Kapitel 12

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In Kunst konnte ich mich kaum richtig konzentrieren.

Seit ich das Klassenzimmer betreten hatte - und Mrs Gabbron erzählt hatte, mir wäre in der Mittagspause schlecht geworden und war bis eben bei der Krankenschwester gewesen - saß ich an meinem Platz und hatte keine Ahnung, was sich vorne an der Tafel abspielte.

Mit meinen Gedanken schweifte ich immer wieder zu Nick und seinem widersprüchlichen Verhalten mir gegenüber.

Warum tut er das? Ist er nur zu mir so? Oder bin ich was besonderes?

Ich dachte daran, wie mich Alex und sogar der Schulleiter heute als was besonderes bezeichneten und zerbrach mir den Kopf darüber, was zum Teufel sie damit gemeint haben könnten.

Als ich nach Sport - wir hatten wieder Fußball gespielt - die Turnhalle verließ, wollte ich mich schnellstmöglich auf den Weg nach Hause machen.

Alex hatte sich die letzten beiden Stunden nicht blicken lassen und auch jetzt fehlte jede Spur von ihr, was für mich hieß, ich müsste laufen.

Doch bevor ich den Parkplatz überqueren konnte, wurde ich am Arm zurückgehalten.

In der Hoffnung, es könnte Alex sein, drehte ich mich um, wurde jedoch schnell enttäuscht. 

Vor mir stand ein Mädchen, etwas größer als ich und mit langen, schlecht gefärbten roten Haaren. Ich wusste, dass ich mit ihr Mathe und Kunst hatte, doch mir wollte ihr Name einfach nicht einfallen...

"Entschuldigung, dass ich dich einfach so aufhalte, aber ich wollte kurz mit dir sprechen."

Mit übertriebener Höflichkeit lächelte sie mich an. Ich zog nur eine Augenbrauch hoch und guckte sie fragend an.

"Ich bin Jenna", fügte sie hinzu und ich nickte.

"Was ist?"

"Nun....du bist doch Rose Sparks, oder?"

Jetzt war mein Nicken leicht gereizt.

Du hast mich doch angesprochen, dumme Kuh!

Verlegen strich Jenna sich eine feuerrote Haarsträhne hinters Ohr.

"Also....das ist mir etwas peinlich zu fragen, aber du und Nick, läuft da was?"

Von ihrer Verlegenheit war nichts mehr zu sehen und sie sah auch nicht sonderlich peinlich berührt aus.

Verachtung spiegelte sich in ihren Augen wieder und innerlich rollte ich mit den meinen.

"Aber natürlich, hast du das nicht mitbekommen?" 

Gespielt schockiert fasste ich mir ans Herz und schaute sie mit offenem Mund an. 

"Ich habe bei ihm übernachtet und er hat mir seinen Pulli geschenkt, weil meine Sachen von unseren nächtlichen Meerbad noch ganz feucht waren."

Ich tat, als würde ich in romantischen Erinnerungen schwelgen, doch innerlich musste ich mich festhalten, um Jenna ihr künstliches Lächeln nicht aus dem Gesicht zu schlagen.

"Ach, wie süß. Nein, das muss mir wohl irgendwie entgangen sein, obwohl dass ja eigentlich eine ziemlich große Sache ist. Nick Parker in einer Beziehung, wer hätte das gedacht?" 

Sie lachte. Ein schriller, falscher Ton.

Ich wollte mich grade verabschieden und mich von ihr abwenden, als sich ein schwerer Arm über meine Schultern legte und mir der Geruch verschiedener Gewürze in die Nase stieg.

Was macht der denn schon wieder hier?

"Wer hätte was gedacht?", ertönte seine dunkle Stimme von irgendwo über mir und ich versteifte mich.

Broken PassionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt