Keine Bewegung !

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"Es wäre äußerst hilfreich Mr. Malvot, wenn sie mir das Passwort zu diesem Gerät verraten könnten..." sagte Dr. Wu mit brüchiger, leiser Stimme, nahm Platz und er blickte Barry flehend an.
"Ich weiß es aber nicht...", gab Barry trotzig zur Antwort und drehte unbemerkt die Hände unaufhörlich in seinen Plastikfesseln, bis der Schmerz kaum noch zu ertragen war.
Haben sie sich ein Stück gelockert?
Im Augenblick pochten seine Handgelenke so stark, dass er es nicht genau sagen konnte.
"Kommen sie schon, es wird einfacher für uns alle...", sagte Dr. Wu sanft und rieb sich die unrasierte Wange.
Er sah so mitgenommen aus, wie Barry sich fühlte, außerdem er wurde das Gefühl nicht los, dass er auch nicht ganz freiwillig hier saß.
"Ich muss wissen wie sie gearbeitet haben...um zu sehen, wo man den Hebel ansetzen kann. Es ist wirklich wichtig... " sein Blick ging zu Dawson, der mit regungsloser Mine neben dem Schreibtisch stand und die Arme vor der massigen Brust verschränkt hatte.
"Sie können ganze Lebewesen erschaffen aber, so ein blöder Laptop bringt sie an ihre Grenzen?" Barry lachte schnaubend, " das soll wohl ein Scherz sein...?"
Dr. Wu erhob sich wieder und Barry konnte sehen, dass er sich äußerst wackelig auf den Beinen halten konnte.
Sein Kopf arbeitete fieberhaft daran, wie er sich aus dieser Situation befreien konnte.
Mit den Augen suchte er unauffällig das Zimmer ab, doch es gab nur die Tür, durch welche er den Raum betreten musste und die andere hinter dem Schreibtisch.
Beides keine guten Optionen.
"Sag es ihm Barry, bitte..." flüsterte Anamika ihm zu und gab ihm einen vorsichtigen, unbemerkten Tritt, sie stand neben ihm, wie das sprichörtliche Häuflein Elend.
Was führt sie bloß im Schilde? Das hier läuft doch auch nicht wie sie das will, sonst wäre sie nicht so verzweifelt?
Wie sie sich ihr VERZWEIFELT anfühlte, wusste er nur zu gut.
Wie oft hatte sie vor dem behelfsmäßigen Käfig gestanden und versucht Blue und Delta davon zu überzeugen, sich auf sie einzulassen.
Es war so müßig gewesen, ihr zu erklären, dass es nicht einfach ein Lehrgang war, den es zu buchen galt und ihre Verzweiflung war so echt.
"Ich sage garnichts... " beharrte er raunend.
In diesen Moment stieß ihm ein bewaffneter Trooper von hinten seinen Gewehrknauf in den Rücken, was ihn mit einem Stöhnen zusammensacken ließ.
"Jetzt hören sie schon auf!" krisch Anamika, "er weiß es nicht, das hat er doch gesagt.... Bitte lassen sie uns einfach gehen..."
Lassen sie UNS Gehen?
Barry war sich nicht sicher, ob er sie richtig verstanden hatte.
Dawson bewegte sich nun aus seiner Ecke und legte Dr. Wu die Hand auf die Schulter, es war weder freundschaftlich, noch wohlwollend, denn er drückte ihn mit der Hand fest zurück in seinen Stuhl.
"Er reicht Missie !!! Du hast genug mit den Millionen deines Vaters herumgespielt, ohne zu wissen, auf was du dich eingelassen hast, als du uns darum batest den T- Rex einzufangen. Möchtest du wirklich ein Reservat aufbauen? Du hast doch nicht im Ernst geglaubt, dass wir ganz selbstlos helfen, wenn du uns darum bittest. Wir haben uns doch nicht den führenden Wissenschaftler von Jurassic World geholt, um dir neue Kuscheltiere zu besorgen...Weißt du eigentlich wieviel er dafür kassiert hat?!" wütend wies er nun auf Henry, der daraufhin zu Boden blickte, als wollte er diese Worte nicht hören.
"Das war aber nicht dass, was mein Vater wollte....!" meinte Anamika hilflos.
