Claires Beine fühlten sich steif an von der gebückten Haltung, in der sie den letzten Stunden verbracht hatte und ihr Kopf war ein brummender Bienenstock, als sie an den abebbenden Geräuschen endlich hören konnte, dass die geflügelten Echsen - für den Moment jedenfalls - aufgegeben zu haben schienen, und sie sich ein wenig aufrichten konnte.
Als Dawson die Tür geöffnet hatte, war es ihr erst bewusst geworden, dass sie in einem Avarium stand, als er sie zu dem kleinen Käfig im Zentrum gezerrt hatte.
Wie die gefangene Maus, saß sie in der überdimensionalen Falle und nun öffnete sich die Tür abermals, durch welche Dawson zuletzt ihren erbärmlichen Versuch sich zu verstecken gefilmt hatte.
Mit ihrem eigenen Handy.
Sie konnte nur ahnen für Wen diese Aufnahme galt.
Denjenigen aber nun auf der Plattform stehen zu sehen, wie er auf sie herab blickte, ließ ihr schwindelig vor Augen werden.
Was sich hinter Owen's Stirn abspielte, vermochte sie auf die Entfernung nur erahnen. Doch es reichte, den grinsenden Dawson hinter ihm stehen zu sehen.
Es kamen nur Wortfetzen zu ihr herübergeweht, Owens Stimme war ruhig wie immer, doch die Besorgnis, die in ihr mitschwang, die war bis zu ihrem Verschlag zu hören.
Widerling...sage kein Wort...dortherausholen, sofort...
"Ich habe dich nicht darum gebeten, mir mitzuteilen, was du von mir hältst Grady, " gab Dawsons laute Stimme zur Antwort und sein Ausdruck war unnachgiebig.
Owen warf einen erneuten, kurzen Blick zu Claire, die ihre Arme um die Beine geschlungen hatte und zu ihnen resigniert herüber starrte.
Jede Faser seines Körpers wollte von der Plattform springen und sie aus diesem Käfig zerren, jedoch sein Gegenüber und dessen Schergen, die in der Tür standen, würden dieses Vorhaben stoppen, bevor es begonnen hatte.
Alles worauf er setzte war, dass sich Barry und Lowrey inzwischen in ihre Richtung vorzuarbeiten versuchten, er hoffte inständig, dass man sie nicht erwischt hatte und sie ihnen irgendwie helfen konnten, auch wenn er keine Ahnung hatte wie.
"Sie kommt daraus, sofort, oder ich werde garnichts tun..." meinte Owen fest.
Dawson hob spöttisch das kaum vorhandene Kinn.
"...ach jaaaa... was glaubst du eigentlich in welcher Position du bist, dass du hier die Regeln machst? Mir ist es doch egal, was mit deinem Piepmatz da unten passiert, sie diente lediglich dazu, dass du meiner Einladung folgst ..."
Owen räusperte sich und grinste nun, "...ja, und sie wollen doch nicht, dass ich ihrer Bestie zeige, wie man sich gegen das System stellt, oder...?" für einen kurzen Moment genoss er seine spärlich vorhandene Überlegenheit.
"Das wagst du nicht...", schnaufte Dawson wankelmütig, offensichtlich hatte er diese Option in seinem Plan nicht bedacht.
Er baute sich vor Owen auf, so gut es ihm aufgrund seiner etwas geringeren Körpergröße gelang und kam ihm noch näher als ohnehin schon.
"Lassen sie es doch drauf ankommen..."knirschte Owen zwischen den Zähnen hervor und wieder wanderte sein Blick zu Claire.
"Ich hasse dich Grady!" fauchte Dawson jetzt und stach mit dem dicken Finger in die Luft.
Es war wohl ein Zeichen gewesen, denn nun traten die beiden Trooper, die an der Tür gestanden hatten, ebenfalls auf die Plattform, packten Owen unsanft und stießen ihn nach draußen.
Claire hatte ihre Zähne so fest zusammengepresst, dass ihr Kiefer schmerzte, um ja keinen Laut von sich zu geben, als sie gesehen hatte, wie sie Owen weggezerrt hatten.
Sie wollte Dawson einfach nicht die Genugtuung schenken, sie damit auch noch getroffen zu haben.
Sie hatte nicht alles von dem Gespräch mit anhören können, doch ihr war klar, dass Owen sich bis zum letzten Augenblick wehren würde.
Eine Treppe wurde von der Aussichtsplattform herunter gelassen.
Gleichzeitig schob im oberen Teil der Kuppel, ein raffinierter Mechanismus, ein Trenngitter zwischen den Boden und die auf den oberen Aufsitzstangen befindlichen Flugsaurier, sodass es möglich war, sich völlig gefahrlos zu Claries Gefängnis zu bewegen, ohne Bekanntschaft mit einem der Urzeitvögel machen zu müssen.
Als sich das Gitter vollends geschlossen hatte, kam einer der Trooper die Treppe herunter und stapfte über das moosige Areal zu ihr herüber.
Geschäftig zerrte er, einem Gefängniswärter gleich, einen Schlüsselbund aus der Tarnhose und steckte einen kleinen Schlüssel in das Tor, dass den Käfig verriegelte.
Wortlos deutete er ihr mit einem Kopfnicken an, dass sie herauskommen sollte, was Claire zögerlich tat.
Ihre Beine waren nahzu gefühllos und so dauerte es eine Weile, bis sie sie wieder in vollem Umfang nutzen konnte.
Die ganze Nacht in dieser Kauerstellung zu verbringen, mit den kreischenden Geräuschen aus der Dunkelheit, hatte ihr nicht nur nervlich zugesetzt.
"Im Ernst...", meinte sie dann gereizt, " nicht mal jetzt haben sie ein Wort für mich übrig, Garcia?", sie hatte es als eine sonderbare Art Trumpf behalten, dass sie ihn wiedererkannt hatte und hoffte, vielleicht irgendeine Reaktion hervorzurufen, wenn sie ihn mit Namen ansprach, was allerdings Wunschdenken blieb.
Stumm und ohne jede Regung packte er sie so fest am Arm, dass es auf der Haut schmerzte und zerrte sie in Richtung Treppe.
Er zerrte sie so schnell hinauf, dass sie kaum mitkam und Claire wunderte sich, dass er es so eilig hatte, bis sie bemerkte, dass sich das Trenngitter wieder zu öffnen begann und die geflügelten Monster unruhig wurden.
"Das Ding mit so einem kurzen Zeitfenster zu versehen war aber nicht so clever..." bemerkte sie sarkastisch und wurde im selben Moment den langen Flur entlang gezerrt, durch den man sie in der Nacht ins Avarium gebracht hatte.
Vor einer unscheinbaren, weißen Tür am Ende des Ganges hielt er an und zückte erneut den Schlüsselbund.
Während er mit der anderen Claires dünnen Arm umklammert hielt.
Er steckte ihn ins Schloss und in diesem Moment kam Dawson den Flur herunter.
"Danke, ich mache das lieber selbst...der Fluchtreflex ist mir hier zu ausgeprägt." schnarrte er und fasste Claire in ihrem zerbrechlich wirkenden Nacken, als Garcia sie losließ.
Er drückte fest zu, doch Claire dachte nicht daran sich von ihm herunterbeugen zu lassen, was er mit stetigem Druck zu versuchen schien.
Sie presste nach wie vor ihre Zähne fest aufeinander und machte sich stocksteif.
"Glaub mir Zuckervögelchen, dein Widerstand wird kleiner, wenn du die nette Suite hier beziehst, die ich vorbereitet hab..." hauchte er ihr ins Ohr, so dass seine Worte sie kitzelten und es rief eine schlagartige Übelkeit in ihr hervor, die sie nur mit Mühe unterdrücken konnte.
Dann öffnete er die Tür und stieß sie mit einem kräftigen Stoß in den Rücken in den Raum und zog die Tür zu.
Das Letzte was sie bewusst wahrnahm, war das Geräusch des sich herumdrehenden Schlüssels, bis ihre Sinne auf die Person gelenkt wurden, die sich ebenfalls in dem Zimmer mit dem vergitterten Schachtfenster befand:
Owen.
Anamika verfluchte ihren nutzlos selbsttätigen Orientierungssinn, der sie wie einen unsichtbaren Magneten zu der Stätte gezogen hatte, zu der sie in den letzten Wochen so oft hingependelt war.
Die glänzende SIDEPROJEKT Anlage erschien vor ihr zwischen den großen Cebia Bäumen, deren Wurzelwerk fast so ausschweifend war, wie die unerreichbaren dreißig Meter hohen Kronen.
Wie ein Fremdkörper wirkte das hässliche, graue Gebäude zwischen all dem Grün.
Bevor Anamika auf diese Insel gekommen war, hatte sie niemals zuvor wahrgenommen, wieviele Facetten und Nucanen die Farbe: Grün überhaupt haben konnte.
Ihr Zuhause in Indien war so weit entfernt vom Dschungel gewesen, dass es ihr niemals in den Sinn gekommen war, sich dort auf Entdeckungsreise zu begeben.
Ebensowenig wie die Unternehmungen, die ihr Vater oft in den alten Wäldern Costa Ricas unternommen hatte.
Die nächsten hippen Schuhe zu haben, war ihr irgendwie wichtiger gewesen.
Dass all dies, mal so rasch an Priorität verlieren sollte, hatte sie erst begriffen, als man ihr durch einen Anruf erklärte, dass sie nun eine Vollwaise war.
Gedankenverloren drehte sie den Ring an ihrem Finger herum und versuchte sich eine Erinnerung vorzugaukeln, die sie in der Realität nie gehabt hatte:
Die an ihre Mutter.
Sie kannte nur die Fotos, die überall in dem lichtdurchfluteten Penthouse auf dem Dach des Masrani Gloabal Appartement Hauses, mit Blick auf die Statue des Juan Santamaría, hingen oder standen.
Und doch sah sie es, wie in einer echten Erinnerung, vor sich:
Anamika sah, wie ihre Mutter ihrem Vater diesen Ring an den Finger schob - ein merkwürdiges Verhalten ihres Gehirns, dass wohl die Wirkung von zuviel Dschungel auf ihren Geist hatte.
Sie schüttelte die abstrusen Gedanken fort und überlegte angestrengt, wie sie zwischen sich und diese Gottverdammte Anlage soviele Meter wie möglich bringen würde, denn sie wollte keineswegs hier mehr Zeit verbringen als nötig - oder gar gesehen werden.
Im selben Augenblick sah sie einige Meter entfernt, zwei Gestalten ebenfalls auf das Gebäude zugehen.
Die augenscheinlich ebenfalls nicht gesehen werden wollten, denn sie bewegten sich langsam und geduckt.
Anamika erkannte Barry und ihr schlechtes Gewissen kroch an ihr hoch, wie ein rasch wachsendes, alles überwucherndes Unkraut.
"Owen..." tröpfelte sein Name leise und voller Mitgefühl über Claires Lippen, als sie ihn sah. Er hob mühsam den Kopf in ihre Richtung und versuchte ein Lächeln.
Claires entsetztem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, waren einige der Schläge doch härter in seinem Gesicht gelandet, als er angenommen hatte.
Zu gerne hätte er sie in den Arm genommen, aber da ihn diese Idioten mit Handschellen wie einen Hund allen ernstes auf dem Boden an das Heizungsrohr gekettet hatten, blieb es bei dem Wunsch.
Es tat gut sie unversehrt zu sehen.
"... was haben sie mit dir gemacht...?" sie schlug sich die Hand vor den Mund und rutschte vor ihm auf die Knie zu ihm herüber und nahm vorsichtig sein Gesicht in die Hände.
Er hatte offensichtlich einen heftigen Schlag ins Gesicht bekommen, was ihm ein ordentliches Veilchen bescheren würde und an seinem Mundwinkel klebte Blut.
"Oh, was haben sie denn mit dir gemacht...?", sie strich ganz sachte mit dem Daumen über seine lädierte Lippe und er zuckte aufgrund des plötzlichen Schmerzes zurück.
Ganz behutsam drückte sie ihm einen Kuss auf.
Vorsichtig leckte sich Owen über die Lippen und versuchte ein Lächeln, " Wer hätte gedacht, dass deine Gegenwart für mich so gefährlich ist..." murmelte er und der Geschmack von Blut sammelte sich in seinem Mund.
"Haben sie dich geschlagen...?" fragte sie überflüssigerweise und ärgerte sich im selben Moment über ihre eigene Dämlichkeit
Das sieht man doch, du dummes Geschoss...irgendwann wird der Kerl sterben und es wird DEINE verdammte Schuld sein. Du machst nichts als Ärger!.
"Nein, ich bin die Treppe runtergefallen..." versuchte er zu Scherzen und änderte seine Sitzhaltung.
Anhand seinen schmerzverzerrten Gesichtes, konnte Claire erkennen, dass sie ihm nicht nur das Gesicht vermöbelt hatten.
Sie sah ihn versöhnlich an und biss sich auf die Unterlippe.
"Entschuldige...ich bin so durcheinander.."
"Wer kann es dir verdenken... sie haben dich in den Vogelkäfig gesperrt...Geht es dir gut?"
Er schob seine Hände ein kleines Stück um das Rohr herum, so dass seine Fingerspitzen ihre berühren konnten, weil sie die Hand auf dem Boden abgestützt hatte.
"Na besser als dir, denke ich... was soll denn das Ganze...?"
"Es war einer seiner Meinungsverstärker, der mich in die Mangel genommen hat, Dawson macht sich nicht selbst die Finger schmutzig. Sie wollen wissen wie ich die Raptoren geprägt habe. Als wäre ich ein Beipackzettel, oder sowas, dem Typ ist nicht im geringsten klar, dass dies keine Sache von ein paar Stunden ist, sondern Jahren..." murmelte er.
Clarie ließ resigniert die Schultern sinken.
"Es ist alles meine Schuld...wenn ich nicht weggelaufen wäre...", meinte sie und schluckte tapfer die Tränen hinunter.
"Tu mir einen Gefallen und hör auf darüber nachzudenken...denn es ändert nichts an dem Ist - Zustand...".
Seine Stimme war so warm und tröstlich wie immer, selbst wenn es so ausweglos war, wie in diesem Augenblick, war er in der Lage sie aufzumuntern.
Claire lächelte schief.
"Küss mich..."bat er und Claire beugte sich zu ihm herüber, vorsichtig berührte sie seine Lippen erneut und schmeckte sein Blut.
Ein eigenartiger Geschmack, den sie so nicht erwartet hätte.
Vorsichtig flüsterte er an ihren Lippen, " ... ich weiß nicht wer uns zuhört, also dachte ich ich nutze die Gelegenheit gleich doppelt..." jetzt fühlte sie sein Grinsen unter ihrem Kuss, den er sich gestohlen hatte, und fast tonlos sprach er weiter: "... Lowrey und Barry sind auf dem Weg hierher und ich hoffe sie bringen uns irgendwie hier raus..."
"Du hast doch einen Plan oder?", fragte Lowrey, den jetzt das erste Mal die Unsicherheit beschlich, seit er mit Barry auf dem immerfeuchten Waldboden liegend, das Gebäude bereits eine geraume Zeit im Auge behalten hatte.
Barry blickte zu ihm herüber und er wusste nicht, wie er es aufnehmen würde, wenn er ihm genau das Gegenteil unterbreitete:
Er hatte KEINEN!
Das Gebäude war umstellt von Troopern, die darum herum streiften, als würden die ein Ford Knox bewachen und er hatte nicht einen Ausgang ausmachen können, der nicht unter Beobachtung stand.
Lowrey warf einen Blick auf das GPS - Gerät, mit dem er vor kurzem noch Owens Handy Signal geortet hatte.
Es war verebbt, als sie hier angekommen waren und der letzte Punkt ruhte genau über dem Gebäude.
Barry fummelte die Zeichnung von Wu aus der Hosentasche.
Die kitzeligen Linien waren durch die feuchte Hitze nicht mehr allzugut zu erkennen, außerdem war das häufige Herausholen und Zusammenfalten des Papieres, ebenfalls nicht gerade förderlich für dessen Erhalt gewesen.
"Das ist doch der Punkt auf dem Plan....." vergewisserte er sich, ohne auf seine Frage einzugehen.
"Wenn ich eins lesen kann, dann jede verfluchte Karte von dieser Insel... was soll es denn sonst sein? Es gibt doch hoffentlich nicht noch mehr heimliche Labors. Es ist unfassbar, dass dies hier die ganze Zeit immer bloß als Urwald auf der Karte eingezeichnet war. Gott sei Dank habe ich Jahrelang genug auf dieses Ding gestarrt, um jeden noch so kleinen Fleck von der Insel zu kennen... aber dass bringt uns jetzt auch nicht wirklich weiter...", murrte Lowrey und steckte den GPS - Sender wieder in die Seitentasche seiner Hose.
Barry verzog das Gesicht, erhob sich und schlich gebückt ein Stück weiter vorwärts, um die Rückseite des Komplexes nocheinmal zu betrachten, als ihm die Glaskuppel bewusst ins Auge fiel.
"Das ist das Avarium..." schnaufte er und nahm den Repertierer hoch, um durch das Zielfernrohr besser sehen zu können. "Die haben vier Pteranodon da drin... soweit ich es erkennen kann..."
Er konnte hören, wie Lowrey neben ihm nach Luft schnappte. Die Invasion der Ur -Vögel auf der Main Street war ihm in sehr lebhafter Erinnerung geblieben.
"Vielleicht sind sie abgerichtet oder so..."
Barry blickte Lowrey vorwurfsvoll an.
"Die haben ein Erbsengehirn... wie willst du so was abrichten...?", meinte er spöttisch.
"Wir müssen näher ran... es wäre wirklich hilfreich, wenn ich aus Wus Zeichnung genauer herauslesen könnte, wo dieses verfluchte Labor ist..."
"Ich weiß wo es ist...", kam unvermittelt Anamikas dünne Stimme aus dem Dickhicht und nur vorsichtig näherte sie sich den Beiden.
Barrys strafender Blick lastete schwer auf ihr, als sie auf sie zu kam und sie wusste, er hatte allen Grund dazu.
"Das ist ja schön... hast du noch nicht genug?", meinte Barry und nahm das Gewehr auf.
Anamika wedelte abwehrend mit den Händen.
"Neinneinnein...ich bin nicht hier um.... ich..." stammelte sie los.
Barry trat auf sie zu: ". ..um...was? Es wieder mal schlimmer zu machen....?Darin bist du ja Expertin..." meinte er drohend.
"Was hast du mit Henry gemacht?" fragte sie und ihre Stimme klang fest.
"Was denkst du, was ich gemacht habe...? ", meinte Barry aufgebracht und der aufgestaute Ärger der letzten Wochen entlud sich mit einem Mal, ohne dass er es hätte verhindern können. Obwohl ihm bewusst war, dass hier weder Ort noch Zeitpunkt stimmten.
"Ihn irgendwo eingesperrt? Ihn verrotten lassen? Seine Freunde beklaut und verraten ?... Ach 'ne halt... das war ja dein Part... entschuldige! "
Anamika blickte schuldbewusst zu Boden.
"Es tut mir alles so leid... ich will nur wissen, ob es ihm gut geht... "
"Er ist auf jeden Fall in ärztlicher Betreuung... der wird schon wieder...", raunzte Barry ungehalten.
Lowrey, der die ganze Zeit unentwegt gestarrt hatte schien nun seine Sprache wiedergefunden zu haben: "Sie sind Masranis Tochter... -!"
Er schaute sie an, als wollte er es nicht glauben, dass die zarte Person vor ihm, eine große Mitschuld an dem ganzen Schlamassel hatte.
"Du merkst aber auch alles... " seufzte Barry und stellte nun die Waffe wieder auf den Boden.
In diesem Augenblick zerriss ein bekannter Jaullaut die angespannte Luft.
"T-Rex! " keuchte Barry fast tonlos und für einen Moment glaubte Lowery er würde ihm aus den Stiefeln kippen.
"... Ich dachte, der ist auf der anderen Seite der Insel in seinem Verschlag... gibt es noch einen? " fragte Lowrey angespannt und sah sich hektisch um. Doch bisher konnte er die alte Dame bloß lärmen hören.
"... Ich hab sie frei gelassen... "wisperte Anamika jetzt und wünschte sich nichts lieber, als im Erdboden versinken zu können.
Doch statt eines völlig verständlichen Wutausbruches, lachte Barry.
Er lachte bis ihm die Luft wegblieb und Lowery und Anamika um seinen Geisteszustand fürchteten.
"... herrlich... du kriegst es wirklich hin, jede noch so verschissene Lage noch mehr zu verkacken... was für ein Talent...schade, dass du es Keinem mehr zeigen kannst...! " mit diesen Worten ließ er sich mit einem Seufzer auf dem Boden nieder und legte die Waffe nun ganz ab, was Anamika und Lowery noch stutziger machte.
"Was soll das? " fragte Lowery nun berechtigt und stemmte die Arme in die Seiten.
Barry sah zu ihm auf, als habe Lowery das völlig Logische übersehen.
"Ich warte..."
"Worauf? " kam es gleichzeitig aus Anamikas und Lowreys Mund.
"Rexy... ich nehme an, sie ist hungrig... nur zu. Es hat doch alles keinen Sinn mehr...ich weiß nicht, wie ich dahin kommen soll, ohne das man mich abknallt... und hinter mir will ein T-Rex mich als Zwischenmahlzeit verdrücken... Es tut mir nur leid für Owen und Claire. Aber er ist ein cleveres Kerlchen, der wird sich schon zu helfen wissen... ich bin am Ende... "
Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, sauste Anamikas Hand völlig unerwartet in sein Gesicht und es gab ein schallendes Geräusch.
"Das ist nicht der Barry, den ich auf Isla Sorna mit zwei Raptoren habe arbeiten sehen!" keifte sie den völlig überraschten Barry an und reichte ihm die Hand.
"... Du wirst doch deinen Freund nicht im Stich lassen...! "
"Wenn Bäume dahinten umknicken und es ist kein Windhauch zu spüren, ist das kein gutes Zeichen, oder... ?" fragte Lowrey dazwischen und sein langer, dünner Finger wies auf die großen Plantanen rechts von ihnen.
" NEIN....! " ächtze Anamika, " lauft... !" mühsam zerrte sie den resignierten Barry auf die Füße und rannte los ihn hinter sich her ziehend in Richtung der Anlage, die vor ihnen lag".... lauft....!".
Lowery dicht auf ihren Fersen.
Wenn ihr eins vom ihrer ersten Begegnung mit Owen im Gedächtnis hängen geblieben war, dann das: Haut ab so schnell ihr könnt.
"Wir werden denen in die Arme laufen... " japste Lowrey und sprang über eine Wurzel auf dem Weg, hinter Anamika her, die Barrys Hand immernoch festhielt.
"... Ich habe hier eine ziemlich lange Zeit zugebracht, ich kenne sämtliche Wege.... Wir werden keinem in die Arme laufen! " keuchte sie ihm atemlos entgegen und bog kurz vor dem Gebäude um eine Biegung, hinter welcher es, für den Moment zumindest, keine T - Rex Gefahr mehr zu geben schien, denn sie sahen auf der Anhöhe das majestätische Tier auftauchen und brüllend in die Tiefe blicken.
Es rief einige Wachposten auf den Plan, die nun unruhig zusammenliefen.
Was die Drei in ihrer Beobachtungspostition gut sehen konnten.
"Mitkommen.."blaffte der grobschlächtige Trooper Owen an, als er ihm, nach dem Öffnen der Handschellen diese sogleich wieder hinter seinem Rücken verschlossen hatte.
Er hatte ihn hinaufgezerrt und Claire, die erschöpft an seiner Schulter gelehnt hatte, war unsanft zur Seite gekippt.
"Der Service hier lässt wirklich zu wünschen übrig..." murmelte Owen und ließ sich von dem Kerl mitziehen.
Jedoch nur bis zur Tür.
"Was ist.. ?Mitkommen, hab ich gesagt...?" polterte der Typ mit dem Stiernacken abermals. Er war dafür verantwortlich, dass sich Owens Rippen anfühlten wie ein zusammengewürftelter Haufen zerbrochener Äste und dass die Atemzüge in seinen Lungen brannten.
"Was ist mit ihr?" fragte Owen halbherzig.
"Sie nicht!", war seine wortkarge Antwort und er gab ihm einen Schubs in den Rücken damit er die Tür schließen konnte.
Als Owen durch die Tür verschwunden war, nahm Claire zum ersten Mal das Brüllen wahr, das durch den vergitterten Luftschacht von draußen zu vernehmen war.
Es fuhr ihr durch Mark und Bein.
Draußen war ein Tumult zu hören laute Stimmen die aufgeregt durcheinander sprachen und das Lärmen von hektisch angelassenen Fahrzeugen.
Das Brüllen, kam von weit her und es klang sehr kläglich. Doch es hatte scheinbar die ganze Station in Aufruhr versetzt.
"60 Zähne...." murmelte Claire vor sich hin.
Es würde ihr wohl nie wieder aus dem Kopf gehen, was Gray zu ihr gesagt hatte, als der Indominus auf der Main Street sein Wüten begonnen hatte.
Sie wollte garnicht darüber nachdenken, das keine 4 Meter von ihr entfernt eine Mini Ausgabe der Bestie im Begriff war, das Licht der Welt zu erblicken, wenn nicht ein Wunder geschah, dass dies Verhindern würde.
"Shhht..." drang plötzlich eine Stimme zu ihr nach unten.
Claire war sich nicht sicher, ob ihre Nerven ihr einen Streich spielten, doch dann hörte sie es wieder: "Shht...Claire...?"
Ganz sicher ist das ein Scherz, die Stimme ist die von Anamika.Du bist am Ende Claire. Egal ob sie es ist oder nicht, sie steckt mit all dem doch unter einer Decke. Einem verwirrten Wu kann man nicht trauen...
"Geht es dir gut?"
Ihr Kopf erschien am Gitter des Fensters.
Sie war verdreckt von Kopf bis Fuß und sie schien am ganzen Körper zu zittern .
Sie lag auf dem Boden und starrte durch das Gitterschachtfenster zu ihr hinunter, wie ein erschrecktes Eichhörnchen.
"Es ging mir schonmal besser... Der Service ist beschissen.." fluchte Claire und wollte sie nicht weiter anblicken.
Das Mädchen konnte froh sein, dass das Gitter sie voneinander trennte, bis Lowreys schnauzbärtiges Gesicht neben ihr erschien.
"Oh Claire... was haben sie mit ihnen gemacht?" murmelte er betroffen.
"Lowrey... wie kommen sie denn hierher?"
Claire hätte niemals gedacht, dass sie sie je über seine Anwesenheit derart freuen konnte. Auch wenn es überhaupt keinen Sinn ergab, warum in Anamikas Gegenwart.
"...lassen Sie uns lieber überlegen, wie wir sie hier heraus bekommen... haben sie Owen gesehen? " fragte er und begann fachmännisch das Gitter zu begutachten, um vielleicht irgendwelche Schrauben zu entdecken, die sich lösen ließen, um sie befreien zu können.
"Er war hier bei mir, aber sie haben ihn wieder mitgenommen... " erklärte sie und in ihr kroch Sorge um ihm hoch:
Was wenn er sich weigern würde?
Würden Sie ihn noch weiter zurichten?
Oder Dawson vielleicht sogar beenden, was ihm bisher nicht gelungen war?
"Sie haben ihn ins Labor gebracht, die Idominus Eier stehen kurz vor dem Schlupf... " sagte Anamika und diese Aussage aus ihrem Mund ließ Claire vor Wut zittern.
Auch wenn Henry ihnen glaubhaft versichert hatte, dass Anamika ihre eigenen Kämpfe zu führen hatte, so konnte Claire ihr nicht vergessen, in welche Lage sie alle gebracht hatte.
"Ich weiß welchen Weg wir nehmen können... ", meinte Anamika dann, als sie sich umsah und wendete sich wieder an Claire: "Ich mache es wieder richtig, Claire.... Versprochen... " mit diesen Worten wendete sie sich ab und die Beiden Andren ebenfalls.
Nicht ohne das Lowrey ihr noch einen letzten mitleidigen Blick zuwarf.
Claire war auch nicht sicher, ob die unterdrückten Tränen in Anamikas Gesicht sie tatsächlich milder Stimmen konnten.
Im Augenblick waren ihre Gedanken nur bei Owen.
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Why we really need a 2nd one! © Lina Schön OKTOBER 2015
RomanceClaire und Owen müssen erneut zusammenfinden, als wäre dass nicht schon schwierig genug, hat sich Owen außerdem in den Kopf gesetzt, den letzten überlebenden Velociraptor zu finden : Blue! Was sich allein schon dadurch schwierig gestaltet, dass InG...