Ich weinte.
Schon wieder, aber ich konnte nicht anders.
Nachdem ich gefühlte Stunden an meine Zimmerdecke gestarrt und mir den Kopf darüber zerbrochen hatte, wie ich Alex und Drake morgen gegenüber treten sollte, stand ich auf und schaute auf die Uhr.
Es war grade mal 21:32. Mom war vor etwa einer halben Stunde zu ihrem Spaziergang aufgebrochen. Ich lief runter, zog mir meine Schuhe an, schnappte mir eine Jacke, die auf einem Stuhl lag und schrieb ihr eine Nachricht auf einen Zettel,
Bin zum Strand gefahren, mach dir keine Sorgen,
xo, Rose!Dann schloss ich die Tür hinter mir und lief zu der Bushaltestelle, wo ich auf den Bus wartete.
Wenige Minuten später kam er dann auch um die Ecke gefahren und ich setzte mich nach ganz hinten und guckte raus, in die sternenklare Nacht.
Der Bus hielt zwanzig Minuten später und ich stieg aus.
Die Luft war erfüllt von dem salzigen Geruch des Meeres und ich spürte die Feuchtigkeit auf meinem Gesicht, als ich mich nahe am Wasser in den Sand setzt und den dunklen Übergang von Meer und Himmel suchte.
Es gab jetzt nur eine Person, mit der ich reden wollte und wo konnte ich das besser als hier, wo man sehen konnte, wie der Himmel die Erde küsste.
"Hallo Daddy", flüsterte ich dem Horizont entgegen.
Der Wind streichelte mein Gesicht und spielte mit meinen Haaren und ich hatte das Gefühl, als würde er mit mir sprechen.
"Ich bin es, deine kleine Tochter. Rose."
Ich versuchte ein Lächeln und konnte nur schwer meine Tränen zurückhalten.
"Ich vermisse dich hier, weißt du das? Ich vermisse es, wie du mich an meinen ersten Schultagen nach den Ferien immer mit deinem Lieblingslied geweckt hast, ich vermisse die Pancakes, die wir am Wochenende haben verbrennen lassen. Ich vermisse es, wie wir durch das Haus geschlichen sind und Hide and Shot gespielt haben, oder wie wir Nachts einfach auf dem Dach saßen und Sternbilder gesucht haben."
Jetzt konnte ich sie nicht mehr aufhalten und die Tränen flossen mein Gesicht hinab.
"Ich vermisse dich so sehr Daddy. Komm bitte zurück, ich will wieder nach Hause und ich weiß nicht, wie lange ich das hier alles noch aushalten soll. Warum habe ich mich auch sofort mit den falschen Leuten angefreundet? Warum, warum, warum..."
Ich wurde immer leiser und dann brach ich zusammen.
"Warum?" schrie ich in den Himmel hinauf.
Ich sprang auf, zog mir die Schuhe von den Füßen und warf sie in den Sand. Schmerzhaft krallte ich meine Hände in meine Haare. Ich wollte Schmerz spüren, mich vergessen und einfach alles hinter mir lassen.
Immer wieder laute Schluchzer von mir gebend, sackte ich zusammen und schlug mit der Faust in den Sand vor mir ein, wobei die groben Körnchen mir die Knöchel aufschürften.
"Oh Gott, warum er? Warum mein Vater? Es war meine Schuld, ich bin es schuld, warum nimmst du nicht mich?"
Minutenlang schrie ich den Mond an, der groß und hell auf mich herableuchtete, bis mein Körper nur noch von lautlosen Schluchzern geschüttelt wurde und ich einfach keine Kraft mehr hatte.
Schwankend stand ich auf, ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, oder ob meine Mutter schon zurück war und sich Sorgen machte. Es kümmerte mich nicht, alles was ich wollte, war rennen.
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Broken Passion
RomanceRose' Leben war nicht perfekt, doch sie hatte alles, was sie wollte. Einen Vater, den sie über alles liebte. Freunde, die immer zu ihr standen und eine Leidenschaft, die sie mit Leib und Seele auslebte...