Ihr Einfluss, war weniger groß, als sie angenommen hatte.
Sie kam sich so schrecklich dumm vor, geglaubt zu haben, einzig das Innehaben ihres Erbes würde dazu führen, dass Dawson und seine Männer nach ihren Anweisungen handelten.
Es hatte nur solange funktioniert, wie es in DEREN Augen Sinn gemacht hatte.
Ein Imperium zu erben, ohne genau zu wissen Welches, war doch schwerwiegender, als sie jemals angenommen hätte.
Es hatte immerhin auch im Dschungel funktioniert, als sie sie herbei geordert hatte, um Owen von der Insel zu bringen.
Bitter hatte sie feststellen müssen, dass es aus purer Berechnung geschehen war.
Der Schuss...
.... die Rettung.
All das hatte dazu GEDIENT, um freie Bahn für ihren Plan zu haben:
Trainierte Raptoren für ihre utopischen Zwecke zu nutzen.
Nur dafür würden sie Dr. Wu freilassen.
Nur dann, bekäme sie den Mann wieder, den ihr Vater so wertgeschätzt hatte-!
Den sie kannte, seit sie laufen konnte.
Den sie hier inzwischen gegen seinen Willen festhielten, damit er sich um das kümmern konnte, wovon sie keine Ahnung hatten:
Den Tieren selbst.
Forschen, erschaffen und die Ergebnisse bewundern: Das war sein Ziel immer gewesen - Es war eigentlich unglaublich, wieviel ein paar Dollars an dieser Einstellung ändern konnten.
Es ging hier schon längst nicht mehr nur darum, dass etwas entstand, was es eigentlich nicht geben durfte.
Es ging um so viel mehr: Denn diese verdammten, manipulierten Eier von der Miniausgabe dieses weißen Monsters, dass ihren Vater auf dem Gewissen hatte, schlummerten in dem Labor, auf der Ostseite der Insel, ihrem Schlupf entgegen.
Wenn sie wollten, dass die Tiere für sie arbeiteten mussten sie wissen, wie man sie dazu bringen konnte.
- Es hatte sich bei den Raptoren gezeigt, dass es möglich war - und deshalb brauchten sie die Arbeiten von den Raptorentrainings.
Niemals hätte Henry gedacht, dass der Deal, den er mit Hoskins geschlossen hatte, darauf hinauslief.
Er wollte lediglich seine Forschungen vorantreiben, mit der Neugier des Wissenschaftlers, der er immer gewesen war und für ein vielleicht noch angenehmeres Leben.
Was in Groß nicht funktioniert hat Anamika, ist vielleicht in Kleiner wenigstens einen Versuch wert... - Dein Vater wollte nur eine Attraktion die größer war, als alles was Jurassic World je erschaffen hat. Dabei ist die Gen Sequenz für eine hundegroße Ausgabe des Indominus, viel brauchbarer.
InGEN hat das immer gewusst... hat er es dir denn nie gesagt? Es ist gut, dass du die Raptoren gerettet hast, wir können viel davon lernen, wie man den Indominus Rex domestizieren kann, ohne das es in einer erneuten Katastrophe endet.
Seine Stimme war dabei so sanft gewesen, wie sie es von klein auf gewöhnt war.
Er war so oft bei ihnen gewesen, als der Park allmählich die Gestalt annahm, die John Hammond immer haben wollte.
Die Begeisterung ihres Vaters für Wu's Arbeiten war ungebrochen.
Das alles aus dem Ruder zu laufen begann, weil Owen zurück auf die Insel gekommen war, um seinen geliebten Raptor zu suchen, hätte niemals jemand gedacht.
Eigentlich war das ganze Aufräumkommando ein Ablenkungsmanöver gewesen um, die Saurier einzusammeln die sich für ähnliche Züchtungen eignen würden.
Als Anamika das herausgefunden hatte, war ihr für einen Moment fast das Herz stehengeblieben.
Sie hatte gerade noch rechtzeitig geschafft, die Unterlagen mit dem Mini - Idominus verschwinden zu lassen, bevor Claire die anderen Ergebnisse des SIDEPROJEKTES in die Finger fielen.
Dieser Schock war schon schlimm genug gewesen.

