Rucksacktouristen

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Claire starrte immernoch ungläubig, auf den Trümmerhaufen, der einmal Owens zu Hause gewesen war, während dieser sich bereits durch das Gerümpel zu wühlen begann, um schließlich etwas resigniert zu ihr zurück zu kehren.
In seiner Hand das leicht verbeulte Sunrio Blechschild, das er einst, vom Zaun der Mexikanischen Bar geschraubt hatte, am Abend ihres ersten Dates.
"Was willst du denn damit?", fragte sie entrüstet und sah ihm zu, wie er versuchte das Stück Blech zu begradigen
"Ich eröffne einfach eine neue Bar... wenn das alles hier vorbei ist...", gab er zur Antwort und grinste.
In Claire kamen die Gedanken an den Abend hoch, an dem das Schild in seinen Besitz übergegangen war:
Ein eigenartiges Déjà-vu mit der Erinnerung an den Kuss, den er ihr gegeben hatte, als sie auf die Main Street gewissermaßen geflüchtet waren, bevor das Personal des Sunrio den Schilderklau bemerkte.
"Und was hast du damit vor...?", hatte sie gefragt.
"Ich eröffne meine eigene Sunrio Bar in meinem Bungalow. Da ist der Service besser
", war seine Antwort gewesen und Claire erinnerte sich an die damals noch so gefährlich scheinende Nähe seiner Lippen, die sich tatsächlich zu einem unverbindlichen Kuss getroffen hatten.
Nach allem was sich davor ereignet hatte, ebenso wundervoll, wie beängstigend.
In ihrer Erinnerung haftete es allerdings jetzt, wie ein sonniger, warmer Fleck.
"Ja wenn es schon mit der Ersten nicht geklappt hat, " meinte sie und trat zu ihm, " dann vielleicht jetzt..."
"Ich stelle dich auch als Barmädchen ein...aber Tequlias bekommst DU von MIR nicht mehr...", gab er gut gelaunt zurück und ließ einen dreckigen Lacher vernehmen.
Offensichtlich machte die Rückkehr auf die Insel, mit ihm das genaue Gegenteil von dem, was sie mit ihr veranstaltete. Satt bedrückt und resigniert darüber zu sein, wieder auf diesem verfluchtenDino - Eiland festzusitzen, nach allem was geschehen war, schien es Owen zu entspannen und seine Laune zu heben.
"Kannst du auch irgendwann mal ernst bleiben und mich vielleicht davon in Kenntnis setzen was....", weiter kam sie nicht, denn pfeilschnell war seine Hand auf ihren Mund gesaust und hinderte sie am weitersprechen.
Owen ließ das Schild auf den Boden zurückgleiten
"Schhhh..." machte er und zog sie mit sich, an den Rand der Lichtung ins Gestrüpp, um Claire anschließend runter zu drücken.
"Was..?" murmelte Claire und zerrte seine Hand von ihrem Mund, und somit den typischen einnebelnden Geruch, den sie ausendete, aus ihrem Gesichtsfeld.
Sie begann unwillkürlich zu zittern.
Die letzten Male, als sie von ihm auf diese Weise zur Ruhe gebracht worden war, waren entweder, Zähne, Klauen, oder bestenfalls beides hinter ihnen hergewesen.
Mit und ohne Flügel Claire! Auf was hast du dich da nur eingelassen!
Die innere Claire schüttelte mitleidsvoll den Kopf.
"Psscht..."... machte er und legte den Finger auf seine Lippen.
Jetzt hörte auch Claire die Stimmen, die näherkamen.
Sie klangen menschlich, laut und unvorsichtig.
"Also ich war ja öfters hier..."der Stimme folgte ein Stapfen aus dem Dschungel.
"Hier ist es?!", " war jetzt eine weitere Stimme zu hören und diese klang ungläubig.
Owen blickte Claire stirnrunzelnd an, er kannte diese Stimme, und sein Blick in ihre Augen verriet ihm, dass es ihr genauso ging.
"Meine Güte!..." kam es aus dem Wald und nun folgte dem eine schlaksige Figur auf die Lichtung.
Überrascht und gleichermaßen geschockt blieb die Person mit dem Rücken zu ihnen vor dem Trümmerfeld stehen.
"So hab ich es nicht erwartet...!" keuchte sie und schließlich war Claire sich sicher, es war... ...LOWREY!
"Lo..." fing sie an, doch Owen patschte ihr sofort wieder die große Hand auf die Lippen.
"Schhhhht!".. machte er nocheinmal energisch und blinzelte sie böse an.
Weshalb sie den Rest ihres Tones verschluckte, und es kaum wagte weiter zu atmen.
"Du sagtest hier wäre der Bungalow in denen dein Freund gelebt hat...", kam es nun von der zweiten Person, die offensichtlich männlich und ein wenig kleiner war als Lowrey.
"War es auch... man hat mir gesagt, dass es einiges abgekriegt hat, aber nicht das es ein Haufen Müll ist..." kam es von dem verdattertden, fassungslosen Lowrey,
"...bist du sicher, dass das hier wirklich sein zu Hause war.. ich meine... es sieht nicht so aus und was soll es hier schon zu sehen geben...?", die weitere Stimme klang maßlos enttäuscht.
"Das...", machte Lowrey nun und klang mehr als resigniert, ",weiß ich auch nicht."
Sie traten nun näher an das Feld heran, so nah das Claire sehen konnte, wie tief der Schock bei Lowrey tatsächlich saß.
Offensichtlich hatte er, mit dem was er hier vorfand, nicht gerechnet.
"Du wolltest mir zeigen wo dein Raptortrainer gelebt hat, jetzt haben wir schon die leeren Paddocks angesehen und sind den ganzen Weg durch diesen Dschungel geeiert, um endlich herzukommen, und es ist nichts weiter als ein Haufen Schutt und Asche..."
Lowrey trat nun zu der Person hin, die auch ein wenig jünger zu sein schien als er.
"Hör mal Seth ein bisschen mehr Ehrfurcht wäre hier angebracht. Er war mein Freund, und es ist nichts weiter von ihm übrig geblieben als das..."
Lowrey ging nun Richtung Steg und Seth folgte ihm.
"Entschuldige, ich glaube, wir müssen die Tour hier mal unterbrechen, ich bin wohl doch kein so ein guter Reiseführer...", meinte er und setze sich resigniert auf die Planken.
"Ach.. nein...", meinte Seth nun versöhnlich, "... es ist echt cool, aber das hier ist doch langweilig. Könnten wir nicht nochmal zurück wo die den T- Rex eingesperrt haben... der ist einfach nur cool.."
Claire schluckte.
Es rauschte in ihren Ohren und so bekam sie kaum die nächsten Worte mit, die Lowrey nun an Seth richtete: "Ja, mal sehen wie lange noch. Die sagten ja, sie brauchen ihn für Forschungszwecke. Die haben nie geforscht... Wer das gemacht hat, war Owen und der ist jetzt tot. Gefressen von seinem eigenen Raptor..." er stöhnte laut auf und ließ ein Jaulen vernehmen, "... was musste er auch unbedingt auf eigene Faust hierher zurückkehren, ich hab ja immer gesagt, den Biestern kann man nicht trauen...aber die Sachen die er drauf gehabt hat, waren einmalig..."
Claire blickte nun zu Owen, der erstaunt und amüsiert die Brauen hochgezogen hatte.
Was hatte Lowrey da gerade gesagt?
Er sei gefressen worden?
Interessante Vorstellung.
Unwillkürlich ging der Blick zu seiner fast verheilten Wunde, die Blue ihm zugefügt hatte, und ihm das Leben wahrscheinlich eher gerettet hatte, als es ihm nehmen zu wollen.
"Was macht der hier?", formte Claire nun tonlos mit den Lippen und blickte Owen an, als erwarte sie von ihm eine Antwort
Doch der zuckte bloß die Achseln und nickte dann zu dem Steg, auf dem Lowrey sich inzwischen wieder aufgerappelt zu haben schien, und in dessen Blickfeld offensichtlich nun ihr Gefährt gefallen war: MIT seinem Rucksack, den er unvorsichtigerweise auf dem Steg zurückgelassen hatte .
"Mist..." fluchte Owen leise, als er hilflos mit ansah wie Lowrey diesen hochnahm.
"Irgendwie sind wir hier nicht allein...." murmelte Loewry nun, nahm den schweren Rucksack auf und sah sich um.
Unwillkürlich drückte Owen Claries Kopf noch weiter nach unten in die Büsche, und hockte sich ebenfalls so zusammengekauert wie möglich neben sie.
"Das ist ja lächerlich..." meinte Clarie und rappelte sich auf.
Owen zog sie wieder herunter, so dass sie unsanft auf den Hintern plumpste.
Sie funkelte ihn böse an.
"Entschuldige..." flüsterte er angestrengt, " du weißt nicht was das hier ist, und was sie ihm erzählt haben... ich weiß nicht, ob es eine Gute Idee ist dem armen Lowrey ausgerechnet jetzt vor Augen zu führen, dass Totgeglaubte durchaus wieder auferstehen können..."
Er war so leise, dass Clarie kaum ein Wort verstehen konnte.
Allerdings fühlte sie die feuchte Erde, die sich durch ihren Hosenboden drückte.
Super Jurassic World Du hast mich mit all deinen wunderbaren Facetten zurück!
"Seltsam... ich dachte wir seinen die einzige...eh....Reisegruppe..." Lowrey nahm nun den Rucksack auf.
"Vielleicht hat ihn jemand vergessen?...", meine Seth.
Lowrey zuckte die Achseln.
"Ich werde diesen Kerl mal fragen...", murmelte er, "vielleicht gehört er einem von seinen Leuten....das Boot ist auch nicht von hier..." Er schien an seiner eigenen Vermutung zu zweifeln.
Owen presste die Lippen aufeinander und runzelte ärgerlich die Stirn.
Der wir doch jetzt nicht mit unserem Zeug abhauen wollen...
"Komm, wir gehen zurück zum Wagen. Wir können denen schonmal mitteilen, dass dieser Ort hier mehr Geschosse abbekommen hat, als vermutet..." er schüttelte resigniert den Kopf und rauschte an den Büschen vorbei, in denen sich Claire und Owen versteckt hielten.
Entschlossen stand Claire auf, kam aus dem Unterholz, bevor Owen sie festhalten konnte und war nun hinter Lowrey auf der Lichtung.
"LOWREY!", rief sie schließlich laut, während Owen ein genervtes Seufzen unterdrückte und neben sie trat.
"Lowrey drehte sich um.
"Claire?" fragte er ungläubig und rückte die Brille zurecht.
"Warum kannst du nicht EINMAL machen was man dir sagt..." zischte Owen ihr zu, während sich auf Lowreys Gesicht das ganze Repertoire von ungläubiger Überraschung wiederspiegelte, dass die menschliche Mimik erzeugen konnte.
"Owen?...Bist du das?"

Als die Türe sich erneut öffnete, war es diesmal nicht ganz so schrecklich, denn sie hatten das Licht im Flur angelassen und somit hatte Barry wenigstes einen kleinen Lichtschein, der ihn nicht ganz so orientierungslos zurückließ, wie beim letzten Mal.
Es war Anamika die hereintrat.
Sie hielt ihm einen Metallbecher hin und einen Riegel Tabletten.
"Du musst was trinken...", meinte sie, "hier ist etwas gegen die Schmerzen."
Wortlos nahm Barry ihr das Gefäß ab und drückte zwei Tabletten aus dem Blister.
Dann spülte er sie mit dem Wasser, dem aus Becher herunter.
Es war ihm für den Augenblick egal, was sie ihm genau gegeben hatte, wenn es ihm nur die hämmernden Kopfschmerzen nehmen würde.
"Es wird gewiss gleich besser...",murmelte sie und hockte sich zu ihm.
"Es hat wohl keinen Sinn zu fragen warum? Oder wann du mich wieder hier raus lässt?", meinte er leise.
Er blickte in Anamikas Augen und sie sahen unendlich traurig aus.
"Nein...bitte sag mir das Passwort von Owens Laptop...", sagte sie flehend.
Barry ließ ein verächtlich schnaubendes Lachen hören.
"Selbst wenn ich es wüsste, du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich es dir sagen würde?" er nahm einen weiteren Schluck aus dem Becher.
"Nein..." meinte Anamika resigniert und es wunderte ihn, dass sie so schnell aufgab, "aber es würde Einiges erleichtern. Woran habt ihr zuletzt gearbeitet?"
"Das geht dich einen Scheiß an, du falsches Luder! Wenn du auch nur den Hauch der Gene deines Vaters im Leib hättest, würdest du sowas nicht bringen. Mich hier einsperren... Ich dachte du willst die Raptoren retten!" fauchte er sie an und stellte fest, dass es wehtat laut zu sein.
"Das wollte ich auch..", meinte sie und klang trotzig.
"Falscher Text...", gab Barry resigniert zurück.
"Das wollte ich wirklich. Ich wünschte ich könnte es dir erklären. Es würde einfacher sein, wenn du mitmachen würdest, glaub mir...."
Barry konnte es kaum glauben, als er ihr ins Gesicht sah und erkannte, dass Tränen über ihre Wange rollten.
Anamika erhob sich nun und machte sich auf den Weg, sein Gefängnis wieder zu verlassen. Doch bevor sie die Tür erreicht hatte, richtete er nochmal kurz das Wort an sie:" Anamika..."
Sie drehte sich zu ihm um.
"Ich komm' nicht weit,wenn ich dich überwältige, oder...?", fragte er.
Doch statt, dass sie ihm antworten konnte, erschien der Dicke in Uniform nun im Türrahmen.
"Nichtmal bis zur Tür!", gab dieser dann zurück, und die Eisentür schnappte geräuschvoll ins Schloss.

Why we really need a 2nd one!       © Lina Schön OKTOBER 2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt