Owen ließ ein unterdrücktes Stöhnen vernehmen, als sie sich unbeabsichtigt gegen seinen Arm quetschte, aber er erwiderte trotzdem ihre Umarmung.
Die Frau nahm sein Gesicht in die Hände und drückte ihm ein paar herzhafte Schmatzer auf die kratzige Wange.
Bis Owen sie leicht zurückdrängte.
"Mhmm... lass mich leben!", murmelte er und lachte.
"Gut das es so ist. Gott ich bin so froh dich zu sehen!", meinte sie und ihre Stimme klang für eine Frau ungewöhnlich tief.
"Ich bin Amber, hallo...", stellte sie sich dann Claire vor und schüttelte ihre Hand, an der sich ihre Finger inzwischen anfühlten, als wären es Eiszapfen. Sie schmerzten leicht, als Ambers kräftige Hand sie zusammenquetschte
Die Stricksocke!-!!
Große Hände scheinen da wohl in der Familie zu liegen! Autsch!
"Hi, Claire...", wisperte sie, und hatte das Gefühl, die Kälte hätte ihre Lippen eingefroren.
Amber hatte ein freundliches, leicht rundliches Gesicht und unternehmungslustige Augen. Sie funkelten genauso , wie die von Owen und schienen sogar eine ähnliche Farbe zu haben, soweit Clarie das im diffusen Licht der Laternen erkennen konnte.
Ehe sie weiter ins Grübeln geriet, hatte sie Ambers Patschehand in ihrem Rücken, die sie nun zum Van schob.
"Kommt, es ist wirklich ungemütlich hier..." meinte sie und machte einen großen Schritt über eine Schneeverwehung, "...vergessen, dass es auch kalte Regionen auf der Welt gibt..?", meinte sie spöttisch an ihrem Bruder hinaufsehend, der sie um mindestens einen Kopf überragte.
"Hm?" machte er fragend und schob das Gepäck in den Kofferraum, den Amber inzwischen geöffnet hatte.
Sie zupfte an seinem Pullover, "Jacken waren...aus?", meinte sie grinsend.
"Eh ja....", lachte Owen, warf einen Seitenblick zu Claire und ignorierte, dass die Minusgrade tatsächlich anfingen unangenehm zu werden.
Claire kroch in die wohlige Wärme des Fahrzeugs und als sie sich niederließ, fuhr sie postwendend erschreckt wieder in die Höhe.
Etwas unter ihrem Hintern hatte ein lautes Quietschgeräusch gemacht. Sie griff danach und zog ein Kinderspielzeug hervor.
Amber ließ ein schallendes Lachen hören.
"Oh...das tut mir leid. Das liegt noch von der Kleinen hier....", meinte sie und wies mit der Hand auf den Kindersitz, neben dem Claire sich nun platzierte.
"Ehem..", machte Claire und legte das Spielzeug neben sich, als habe sie eine Bombe in der Hand.
Als Owen neben seiner Schwester in den Wagen stieg und einen kurzen Blick zu ihr nach hinten warf, beschlich ihn das erste Mal das Gefühl, ob es eine Gute Idee gewesen war Claire direkt mit der vollen Breitseite Familie zu überfahren.
"Was macht der Arm...?", fragte Amber während sie den Wagen startete und aus der Parklücke ausscherte.
"Bestens...", meinte er.
"...ah...", machte Amber in eher mahnendem Tonfall, " das sieht sich die Krankenschwester gleich besser mal an..."
Owen seufzte leise.
"Ich hätte doch besser ein Hotel buchen sollen..", meinte er mürrisch. Er war sich erst jetz bewusst darüber , dass es nun möglicherweise gleich zwei Frauen geben würde, die ihn in die Schranken wiesen.Doch als der Van auf den Hof von Ambers Haus fuhr, war er froh dies nicht getan zu haben.
Es fühlte sich doch mehr wie ein zu Hause an, als er in die halb vertraute Umgebung stapfte, als er aus dem Wagen stieg.
Das er nicht so oft hier war, wie er es hätte sein sollen, stellte er fest, als er auf den Bildern im Interieur des Hauses erkennen musste, dass seine jüngste Nichte, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte, dem Krabbelalter deutlich entwachsen war.
"Sie schlafen schon alle...ich muss mal eben die Nachbarin anrufen, dass sie das Babyfon jetzt ausmachen kann...", meinte Amber halblaut, als sie sah wie Owens Blick an den Bildern hängenblieb.
Amber verschwand für wenige Minuten im Wohnzimmer, das an den Flur grenzte und Claire und Owen hörten, wie sie kurz am Telefon mit jemandem sprach. Dann kehrte sie zu ihnen zurück, das Telefon immernoch in der Hand.
"Gracie ist ja ganz schön gewachsen..."murmelte Owen nun und blieb an einem Foto der Jüngsten hängen.
"Das haben Kinder so an sich Owen...Wenn sie dich öfter sehen würden, bekämst du es auch mit", verteilte sie einen leichten Seitenhieb und schritt dann voran, in die gemütliche Wohnküche des Hauses.
Owen runzelte die Stirn und folgte ihr. Während Claire ein wenig hilflos, für einen Moment bei den Gepäckstücken im Flur verharrte, und leicht panisch versuchte, die Kinder auf den vielen Fotos, die die Wand zierten, zu zählen.
Wenn sie es recht ausmachte waren es drei.
Alles flachsblonde Mädchen. Im geschätzten Alter von zwei bis acht Jahren.
Eine puttiger als die Andere.
Mit Ringellöckchen!
Mal zu einer ordentlichen Frisur gebunden, mal wild - im offensichtlich elterlichen Garten - durchs Laub gezogen.
Gerade als sie ebenfalls in die Küche folgen wollte, erhaschte ihr Blick ein weiteres Bild, auf dem Owen zu sehen war.
Eines der Mädchen im Babyalter schien glücklich zu jauchzen, als er sie über seinen Kopf hielt. Beide strahlten in die Kamera.
"Soooo lange ist das auch noch nicht her..", versuchte er sich zu verteidigen.
"Über ein halbes Jahr ist für ein Kind eine Ewigkeit...", hörte sie Amber sagen und jetzt trat Claire in die Küche.
Owen zuckte die Schultern.
"Rose hat immerhin mit mir telefoniert vor ein paar Wochen...", meinte er verteidigend und lachte.
Er erinnerte sich an das Telefonat mit ihr über sein Handy, als er im Raptor Gehege gestanden hatte.
Er hatte ihr von Blue und den Anderen erzählt, nachdem sie bei Ihrer Mutter keine Ruhe gab, bis diese ihr endlich den Hörer reichte und die Fünfjährige hatte ihn gebeten, dass er das Telefon zu den Raptoren rüberhalten sollte, damit sie so mit ihnen sprechen konnte.
Wie er es tat.
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Why we really need a 2nd one! © Lina Schön OKTOBER 2015
RomanceClaire und Owen müssen erneut zusammenfinden, als wäre dass nicht schon schwierig genug, hat sich Owen außerdem in den Kopf gesetzt, den letzten überlebenden Velociraptor zu finden : Blue! Was sich allein schon dadurch schwierig gestaltet, dass InG...