Den T - Rex musste man bloß aus dem weg schaffen - unbrauchbarer Ballast - hatten sie sie genannt.
Diese Gattung war einfach nicht dafür geschaffen, Klein zu existieren.
Alle Versuche waren in Totgeburten geendet.
Ein fast gescheitertes SIDEPROJEKT!
Also hatten sie Rexy für sie eingefangen, wie sie es sich gewünscht hatte.
Sie fütterten sie mäßig genug, dass sie gerade noch am Leben blieb.
Anamika hatte so sehr darum gebettelt.
Für wie lange es hielt...?
Das wusste nur der Himmel.

Anamika sah sich der Sache inzwischen einfach nur ausgeliefert.
Hoskins bekäme endlich posthum den wahren Feldversuch, nach dem er sein ganzes Leben gestrebt hatte.
Raubsaurier im Dienste des Menschen!
Das sich auf Owens Laoptop möglicherweise eine Art Bedingungensanleitung für die Domestizierung einer künstlich geschaffenen Art, mit den richtigen Genen befand, war nur eine der wenigen Hürden die es zu überwinden galt.
Sie hatten es bei den Raptoren gesehen - wieder und wieder -!
Anamika kannte die Aufzeichnungen, die sie sich schon so oft angesehen hatten.
Doch es war wie der Code der Enigma, der nun auf diesem alterschwachen Gerät ruhte und tatsächlich darüber entschied, ob sie Dr. Wu und Barry jemals lebend aus dieser Misere befreien könnte.

Tränen machten ihr Gesicht heiß, dass hatte sie nicht gewollt, sie hatte all das nicht gewollt.
Du kannst es in ihren Augen sehen Anamika - wenn du nur mal hinsehen wolltest.
Sie hatte nie gewollt, ihren verrückten Vater, mit seiner verrückten Idee, auf diese verrückte Hammond - Erb - Insel zu begleiten.
Als sie von seinem Tod erfuhr, hatte sie es bereut.
Im Andenken an ihn, war ihre Idee ein Reservat auf Sorna gewesen, mit denen sie die retten konnte, die noch übrig waren.
Gemeinsam mit Owen, der die Tiere so sehr liebte, dessen Leidenschaft so brennend und der so begeisterungsfähig war, dass es sie bis ins Mark beeindruckt hatte.
Wie hatte sie es sich ausgemalt: Seine Reaktion, wenn sie ihm DAS unterbreiten würde.
Ein Reservat!
Es war ihr gelungen, bis zu dem Augenblick, als sie mit ansehen musste, dass der gefakte, fehlgeleitete Schuss, ihm fast das Leben genommen hatte.
In diesem Moment war ihr gesamter Kampfgeist in Dawsons Hände übergegangen und als sie ihr den völlig mitgenommenen Henry gezeigt hatten.
Entweder sie besorgen uns unsere Daten und wir müssen den Raptoren finden, oder dieser Wissenschaftler hat es hinter sich.
Also sah sie keinen anderen Ausweg, als sich Owens besten Freud zu schnappen, in der Hoffnung, er würde die Auskünfte, oder Fähigkeiten haben, die sie benötigten, da war es auch egal, dass sie mittlerweile festgestellt hatten, dass es zwei überlebende Raptoren gab.

Verworfen war der Gedanke an das Reservat, es würde ohne Owen ohnehin nicht funktionieren - und ihm würde sie besser nie wieder unter die Augen treten.
Sie hatte es in seinem Blick gesehen, dass er sie erkannt hatte.
Als sie versucht hatte ihn zu bestehlen wie ein unfassbar schlechter Dieb.
Eingebrochen Seine und Claires so dringend benötigte Zweisamkeit.
So als könnte er es nicht fassen, aber eigentlich wusste, dass er sich nicht täuschte.
Es war ein so fieser Moment gewesen, als sich ihre Blicke trafen, unter denen sie am liebsten im Boden versunken wäre.

Trotzig rieb sich Anamika nun über das Gesicht, als ein plötzlicher Laut sie aus ihren wirren Gedanken aufschrecken ließ.
Unvermittelt wurde sie zu Boden gestoßen.
Verwirrt blickte sie nach oben und sah Barry auf dem Tisch stehen.
Er hatte beide Hände befreit, die Armsäume seines einst grauen Pullovers waren blutgetränkt, so tief hatte sich offensichtlich das Plastik des Kabelbinders ins Fleisch geschnitten, um derart stark blutendes Wunden hervorzurufen.
Er hatte Anamika zur Seite gerempelt und hielt Wu die Waffe, die er mit einer geschickten Bewegung aus Dawsons Gürtel gezerrt hatte, an den ergrauten Schädel.
Dieser stand völlig überrumpelt im Raum und schien nicht zu begreifen was hier gerade vor sich ging.

Barry hatte nie zuvor eine Person mit einer Waffe bedroht und es fühlte sich höchst merkwürdig an.
Das Adrenalin, das wie Feuer durch seine Venen brannte, verlieh im übermächtige Kraft.
Geistesgegenwärtig ließ er kurz von seiner Geisel ab, zielte ins Zimmer und feuerte in die Mitte des Schreibtisches.
Kleine Brocken von Plastik, Platinen und Metall sausten durch die Luft.
Es war Ohrenbetäubend laut, als es zwei weitere Male krachte und das, was mal ein Laptop nur gewesen war noch aus Einzelteilen bestand und im Zimmer herum lag.
Schreie drangen an sein vom Knall betäubtes Ohr.
Ein Verzweifelter Dawson brüllte irgendetwas, der nun seinen vermeintlich heiligen Grahl dahinschwinden sah.
Im allegemeinen Tumult zerrte Barry Wu durch den Hinterausgang.
Er hörte sich selbst etwas brüllen wie :" Kommt ja nicht auf die Idee mir. Zu folgen, oder ich drücke ab." und zweifelte selbst an der Glaubhaftigkeit seiner Worte

Es war erstaunlich wie leicht sich Dr. Wu durch die Tür zerren ließ.
Dann stieß Barry ihn vor sich her wie ein Stück Vieh, mit der Handfeuerwaffe im Anschlag.
"Welcher Wagen?" hilflos suchten seine dunklen Augen nach einem Fahrzeug auf dem Parkplatz, dass sich zur Flucht eigenen könnte, während hinter ihnen ein Tohuwabohu ausbrach.
Türen wurden aufgerissen.
Schreie hallten durch die schwarz - blaue Nacht.
Geräusche drangen zu ihm durch: Dass Klicken und Laden von Waffen und Barry wusste, wenn er nicht schnell eine Möglichkeit zur Flucht finden würde, endete er wie Owens Laptop.

Dr. Wu schauderte und zuckte die Schultern.
Von dieser Seite aus bedroht zu werden war neu.
Doch in den letzten Wochen hatte er so oft Dinge unter Waffengewalt getan, dass ihm dies hier vorkam wie eine Befreiung.
Wenn der dunkelhäutige Mann hinter ihm, der ihn um einen Kopf überragte, nur nicht so nervös gewesen wäre.
"LOS!!! WELCHER!!!" brüllte Barry und es hallte in seinem schmerzenden Kopf wider wie eine Kreissäge.
"D..daaa...", stammelte Wu schließlich und wies auf einen Jeep, von dem er wusste, dass der Schlüssel steckte.
Barry schubste ihn hart im Rücken vorwärts und drängte ihn auf den Fahrersitz.
"FAHR!" keifte er ihn an und richtete die Waffe auf seinen Kopf.
Mit zitternden Fingern griff Henry nach dem Zündschlüssel und drehte ihn um, der Motor heulte auf.
"Gas!!", schrie Barry erneut und Henrys Fuß trat das Pedal durch, die Räder drehten auf dem regenfeuchten Asphalt durch, bevor der Wagen vorwärts kam, während Barry im Rückspiegel sah, wie ein paar Trooper ebenfalls in Fahrzeuge stiegen.
"Gasgasgas!!!!!"
Die Mündung der Waffe bohrte sich schmerzhaft in die weiche stelle an seiner Schläfe.
Henry beschleunigte den Wagen.
Barry griff ihm hektisch mit der freien Hand ins Lenkrad und riss es herum, um eine halsbrecherische Kurve zu fahren damit der Wagen abbog, in der Hoffnung die Verfolger dadurch abschütteln zu können.
Es war ihm fürs Erste geglückt, wie ihm ein Blick in den Rückspiegel verriet.  

Why we really need a 2nd one!       © Lina Schön OKTOBER 2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt