Als ich am nächsten Morgen durch das nervtötende Klingeln des Weckers aufwachte, war ich voller Tatendrang. Ich hatte zwar keine Ahnung wie ich Marcel zeigen konnte, dass ich wider seinen Worten ganz und gar nicht ihm gehörte, aber ich wollte es ihm unbedingt beweisen. Er sollte nicht so einen Einfluss auf mich haben und ich würde so weit es ging dafür sorgen, dass er mich nicht noch einmal so aus dem Konzept brachte. Ich würde versuchen ihm ganz normal gegenüber zu treten. Vielleicht hier und da mal ein bisschen mit dem Arsch wackeln und ein schelmisches Grinsen aufsetzten wenn er mich anschauen sollte um ihn zu provozieren, aber ihm auch ansonsten nicht das Gefühl geben, er hätte mich eingeschüchtert oder verunsichert.
Zufrieden mit meinem Plan machte ich mich fertig. Wie viel Einfluss nur ein einziger Tag haben konnte war schon erstaunlich. Nach der morgendlichen Routine begab ich mich auf den Weg zur Schule. Ich hatte mich absichtlich für eine Skinny-Jeans und ein enges Shirt entschlossen, da meine schlanke, sportliche Figur darin gut zur Geltung kam.
Auch wenn ich Marcel beweisen wollte, dass er keinen Einfluss auf mich hat, so hoffte ich doch auch, dass ich ihn ein wenig beeindrucken konnte. Er war schließlich immer noch der Junge, den ich seit Monaten an schmachtete. Ja die Ironie dahinter war mir deutlich bewusst. Aber wenn er Schwule Abstoßend finden würde, warum kam er mir dann schon zweimal so nahe? Irgendwas musste da doch dahinter stecken. Kein normaler Junge hätte so reagiert.
Ich seufzte und fand mich schon beinahe an der S-Bahn wieder. Ab da verlief alles normal. Es war seltsam und doch erleichternd, dass obwohl ich das Gefühl hatte, es hätte sich etwas verändert doch eigentlich alles beim gleichen war. Toni, die mich in der Bahn mit irgendetwas aufzog, während mich ihre grünen Augen schelmisch anblitzten, Felix der wie immer nur ein unverständliches grummeln zur Begrüßung abgab und Niklas der mich mit einer herzlichen Umarmung begrüßte.
Als ich grade dabei war Mario zu begrüßen, sah ich aus den Augenwinkeln Marcel in unsere Richtung kommen und umarmte aus einem Impuls heraus Mario einen Ticken länger als nötig. Lang genug jedenfalls um fragende Blicke von den anderen zugeworfen zu bekommen. "In der Pause", war meine einzige Äußerung dazu, bevor ich wegen dem Vorklingeln schnell in meiner Klasse verschwand.
Als ich in die Klasse kam, bemerkte ich mit Genugtuung, dass Marcel mich stirnrunzelnd ansah und ließ mich gut gelaunt auf meinen Platz fallen.
Die Stunde über war ich aufmerksam und beteiligte mich ab und an, auch wenn ich mit meinen Antworten nicht immer richtig lag. Sobald es dann aber zur Pause klingelte, waren meine Gedanken auf einen Schlag gaaanz wo anders. Zumindest nicht mehr bei unserer Lehrerin, die noch versuchte uns weis zu machen, das sie die Stunde beende und nicht das Klingeln. Vergebene Mühe, denn ihr hörte eh keiner mehr zu.
Ich schloss mich den bereits hinaus strömenden Schülermassen an, obwohl es eh nur 10 Minuten Pause waren, die ich genauso gut in der Klasse mit der Nase hinter einem Buch verbringen könnte. Ich wollte trotzdem lieber kurz raus und frische Luft schnappen. Vielleicht hatte ich ja auch Glück und traf einen von meinen Freunden.
Sobald ich die Tür zum Hof aufstieß und gierig die immer noch recht kühle Morgenluft einsog, entspannte ich mich zum ersten Mal an diesem Morgen wirklich, jedoch nicht lange, denn kaum hatte ich mich in Bewegung gesetzt, tauchte auch schon eine Gestalt neben mir auf. Marcel schwieg, während er neben mir her lief und so langsam fragte ich mich ernsthaft wo er immer seine ganzen Anhängsel ließ, wenn er in meiner Nähe war. Es war eigentlich sogar recht ungewöhnlich, dass er alleine war. Normalerweise liefen ihm mindestens 3 kichernde Mädchen hinterher, doch heute war weit und breit niemand zu entdecken. Nicht das ich sie nicht verstehen würde, denn mit seinen strahlend blauen Augen, der sexy verwuschelten Frisur, die immer so aussah als wäre er eben erst aufgestanden und dem mehr als gut gebauten Körper sah er einfach hinreißend aus, doch nervte mich das ganze Drama, dass um ihn gemacht wurde. Bis jetzt hatte er mit nichts außer einem tollen Körper und Sportgeist gepunktet und naja das war ja dann auch schon alles. Natürlich fand ich ihn ebenfalls unglaublich anziehend, doch meiner Meinung war der Teil mit dem Köpfchen und dem ganzen Gefühlskram, falls ihr wisst was ich meine, in jedweder Beziehung um einiges wichtiger.
Was mich in dem Moment jedoch noch mehr beschäftigte, als die Frage, weshalb er alleine war, war sein Beweggrund überhaupt hier, in meiner Nähe, zu sein. Er wusste das ich auf ihn reagierte, ja, aber wieso suchte er dann noch immer wieder meine Nähe? Nicht das es mir was ausmachen würde, wenn er bei mir war, schließlich verfolgte ich auch auf irgendeine Art und Weise einen Plan, den ich nur mit ihm umsetzen konnte.
"Wieso bist du hier und nicht bei den anderen?", brach ich nach wenigen Minuten nun doch die Stille. Er schaute mich mit einem undurchdringlichem Blick an ehe er antwortete. "Ich möchte, dass du dich von diesem Mario fernhälst. Ich mag ihn nicht. Er kommt dir zu nah." Perplex starrte ich ihn an und blieb stehen. "Es geht dich überhaupt nichts an mit wem ich befreundet, oder wem ich nahe bin. Du hast kein Grund dich in so etwas einzumischen. Du meinst auch, nur weil jeder dich anhimmelt, hast du das Recht über alles was in deiner Umgebung passiert zu bestimmen, oder? Wir kennen uns nicht mal wirklich. Wie kommst du auf die Idee für mich und meine Angelegenheiten Entscheiden zu wollen?" Ich war mit jedem Wort lauter geworden und funkelte ihn nun aus wütenden Augen an.
Statt etwas zu erwidern drückte er mich an die nächstgelegene Wand und presste seine Lippen hart auf meine. Es war kein zärtlicher Kuss, nein ganz und gar nicht und ohne richtig zu wissen was ich tat erwiderte ich den Kuss mit derselben Heftigkeit. Seine rauen Lippen harmonierten perfekt mit meinen weicheren und ich zog ihn noch näher zu mir, um dieses Gefühl voll und ganz auszukosten. Mein ganzer Körper kribbelte und das einzige woran ich denken konnte, wie gut er sich doch anfühlte. Nach einiger Zeit, die mir unglaublich lang und dennoch viel zu kurz vorkam lösten wir uns letztendlich keuchend voneinander. "Du gehörst ganz allein mir ist das klar? Dieser Typ hat gefälligst seine Finger von dir zu lassen!" Ich nickte wie betäubt. "Sehr gut. Und jetzt komm, die Stunde hat schon längst angefangen." Mit diesen Worten zog er mich hinter sich her, während ich immer noch kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Nur ein Satz wiederholte sich in Dauerschleife. Marcel hat mich geküsst. Marcel hat mich geküsst. Marcel hat mich geküsst.
Erst als ich schon längst wieder auf meinem Platz saß, realisierte ich langsam die Bedeutung dieser Worte und des soeben Geschehenen. Es war genau das was ich versucht hatte zu verhindern. Das er die Kontrolle über mich hatte. Das ich nachgab. Das ich mich in ihn verliebte. Doch ich fürchte genau das passierte grade.
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Just kissed a Badboy (boyxboy)
General FictionHey, ich bin Alex Ich bin 16 und gehe auf ein Gymnasium in Berlin Zehlendorf. Normalerweise bin ich eher ruhig und hab lieber meine Ruhe bevor ich das Bedürfnis verspüre irgendwas mit anderen Leuten außer meinen Freunden zu machen. Oh und ich bin s...