Das etwa straußeneigroße Gelege wackelte hin und wieder, als würde es von einer unsichtbaren Hand angestoßen.
Inzwischen war auch am zweiten Ei die Schale, der künstlichen Hülle rissig geworden und darunter zappelte es unentwegt.
Es erinnerte Owen an den spannenden Moment, als Blue als Erste geschlüpft war und sich vorwitzig innerhalb eines einzigen Tages fast vollständig befreit hatte.
Sie war dort bereits ein Killer gewesen, denn sie hatte sich zuerst, winzig wie sie war, an dem Finger des Labormitarbeiters festgebissen , der die Schale etwas entfernen wollte.
Genau genau in diesem Moment - als sein Blick zum ersten Mal ihre Bernsteinaugen traf - war Owen bewusst geworden, dass es mehr sein würde, als ein militärisches Projekt.
Je öfter ihre Augen im Laufe der Jahre einander begegneten, um so vertrauter wurden sie.
Eine höchst merkwürdige Art Familienzugehörigkeit.
Er hatte diese Vertrautheit auch noch wieder gefunden, als er ihr vor einigen Stunden begegnet war.
Der junge Trooper, den sie bei ihm gelassen hatten, war ängstlich.
Wenn sich die Eier bewegten, zuckte er jedes Mal zusammen, als berühre er einen Elektronzaun.
Es war eine völlig absurde Idee von Dawson, genau diesen unsicheren Kerl zu der Person auszubilden, die ihre Elite - Killer unter Kontrolle bringen sollte.
Der zweifelt garantiert auch morgens an der Wahl der eigenen Socken .
Doch wahrscheinlich war er sowieso nichts anderes als Kanonenfutter.
Wenn das Projekt schief gehen würde, hätte Dawson wenigstens keine schmutzigen Hände und falls nicht, wäre der Typ wankelmütig genug , um ihn unter Kontrolle zu halten.
Echt cleverer Schachzug Dawson. Irgendwas hat man dir in deiner Karriere doch beigebracht, schade das es kein Ehrgefühl war.
Ein leises Sirren der Kamera kündigte Owen an, dass diese schon wieder zum x-ten mal heranzoomte und er konnte nur ahnen, dass Dawson am dazugehörigen Monitor nicht eine unbeobachtete Sekunde zuließ.
Owen erhob sich von der Bank an der Wand, auf er er gesessen hatte, und rieb sich die befreiten Handgelenke, es war, als spüre er immernoch den Druck des Metalls daran.
Seine anderen Blessuren gingen ihm gehörig auf den Geist.
Die rechte Gesichtshälfte, insbesondere das Jochbein, pochte dort, wo er den zielsicher platzierten Fausthieb des Stiernackens abgefangen hatte. Die darauf folgenden Schläge hatte seine Magengrube und der untere Rippenbogen abbekommen.
Erst dann hatte er ihn wieder zu Atem kommen lassen und die Handschellen waren geklickt .
Es wäre vielleicht glimpflicher ausgegangen, wenn er weniger Gegenwehr gezeigt hätte.
Aber er hatte es wenigstens versuchen vollen, auch wenn es Owen eigentlich schon vorher klar war, dass es ausweglos sein würde.
"Du warst in Afghanistan.... "kam es nach einem weiteren Zucken der Eier und des Troopers, so als müsste er sich durch einen Wortwechsel selbst Mut zusprechen.
Owen nickte stumm und fuhr sich verzweifelt durch die Haare.
Er wollte sich jetzt einen Dreck darum kümmern , dass der Junge seiner Sache nicht gewachsen war.
Vielmehr zerbrach er sich den Kopf darüber, wie es diese möglichst rasch verhindern könnte, damit er sich darum erst garnicht zu scheren brauchte.
"... war es... schlimm dort...?" fragte er zögernd und streckte seinen Kopf vorsichtig zum Brutkasten vor.
"Es gibt viele Arten von Schlimm ...Einer sitzen wir gerade gegenüber, darum solltest du dir Gedanken machen. Nicht wo ich war, oder was ich weiß!" gab Owen zurück und warf nun einen vernichtenden Blick zur abermals sirrenden Kamera.
"Das Projekt wurde aber dazu geschaffen Fortschritte zu machen, um Menschenleben zu schützen..." beharrte er offensichtlich, das Credo herunterbetend, dass man ihm vorgekaut hatte.
"Indem man einfach mit irgendwelchen DNA - Strängen herumspielt, ohne sich vorher darüber Gedanken zu machen, wohin das führen könnte?ZWEIMAL?! Das glaubst du nicht wirklich..oder...?" Owen lachte bitter und wendete sich ihm erst jetzt wieder zu.
Er hatte das Gefühl, der sterile Laborgeruch legte sich wie eine undurchdringliche Frischhaltefolie auf seinen Geist.
Schön verpackt und abwaschbar.
Fertig zur Auslieferung.
