arm; "Ich habe meiner Mutter auch nicht alles erzählt - Gott bewahre - aber es gab Momente in meinem Leben, in denen ich froh war, dass sie da war und dass sie mir zuhörte, verstehst du?"
Ich nickte und sie seufzte erleichtert.
"Gut, wenn wir das nun geklärt hätten, musst du mir nur noch eine Frage beantworten."
Erwartungsvoll blickte sie auf den riesigen Blumenstrauß in meinen Armen. "Von wem ist der?"
Ich schmunzelte und spürte, wie ich leicht rot wurde.
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Broken Passion
RomanceRose' Leben war nicht perfekt, doch sie hatte alles, was sie wollte. Einen Vater, den sie über alles liebte. Freunde, die immer zu ihr standen und eine Leidenschaft, die sie mit Leib und Seele auslebte...