"Okay, ja Marcel ist in meiner Klasse. Ja, wir haben kurz miteinander gesprochen, war aber nicht so wichtig." Mir lief ein leichter Schauer über den Rücken bei der Erinnerung wie unser 'Gespräch' wirklich verlaufen war. "Und du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen, dass er etwas mitbekommt." Dafür ist es nämlich eh schon zu spät, fügte ich in Gedanken hinzu. Sie sah mich prüfend an. Ich wusste das sie mir nicht glaubte, aber genauso gut wusste sie, dass sie momentan nicht mehr als das aus mir rausbekommen würde. Sie seufzte, ehe sie den Blick von mir abwandte und ihre Aufmerksamkeit auf Mario und Niklas richtete. Manchmal liebte ich sie wirklich dafür, dass sie wusste wann sie mich mit einem Thema in Ruhe lassen sollte. Während nun auch Toni begeistert mitdiskutierte ob Schalke gestern nun zurecht gewonnen hatte oder eben nicht, widmete ich mich in der Zwischenzeit lieber meinen Hausaufgaben aus Bio. Mit Fußball konnte ich einfach überhaupt nichts anfangen und abgesehen davon war mir klar, dass wenn ich Bio nicht jetzt machte, es vermutlich nie was werden würde.
Als es klingelte weckten wir Felix, der uns erst nur mit verschlafenem Blick anblinzelte, uns dann aber alle kurz in die Arme schloss und sich dann genauso wie der Rest auf den Weg zu seinem nächsten Unterricht machte. Ich glaube er hat nichtmal bemerkt das wir einer mehr waren als sonst.
Auch ich schlurfte zurück zu meinem neuen Klassenraum, ließ mich auf meinem Platz nieder und wartete mit dem Kopf auf meine Hände gestützt auf den Beginn der nächsten Stunde. Deutsch.
Auch diesmal fing der Unterricht damit an, dass sich der Lehrer vorstellte, die Anwesenheit prüfte und uns die Themen für das nächste Halbjahr vorstellte. "Ich habe eben in der Pause mit Frau Müller gesprochen, welche mir von eurer Klassenfahrt erzählte. Da wir ja nun mit dem Thema Aufsätze zu beschäftigen haben und ich weiß, dass da sowieso keiner Lust drauf hat, dachte ich mir machen wir das Ganze doch mal ein wenig abwechslungsreicher. Bevor ihr fahrt, besprechen wir die ganzen formalen Sachen. Wie ein Aufsatz auszusehen hat, auf was ihr achten müsst und so weiter.Sobald ihr aber in Brandenburg seid, startet quasi ein kleines Projekt. Ihr werdet einem Partner zugeteilt und versucht für die Zeit eures Aufenthalts so viel wie möglich über den anderen herauszufinden. Schreibt euch jedes noch so kleine Detail auf. Wenn ihr wieder zurück seid habt ihr noch bis Freitag zeit einen vollständigen Aufsatz über euren Partner zu schreiben. Das ganze ist bereits mit Frau Müller geklärt. Ihr kriegt genug Zeit während der Fahrt dafür und selbst wenn nicht, habt ihr dort immer noch genug Freizeit. So lernt sowohl ihr, als auch ich euch besser kennen." Er schaute abwartend in die Klasse. Die meisten schienen die Idee ganz gut zu finden, hatten sie doch schon mit einer Arbeit zu einem unglaublich langweiligem Thema gerechnet. Mir hingegen passte das ganz und gar nicht. Ich wollte nicht stundenlang mit einer Person die ich wahrscheinlich nicht mal leiden konnte über ihr stink langweiliges Leben philosophieren und ihr erstrecht nichts über mich erzählen. Mein Leben ging nur mich und meine Freunde was an. Da außer mir aber nur noch zwei drei andere missbilligend das Gesicht verzogen und wir sowieso nichts dagegen machen konnten, fing unser Lehrer nun also an Paare zusammenzuwürfeln.Er las Namen vor, Paare freuten oder ärgerten sich über das gemeinsame Projekt und auch ich wurde nun immer hibbeliger. Doch mein Name wurde nicht genannt. Als er scheinbar mit den Zuteilungen fertig war, meldete ich mich. "Entschuldigen Sie Herr Meiß, nicht das ich das irgendwie tragisch finde oder so, aber Sie scheinen mich vergessen zu haben." Er runzelte die Stirn. "Ähhm das tut mir leid. Einen Moment bitte. Wagner nicht wahr?" Ich nickte. "Nun, wie es scheint habe ich dich wirklich vergessen. Entschuldige. Am besten du schließt dich der Gruppe von Marcel und Sophie an." Ich stöhnte. Hätt ich doch nur nichts gesagt!
Der Rest des Schultages verlief im großen und ganzen ohne weitere Vorfälle. In den Pausen war ich mit meinen Freunden im Keller, wobei Felix dieses Mal sogar wach war und nach der letzten Stunde fuhr ich mit der S Bahn und danach mit dem Fahrrad nach Hause. Wie sich heraus stellte hatte Mario sogar teilweise den selben Weg und so konnten wir noch ein bisschen reden, ehe unsere Wege sich trennten. Zuhause angekommen war ich alleine. Meine Mutter musste mal wieder bis um 5 arbeiten und mein Bruder war scheinbar noch in der Schule oder bei einem Freund. Wie sonst auch, machte ich mir erst was zu essen (jaa ich kann kochen), machte dann beim essen meine Hausaufgaben und packte meine Sporttasche. Zweimal die Woche hatte ich Training. Kickboxen. Abgesehen von meiner Mutter und meinem Bruder wusste niemand davon. Eigentlich ist es ja nichts was man geheim halten müsste, aber trotzdem hatte ich nie jemandem davon erzählt. Ich war nicht mal schlecht, sogar einer der besten in meiner Altersklasse und wenn man mich googeln würde, würde man auch sicher ein paar Berichte über mich finden. Da sich aber natürlich keiner diese Mühe machte wusste auch niemand davon. So bewahrte ich mir wenigstens den Überraschungseffekt, sollte jemand meinen sich mit mir anlegen zu müssen. Um 16.30 Uhr fand ich mich nun also in der Sportschule ein. Sie war nicht sonderlich groß, aber eine der besten. Von außen halb von einer Autowerkstatt verdeckt, war sie von innen komplett in den Farben schwarz, weiß und rot gehalten. Die Halle war in zwei Teile geteilt. Die eine Seite war komplett mit roten Matten ausgelegt, die zweite wurde teilweise noch von einem Boxring eingenommen. An der linken Wand waren Boxsäcke angebracht, ebenso wie zwischen den beiden Teilen. Zusammen mit zwei Pfeilern bildeten sie die Grenze. Ich trainierte auf der linken Seite. Rechts wurde meistens so etwas wie Judo oder ähnliches trainiert. Mein Trainer begrüßte ich mit einem Handschlag, ebenso wie meine Trainingspartner und Gegner. Nachdem ich mich umgezogen hatte, fing ich an mich mit Reaktions- und Kraftübungen aufzuwärmen. Wie immer blendete ich dabei alles andere um mich herum aus. Das war auch der Grund, warum ich meinen Trainer erst bemerkte, als er schon neben mir stand. "Du Alex, wir haben einen Neuzugang und ich muss mich noch um Julian kümmern. Wärst du so lieb und würdest ihm heute ein paar Sachen zeigen?" Ich nickte. Es wäre nicht das erste Mal. "Danke. Er zieht sich noch um." Wieder nickte ich und widmete mich erst mal weiter dem Boxsack vor mir. Wenn er fertig ist wird er schon herkommen. "Ich wusste gar nicht das du Kickboxen kannst!", ertönte nicht lange Zeit später schon eine viel zu bekannte Stimme hinter mir. Ich drehte mich um.
"Ich wüsste auch nicht was dich das angeht Marcel."
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Just kissed a Badboy (boyxboy)
General FictionHey, ich bin Alex Ich bin 16 und gehe auf ein Gymnasium in Berlin Zehlendorf. Normalerweise bin ich eher ruhig und hab lieber meine Ruhe bevor ich das Bedürfnis verspüre irgendwas mit anderen Leuten außer meinen Freunden zu machen. Oh und ich bin s...