Fehlte nur doch das Produkt.
Er fragte sich, wie es wohl wäre, wenn sich die Schale ganz öffnen würde.
Würde der kleine Idominus genauso neugierig in seine Umwelt blicken wie die Raptoren?
Oder eher erschöpft daliegen, wie ein frisch geschlüpfter Triceratops, der fast zwei ganze Tage brauchte um sich von den Strapazen der Geburt zu erholen.
Wie hoch ist deren Aggressionpotenzial?
Wenn sie ihrer großen Vorlage in nichts nachstehen, dann ist es äußerst unklug diesen Raum derart lasch zu sichern .
Was Owen so langsam in seine Gedanken tröpfelte wurde, je mehr sich das eine Ei bewegte, zur Gewissheit.
Es zappelte und zuckte und der Tropper versuchte sich nun tapfer seiner Aufgabe zu stellen, indem er dem Brutkasten immer näher kroch.
"Schlüpft es jetzt...?"
"Keine Ahnung..." murrte Owen, " ich habe sie nicht gelegt.. ." fügte er voller Sarkasmus hinzu und nur aus der Ferne nahm sein Unterbewusstsein einen Heullaut wahr, der ihm bekannt vorkam.
Ich glaube es ist besser du bringst Abstand zwischen dich und das Schlupfdebakel, dass sich dort anbahnt!
"Die Schale ist geplatzt....!" kam es von der Seite des Troopers und er hörte sich für den ersten Moment tatsächlich an, wie ein überforderter Vater, " was muss ich jetzt machen? Wie prägt man sie?"
Los her mit der Gebrauchsanweisung!Tzeh
"Das weiß ich....", fing Owen an, doch bevor er den Jungen weiter in sarkastischen Worten etwas erklären würde, was er eigentlich nicht wollte, erfassten seine wachsamen Augen in Sekundenbruchteilen den Ernst der Lage, als sich die schwarzen, messergleichen Krallen, der soeben geschlüpften Kreatur über den handbreiten Rand der Brutstätte schoben. "...WEG DA!!"
Pfeilschnell hüpfte das kleine Monster aus seinem sterilen Nest direkt in das Gesicht des Troopers, der einen markerschütternden Schrei von sich gab, als sich die nadelspitzen Zähne in seine Backe gruben.
Owen wich zurück und stolperte über einen Materialkasten der auf dem Boden stand und landete unsanft auf dem Hosenboden.
Wobei der Aufprall ebenso hart in seinen lädierten Rippen zu spüren war.
Der stechende Schmerz nahm ihm für einen kurzen Moment die Luft.
Der Tropper schrie und versuchte sich mit seinen Händen des Monsters zu erwehren, doch je mehr er den kleinen, dunklen Körper umfasste, umso härter schien es sich in seinem Gesicht zu verbeißen.
Es sah unwirklich aus, als das schwarze Ungetüm für einen Moment losgelassen hatte, um erneut zu zubeißen, denn ihm fehlte jetzt tatsächlich ein handtellergroßes Stück Gesicht.
Das Blut lief ihm sprudelnd am Hals herunter - das Monster hatte zielsicher eine Vene getroffen - wenn er den Blutverlust und die Verletzung überleben sollte, so würde diese ihn bis an sein Lebensende entstellen .
Fieberhaft suchte Owen nach Etwas, mit dem er sich zur Wehr setzten konnte, bevor der kleine Idonminus, genug von seinem schreienden Opfer haben würde.
In seinem taumelnden Kampf riss der Trooper alles mögliche im Raum befindliche zu Boden, bis er schließlich in die Brutkammer stürzte, was die noch nicht ganz geschlüpfte Schwester des Geschöpfes auf den Plan zu rufen schien.
Das zweite Ei stürzte um, die Schale barst und im selben Moment entsprang ihr eine Zweite ebensolche schwarze Bestie
"Nein...Nein ..." murmelte Owen fassungslos, denn der Tropper zuckte lediglich nur ein paarmal, als das Zweitgeborene sich zielstrebig an die Kehle des Opfers der Schwester warf und mit einem instinktiven Biss dessen Tod herbeiführte.
Geduckt kabbelte Owen um die Brutkästen herum, die noch weitere Eier enthielten, von denen lieber garnicht wissen wollte, welche Spezies darin schlummerte.
Seine Augen suchten den Raum ab, in der Hoffnung sie würden irgendetwas finden, mit dem er diese Mini - Killer zur Strecke bringen konnte.
Vergebens : Der Raum war leer, steril und selbst Materialkasten, den er umgeworfen hatte, bloß mit nutzlosem Zeug gefüllt.
"Es muss hier doch wenigstens ein Betäubungsgewehr, oder sowas geben... "nuschelte er vor sich hin und schob fahrig mit den Fingern, den Kastenihnalt auf dem Boden auseinander:
Verbandmaterial, Broschüren und Astronautennahrung. Völlig unsinniger Kram.
Er schien sich wohl darauf beschränken zu müssen, seine bloßen Hände dazu zu nutzen, sie zur Strecke zu bringen.
Jedoch wenn das Sozialverhalten der Raptoren in ihnen schlummerte, würden sie einander nicht aus den Augen lassen.
Owen musste es versuchen, beide gleichzeitig so zu erwischen, das er ihnen den dürren, schuppigen Hals umdrehen konnte.
Soviel zur Theorie.
Die Praxis hingegen trieb Owen flach auf den Boden zwischen Bank und Brutkasten und er sah mit an, wie die beiden Schwestern den anderen Brutkasten öffneten und sich an dem darin befindlichen Gelege zu schaffen machten.
Wie ein skurriles Dejávue erinnerte er sich daran, wie er unter dem Wagen gelegen hatte und eine Bezinleitung durchtrennte, als er auf der Flucht vor der Großausgabe der Hybriden unter den Park - Jeep geflohen war.
Hier konnte er vergeblich nach etwas derartigem suchen, um sich die Beiden vom Leib zu halten. Der Raum war so leer und unbrauchbar wie sein Kopf im Augenblick.
Das Erstgeschlüpfte zerrte einen Embryo aus einem soeben eröffneten Ei und in diesem Augenblick sprang die Schwester hinzu, um sich ebenfalls daran gütlich zu tun.
Aus seinem Blickwinkel konnte Owen nichteinmal ausmachen, um was für einen Spezies es sich handelte, als sie daran zu zerren begannen und sich darum stritten.
Ihr Sozialgefüge reichte also mal nicht aus, um sich ein erlegtes Stück Beute zu teilen.
Erneut schob sich das Heulgeräusch von draußen nun in sein Bewusstsein und Owen erkannte den Laut des T - Rex, der allerdings überdeckt war von einem unglaublichen Tumult, der nun auch die beiden Indominus aufmerksam zu machen schien, denn sie blickten irritiert zur Tür vor der rein Reisenlärm entstanden war.
Dem folgte ein ohrenbetäubendes Krachen und Splittern von Metall , Holz und Glas.
Reflexartig riss Owen seine Arme über den Kopf um sich vor dem Trümmerhagel zu schützen. Der regengleich auf ihn hernieder ging.
Als der Glassplitteregen über ihm abgebbt war, erkannte er Lowrey mit dem Repertierer im Anschlag in der Tür stehen.
Er hatte die Augen geschlossen und blindlings auf das Türschloss geschossen.
Owens Ohren waren taub durch den Lärm und er nahm es wahr wie durch Watte, als sich hinter Lowrey jetzt Barry, gefolgt von Claire, in den Raum schob, um zu ihm zu eilen.
Wie von einer unsichtbaren Schnur gezogen, sprangen die beiden Kreaturen auf die offene Tür zu.
"Schieß Lowrey!!!!", rief Owen, "Knall sie aaaab!!" er konnte sich selbst kaum hören, doch Lowrey fummelte endlos an der Waffe, die er überhaupt nicht im Griff zu haben schienen, herum und bevor er nachgeladen hatte, waren die zwei Echsen auf ihn zugesprungen.
Seine Angst ließ es lediglich zu, dass er sich reflexartig zur Seite wegduckte und die Beiden nach draußen flitzen.
Es kam Owen vor, als bewege sich die Welt um ihn herum in Zeitlupe, als Barry ihm unter die Arme griff, um ihn aufzuziehen und zeitgleich die beiden Kreaturen leichtfüßig und neugierig in die Freiheit sprangen.
Erst als er wieder sicher auf seinen Füßen stand, erlangte er das Bewusstsein zurück, für ein Normalmaß der Bewegungen um ihn herum.
Die Erste die er registrierte, war Claire, die ihn glücklich an sich drückte.
Den Schmerz der sich dabei nach oben kämpfte, ignorierte er.
Der Strinacken hatte wirklich ganze Arbeit geleistet, doch es war ihm egal.
Sie zurück zu haben, überwiegte jede Unannehmlichkeit.
"Geht es dir gut, geht es dir gut?" brabbelte sie, hielt sein Gesicht mit beiden Händen fest und küsste es ungestüm.
"Jahh..." er unterdrückte ein Stöhnen, " es ist alles in Ordnung ..." er küsste ihre Stirn, nachdem sie aufgehört hatte, ihn mit kleinen Küssen zu überhäufen., "... wir müssen verhindern, dass diese Viecher aus dem Gebäude herauskommen..."
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Why we really need a 2nd one! © Lina Schön OKTOBER 2015
RomanceClaire und Owen müssen erneut zusammenfinden, als wäre dass nicht schon schwierig genug, hat sich Owen außerdem in den Kopf gesetzt, den letzten überlebenden Velociraptor zu finden : Blue! Was sich allein schon dadurch schwierig gestaltet, dass InG...