Kapitel 5 - Partytime #2

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Ich habe keine Ahnung wie lange ich dort stand und einfach nichts tat. Vielleicht waren es drei Stunden. Vielleicht waren es zehn Minuten. Ich hatte überhaupt keine Ahnung. Ich stand da und tat nichts, fragte mich langsam warum ich eigentlich noch hier war und wippte mit meinem Fuß zur Musik. Ich sollte wohl langsam nach Hause gehen. Es brachte sowieso nichts, noch hier zu bleiben.

Mit diesem Gedanken wollte ich mich in Richtung Tür bewegen, was jedoch sofort verhindert wurde. Zwei große Hände umschlossen meine Handgelenke und drückten mich grob gegen die Wand, kurz bevor ich spürte wie etwas auf meine Lippen gepresst wurde. Jemand küsste mich. Die Person vor mir löste sich kurz und ich ergriff die Chance um zu sprechen. "Wer bist du?" Hauchte ich, doch als Antwort drückte mein Gegenüber nur wieder seine Lippen auf meine. Ich erwiderte, was ihn nur noch verlangender werden ließ. Er leckte über meine Lippen um mir zu signalisieren dass ich meinen Mund öffnen sollte, was ich ohne zu zögern tat.

Ich hätte von Anfang an nicht fragen müssen. Sein Geruch hatte es mir längst verraten. Das Kribbeln das meinen ganzen Körper durchfuhr hatte längst dafür gesorgt dass ich wusste wer er war. Taddl.

Er ließ meine Handgelenke los, woraufhin ich sofort meine Hände in seinen Haaren vergrub und intensiver wurde. Ich weiß, es klingt komisch, da ich schon 16 war, aber das hier war mein erster Kuss. Ich wollte nie ein Mädchen küssen da ich mich davor ekelte und als ich verstand dass ich schwul war traute ich mich nicht es irgendjemandem zu sagen. Und schließlich wurde ich gemobbt als es andere herausfanden. Doch in diesem Moment war ich glücklich darüber, meinen ersten Kuss an ihn zu verlieren. Denn dieser Kuss war einfach perfekt. Dieser Junge war einfach perfekt. Diese Liebe war einfach perfekt, da ich plötzlich eine Chance sah. Eine Chance dass er die erwiderte.

Doch meine Hoffnung erlosch nur Sekunden später, als er sich löste.

Er sagte nichts. Er stand nur vor mir, und roch nach Alkohol. Warscheinlich war er stockbesoffen und hatte mich nur einfach so geküsst.

Verdammt.

Warum hatte ich mir bitte Hoffnungen gemacht?! Wir sind auf einer Party, was erwartete ich da? Ich hätte früher nach Hause gehen sollen. Ich hätte gar nicht herkommen sollen.

Ich musste sofort weg hier.
Schnell.

Ich bewegte mich, so schnell ich konnte, an der Wand entlang zum Ausgang. Gut dass ich mir den Hinweg gut eingeprägt hatte, es war zwar nicht leicht, doch ich schaffte es irgendwie nach Hause, wo ich mich einfach in mein warmes Bett fallen ließ und anfing zu weinen. Die Tränen flossen in Strömen aus meinen Augen, doch nicht ein Schluchzer kam mir über die Lippen. Ich lag stumm da und ließ den Tränen freien Lauf. Langsam presste ich das Kissen gegen mein Gesicht und biss die Zähne zusammen.
Ich hasste es.
Ich hasste es blind zu sein.
Ich hasste es schwul zu sein.
Ich hasste es alleine zu sein.
Ich hasste es so zu leben.
Aber was ich in diesem Moment am meisten hasste, war, dass ich ihn nach so kurzer Zeit schon so sehr liebte.
Taddl.

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Meh.

Show me the sky ~TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt