Das sechzehn Meter so groß und schrecklich sein konnten, hätte er nie für möglich gehalten.
Unter dem Wagen zu liegen fühlte sich keineswegs so sicher an wie er gehofft hatte.
Owen wagte es kaum zu schlucken, als die riesenhaften Füße vor seinem Versteck auf den Boden aufsetzten.
Er versuchte alle seine Sinne so gut es ging zusammen zu halten, um nicht eine kopflose Handlung zu begehen.
Ok...ok... es ist ja nicht so, dass du das erste Mal darum Bangen musst lebend aus einer Gefahrensituation herauszukommen. Das kannst du. Nur das es hier Zähne sind und keine Bomben, Granaten, Kugeln oder etwas anderes dieser Art.
Der dicke Wachposten saß in Schockstarre, regungslos an die Stoßstange des Autos gelehnt und seine Angst zu sehen war fast unerträglich. Er wimmerte leise.
Es gab einen ohrenbetäubenden Schlag, als die wütende Kreatur das Fahrzeug spielzeuggleich mühelos in die Luft riss und es wieder zu Boden krachte. Owen kauerte sich zusammen und hob reflexartig die Arme schützend über seinen Kopf.
Wie beängstigend Klauen und Zähne sein konnten, wurde Owen bewusst, als er sich wieder umdrehte, um die Lage zu sondieren und der Wachmann plötzlich von einem riesenhaften Maul aus seinem Blickfeld gerissen wurde und darin wie ein Mittagshappen verschwand.
Er hatte schon mehrfach erlebt wie in unmittelbarer Entfernung ein Geschütz ein Loch hinterlassen konnte, aus dem ihm Sekunden vorher noch ein Kamerad zuversichtlich entgegengeblickt hatte, doch es war nichts im Vergleich dazu, wie es sich anfühlte zu erleben, dass jemand GEFRESSEN wurde.
Blitzschnell wendete er sich erneut um.
Das Vieh hatte den Wachmann gewittert wie ein scharfer Jagthund.
Wenn er sich mit dem Wachposten nicht einen Platz im Magen des Monsters teilen wollte, musste er handeln...seinen Geruch übertünchen.
Irgendetwas, dass dem Tier den Appetit vermiesen würde.
Geistesgegenwärtig griff er nach seinem Messer, das er in einer Scheide auf dem Rücken über seinem Hosenbund trug und durchtrennte die Benzinleitung des Jeeps unter dem er sich versteckt hielt.
Sofort schwappte ihm die ölige Flüssigkeit kalt über die Brust und ins Gesicht. Der stechende Geruch MUSSTE einfach von ihm ablenken.
Er blinzelte sich einige der Tropfen des beißenden Treibstoffs aus den Augen und verteilte mit seinen Händen rasch soviel wie möglich davon auf dem Rest seines Körpers.
Dann wendete er sich wieder augenblicklich der Auslotung seiner Situation zu.
Was war die Basis Sequenz gewesen?
Ein T - Rex?
Gut, dass bedeutet, still liegenbleiben!
Er hoffte das möglichst viele der Tyrannosaurusgene den Platz im Gesichtsfeld des Hybriden eingenommen hatten und sie genauso kurzsichtig war, wie das alte Mädchen in Paddock 9, ansonsten würde er seinen Tag heute als Monsterfutter beenden.
Der Hybrid kam mit einem tief knurrenden Geräusch näher und senkte den riesenhaften Kopf herab.
Owen wendete sein Gesicht ab und blickte auf den Unterboden des Wagens.
Nicht bewegen! Er hörte das Tier schnaufen, wie es leise schnüffelte und offensichtlich einen Geruch witterte.
Wohlmöglich reagierte es auch auf sein klopfendes Herz, das in seiner Brust rasend schlug, oder das Adrenalin, dass durch seinen Körper strömte und jede Empfindung wie durch ein Vergrößerungsglas wirken ließ.
Er hatte das Gefühl jeden einzelnen der Splittsteine, auf denen er lag, in seinem Rücken zu spüren.
Fast hörte es sich an wie ein Schnurren, als ein Teil des Mauls in dem schmalen Spalt auftauchte der sein Versteck ausmachte.
Einen winzigen Augenblick sah er hin und erkannte Zähne von denen jeder größer war als seine Hand.
Keine gute Idee!
Owen wendete den Blick ab und kniff die Augen zusammen.
Er war ein schneller Läufer und gut trainiert, jedoch würde er niemals schnell genug aus der Lücke zwischen Auto und Boden herauskommen um zu fliehen.
Lediglich sein kurzer Sprint aus dem Gehege durch das Tor, hatte ihm dadurch das Leben gerettet, dass der Spalt darin zu klein für sie gewesen war und sie einen Moment aufgehalten hatte.
Das Maul kam noch näher und jetzt schnüffelte es sehr interessiert an seinem Versteck.
Owen versuchte ruhig zu bleiben, um seinen Herzschlag zu verlangsamen, jedoch hatte er eher das Gefühl als spränge es ihm gleich aus der Brust.
Er konnte ihren warmen Atem spüren und das frische Blut reichen, das an ihren monsterhaften Zähnen klebte.
Der tiefe Ton aus der Kehle der Kreatur schien in seinen Ohren zu vibrieren und es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, die es brauchte um herauszufinden, ob sich in der Lücke zwischen dem Boden und der Belchmöhre etwas befand, dass es zu verschlingen lohnte.
Owens Arme lagen regungslos neben seinem Körper und er fühlte die feinen, kleinen Steine unter seiner Handfläche und überlegte fieberhaft, ob ihn diese möglicherweise bei seinem Überlebenswillen unterstützen könnten.
Auf was für abstruse Ideen ein Gehirn so kommt, wenn man in Lebensgefahr ist? Soll ich ihr etwa einen Haufen Steinchen ins Gesicht werfen?
Er wollte doch nicht als Hybridenfutter enden.
Es war unerträglich so still auszuharren.
Allmählich fühlte er wie sich seine völlig überspannten Muskeln verkrampften. Nocheinmal traf ihr heißer Atem seinen Körper.
Vorsichtig neigte er sein Gesicht auf die gegenüberliegende Seite seines Schlupflochs.
Wenn sie schon zuschnappte, dann war das letzte was er sehen wollte ihr geöffnetes Maul.
Also heftete er den Blick auf eine der kärglichen Palmen die sich im Tropenwind bewegten und versuchte sich genau einzuprägen was er da sah, um nicht die Nerven zu verlieren:
Palme.
Rollsplit.
Fahrzeuge.
Baukran.
Bäume in denen ein leichter Wind rauschte....
Ein verächtliches Schnauben drang an sein Ohr und er fühlte, wie sich sein Schweiß mit dem Benzin mischte und seine Schläfen hinunterlief.
Wieder schnaubte es und Owen bereitete sich auf einen letzten großen Krach vor, der das schützende Fahrzeug über ihm wegreißen und ihm das Ende breiten würde.
Stattdessen krachte ein riesenhafter Fuß unmittelbar neben ihm auf den Boden, an die Stelle wo zuvor das Maul gewesen war, dann noch einer und langsam wankend entfernte sich das Tier.
Erst jetzt wagte Owen den Kopf richtig anzuheben, um zu sehen , wie es tatsächlich im Wald verschwand.
Er ließ sich zurückfallen und genoss die Erleichterung die sich über ihm ausbreitete.
Owen prüfte mit tiefen Atemzüge, ob seine Lungen noch funktionierten, dann versuchte er unter dem Auto hervorzukriechen, was schwieriger war, als er vermutet hatte.
Denn seine Beine waren zittrig und seine angespannten Muskeln brauchten einen Moment, um ihren Dienst wieder in gewohnter Weise aufzunehmen.
Das Glück darüber noch am Leben zu sein, wich sehr schnell einem jähen Zorn, als er den Helm des Wachpostens in einiger Entfernung auf dem Boden liegen sah.
Wie eine überflüssige Verpackung hatte das Vieh ihn ausgespuckt, und Owen fragte sich zum ersten Mal warum um alles in der Welt, die Wachposten Helme tragen mussten?
Es würde ihnen wohl kaum ein Dinosaurier auf den Kopf fallen.
Als er sich wieder aufrichtete, konnte er das ganze Ausmaß der Katastrophe sehen: Das umgestürzte Parkfahrzeug, das zusammengeschoben wie ein Spielzeugauto auf dem Dach lag, das zersplitterte Tor des Paddocks, aus dem sie den Weg in die Freiheit gesucht hatte.
Bei dem Baukran stand ein weiteres Fahrzeug, dass offensichtlich unversehrt war. Mit immernoch leicht wackligen Knien ging er darauf zu und stellte zu seiner Überraschung fest, das die Fahrer desselben wohl in ihrer Panik den Zündschlüssel einfach stecken gelassen hatten.
Wunderbar!
Er würde sofort Claire und ihren gesamten Team von Vollidioten den Arsch bis zur Halskrause aufreißen!
Er glaube noch nie eine solche Wut in sich gefühlt zu haben, darüber, dass jemand so offensichtlich achtlos mit den Gesetzen der Natur umging.
Und verdammt!
Um ein Haar hätte er als Appetitthappen geendet!
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Why we really need a 2nd one! © Lina Schön OKTOBER 2015
RomanceClaire und Owen müssen erneut zusammenfinden, als wäre dass nicht schon schwierig genug, hat sich Owen außerdem in den Kopf gesetzt, den letzten überlebenden Velociraptor zu finden : Blue! Was sich allein schon dadurch schwierig gestaltet, dass InG...