~9~

27.2K 1.3K 197
                                    

Happy new year und vielen Dank für alles was ihr mir 2015 ermöglicht habt❤️ auf das alle eure Wünsche in Erfüllung gehen ❤️
~
Es dauerte nicht lange bis Marcel am Boden lag. Seine Deckung war ums direkt auszudrücken einfach scheiße. 2 gezielte Schläge und ein Tritt und er war erledigt. Masse ist halt doch nicht alles. Irgendwie tat er mir ja dann schon ein bisschen leid als er da mit aufgerissenen Augen vor mir saß. Er hatte wohl nicht gedacht, dass ich ihn so schnell fertig machen könnte,aber wie bereits erwähnt bin ich hier einer der besten. Auch wenn ich vielleicht nicht so aussehe. "Na los komm hoch" Ich hielt ihm meine Hand hin. So sauer ich auch auf ihn war, so wenig konnte ich das mit ansehen. Statt meine Hand zu nehmen und sich hoch helfen zu lassen, sah Marcel mich nur verwirrt an. War ja auch irgendwo verständlich. Erst streiten wir uns, dann bin ich der Grund, warum er vor mir auf dem Boden liegt und jetzt plötzlich bin ich wieder nett und will ihm hoch helfen. Als er sich immer noch nicht rührte, zog ich meine Hand wieder zurück. "Dann eben nicht. Sascha, ich glaube er hat genug für heute." Damit drehte ich mich um und stieg aus dem Ring. Ich war grade wieder auf dem Weg zu den Boxsäcken, als mich Marcels Stimme aufhielt. "Warte, bitte Alex. Lass uns das klären ja?" Ich drehte mich zu ihm um. "Da gibts nichts mehr zu klären, Marcel." Meine Stimme zitterte und urplötzlich traten mir Tränen in die Augen. Warum er? Hätte ich mir nicht einfach einen netten Kerl aussuchen können, der mich genauso mochte, der um mich kämpfte, der mich liebte? Und wieso heulte ich jetzt überhaupt? Bevor er meine Tränen sehen konnte, drehte ich mich wieder um und begann auf das nächstbeste einzuschlagen, was zu meinem Glück einer der gepolsterten Pfeiler war, welcher den Box-teil von den anderen Kampfsportarten trennte. Während ich also mit aller Kraft versuchte die Verzweiflung durch meine Schläge loszuwerden, liefen mir die Tränen weiter das Gesicht runter.

Auf einmal packte mich eine Hand an der Schulter und wirbelte mich herum, sodass ich an den Pfeiler gepresst da stand. Vor Überraschung wehrte ich mich nicht, nicht mal als ich realisierte, dass der Junge den ich grade am wenigsten sehen wollte, meine Hände an die Polsterung hinter mich drückte, sodass ich sie nicht mehr bewegen konnte. Als er in mein Gesicht sah und die Tränen bemerkte weiteten sich seine Augen ein wenig und er trat einen Schritt näher, sodass kaum Platz zwischen uns blieb. Seine Nähe ließ mich die Luft anhalten und als er seine Hände wegnahm und mir die Tränen wegstrich, blieb ich weiterhin wie versteinert auf meinem Platz. "Alex, atme." Ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen, als ich geräuschvoll die Luft ausstieß und sich meine Wangen rot färbten. " Gut und jetzt hör mir bitte kurz zu. Ich wollte nicht, dass es so endet, bevor es überhaupt angefangen hat. Ich mag dich Alex, also lass es uns bitte wenigstens mit Freundschaft versuchen. Ich weiß ich war ein Arsch und es tut mir leid, aber so bin ich nun mal. Ich wollte dich und ich will dich immer noch, aber nicht unter diesen Bedingungen. Selbst wenn ich wollte, könnte ich keine Beziehung führen, versteh das bitte. Am Anfang warst du für mich einfach nur so etwas wie eine Trophäe. Ein Junge in einer Reihe von Mädchen. Seit du mir in der Klasse deine Meinung gesagt hast denk ich da irgendwie anders drüber. Schon klar, es ist nicht grade lange her, aber dadurch ist mir klar geworden was ich dir damit antue und das will ich nicht. Also bitte lass uns nochmal von vorne beginnen. Als Freunde." Wieder liefen mir Tränen über die Wange. Ich konnte nichts antworten. Es ging einfach nicht. Irgendwas in mir blockierte in diesem Moment einfach und als ich zusammenbrach fing Marcel mich auf und brachte mich fort von den ganzen Leuten, welche allesamt ihr Training eingestellt hatten und zu uns sahen.

Ich wusste nicht wo er mich hin brachte, aber in diesem Moment war es mir auch egal. Ich vergrub einfach mein Gesicht an seiner Schulter und dachte nach. Die Tränen waren versiegt und auch die Wut auf Marcel war verschwunden. Mittlerweile war ich eher nachdenklich. Freundschaft? War das für mich eine Option? Es war besser als nichts, definitiv, also warum eigentlich nicht? Natürlich hatte ich mehr für Marcel übrig als Freundschaft, aber das würde einer Freundschaft doch nicht im Wege stehen, nicht wahr? Ich könnte das schon unter Kontrolle kriegen. Bestimmt konnte ich das. Ich war bereit ihm zu verzeihen, also war ein Neuanfang eigentlich genau das was uns gut tun würde. Ich hob den Kopf. Wo waren wir? Und mal abgesehen davon müsste ich doch auch langsam schwer werden, schließlich lief er schon eine ganze Weile mit mir in seinen Armen. "Marcel?" meine Stimme klang krächzend. "wo gehen wir überhaupt hin?". Er lächelte zu mir herunter. "An einen ganz besonderen Ort. Du wirst schon sehen." Ich nickte. "Werde ich nicht langsam schwer?" Dieses Mal lachte er leise. "Nein das geht schon, selbst mit deinen ganzen Muskeln bist du immer noch ein Fliegengewicht. Aber jetzt sei leise, wenn ich nicht aufpasse wo ich hintrete lass ich dich noch fallen und das wollen wir doch beide nicht." "Aber ich kann doch selber laufen." Er grummelte. "Sei einfach leise okay?" Ich zuckte soweit es ging mit den Schultern und kuschelte mich wieder an seine Brust. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich meine Boxhandschuhe nicht mehr trug. "Ähhm Marcel? Unsere Sachen sind aber noch in der Sportschule." Er seufzte. "Nein sind sie nicht. Ich habe meinen Bruder Bescheid gesagt das er sie abholen soll. Er müsste schon da gewesen sein. Er wird uns auch nachher wieder abholen, falls du das jetzt auch noch fragen wolltest." Wann hatte er das denn gemacht? Ich beschoss da jetzt einfach mal nicht drauf einzugehen und schloss stattdessen meine Augen und lauschte Marcels Herzschlag, während er mich irgendwo hin brachte. Woher dieses plötzliche Vertrauen kam wusste ich nicht, doch es war da.

Ich weiß nicht, wie lange wir noch unterwegs waren, aber als wir anhielten und Marcel mich absetzte konnte ich nur staunen. Wir waren doch immer noch mitten in der Stadt oder? Vor uns erstreckte sich ein kleiner, klarer See, umgeben von Bäumen und wir standen mitten auf einer wunderschönen Wiese. "Wo zur Hölle sind wir hier? Sind wir wirklich noch in Berlin?" Mit großen Augen drehte ich mich einmal im Kreis. "Du bist manchmal ziemlich niedlich weißt du das?" Ich lief rot an. "Wir sind hier auf einem unbewohntem Grundstück. Mein Bruder und ich haben es vor ein paar Jahren mal gefunden, als wir uns vor unseren Eltern versteckten. Es gehört irgendeinem reichen Typen, der aber nie hier ist.Von der Straße aus sieht man diesen Teil des Grundstücks nicht, da es total vom Haus verdeckt wird. Ich bin immer hier, wenn es mir schlecht geht oder ich nachdenken muss. Du bist der erste, abgesehen von meinem Bruder der diesen Ort zu Gesicht bekommt. Siehst du jetzt wie Ernst ich es meine?" Ich konnte nur Nicken. Es war überwältigend. Nicht nur dieser Ort sondern die Tatsache das Marcel das mit mir teilte. Mit mir. Nur damit ich ihm noch eine Chance gab. "Das ist unglaublich. Danke." Ich konnte nicht anders als zu ihm zu laufen und meine Arme um ihn zu schlingen. Er lächelte und erwiderte die Umarmung kurz, ehe er mich wieder losließ. "Na komm, gleich geht die Sonne unter, das darfst du nicht verpassen." Damit nahm er meine Hand und führte mich bis zum Ufer des Sees, wo er sich hinsetzte und mich neben sich zog.

Just kissed a Badboy (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt