Kapitel 17

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"Überleg dir am Besten gut, wen du anrufst. Wir hatten schon Idioten hier, die lieber einen Freund angerufen haben und saßen dann zwei Tage später immer noch hier, weil kein Erwachsener wusste, dass sie im Knast sind, um sie abzuholen."

Ich rollte mit den Augen und drehte mich zu Rick um, der hinter mir an einer Wand lehnte, während ich in der kleinen Telefonzelle stand.

"Hältst du mich wirklich für so blöd?"

Er zuckte mit einer Schulter. "Du warst blöd genug, um einen Cop anzumachen."

"Und gib zu, es hat dir gefallen." Verführerisch warf ich ihm eine Kusshand zu und schwang die Hüften.

Er fing den imaginären Kuss lachend auf und steckte ihn sich in die Hosentasche. Auch ich musste lächeln, denn ich könnte schwören, dass Rick genau der typ Freund war, den ich in meinem Leben bevorzugte.

"Los jetzt Diva, mach deinen Anruf."

Ich steckte ihm die Zunge raus.

"Darf ich ne Nummer nachgucken?", fragte ich motzig und holte mein Handy aus der Tasche.

Er nickte und ich schaltete es ein. Ich hatte eine ungelesene Nachricht von einer mir unbekannten Nummer.

Wer nicht auf mich hört, der wird eingesperrt, so läuft das. Ich hol dich um sieben ab. Nick.

Entgeistert starrte ich auf meinen Display.

Nicht. Sein. Ernst.

Er war das? Er hatte mich verhaften lassen? Weil ich nicht auf ihn gehört hatte?

Ich schloss die Augen, meine Hand - in der ich immer noch das Handy umklammert hielt - fing an zu zittern und ich presste so fest meine Kiefer aufeinander, dass es schmerzte.

Ich verstand es nicht. Ich verstand ihn nicht. War das seine verdrehte Art, um mir zu sagen, dass er sich Sorgen machte und auf mich aufpassen wollte? Denn wenn das so wäre, dann könnte er sich seine Vorsicht, zusammen mit seinem aufgeblasenen Ego in seinen Allerwertesten schieben.

"Rose, ist alles okay?"

Rick's sanft gestellte Frage brachte mich dazu, die Luft zischend zwischen meinen zusammengepressten Zähnen entweichen zu lassen und die Augen aufzuschlagen.

"Klar," presste ich hervor. "Ich stell' nur gerade fest, dass ich bei manchen Menschen mörderische Gedanken bekomme."

"Hey, ich bin immer noch Cop. Für diese Aussage könnte ich dich in Untersuchungshaft bringen lassen."

Ich schnaubte und konzentrierte mich darauf, die Nummer meiner Mutter richtig aus meinem Adressbuch abzutippen.

"Komm schon, Mom. Nimm ab, nimm ab, nimm ab," murmelte ich vor mich hin, als ich die letzte Ziffer eingegeben hatte.

Es tutete ein paar mal, dann sprang ihr Anrufbeantworter an.

"Scheiße!" Frustriert knallte ich den Hörer auf die Gabel zurück und trat aus der kleinen Zelle.

Ich bemerkte den mitfühlenden Blick, den Rick mir zuwarf und warf meine langen Haare zurück.

"Was?"

Er seufzte, stieß sich von der Wand ab und schaute kurz den Gang hoch und runter, ob wir auch wirklich alleine waren. 

Als er sichergestellt hatte, dass niemand anderes hier war, kam er auf mich zu und legte mir eine Hand auf den Arm.

"Wenn du willst, kannst du auch mal versuchen deinen Vater zu erreichen. Ich verrat' es auch keinem," sagte er leise und zwinkerte mich zu.

Bei seinen Worten, die eigentlich nur nett gemeint waren, zuckte ich zusammen. Er konnte ja nicht wissen, dass mein Vater tot war.

Broken PassionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt