Heute: Betreutes Trinken {15}

59 6 10
                                    

Nach dem langen Tag war ich abends ziemlich fertig und fiel todmüde in mein Bett. Doch egal wie schläfrig ich auch sein würde, jedes Mal beim Zubettgehen kreisten meine Gedanken um Niall. So ging das jeden Abend, bis ich dann meistens ziemlich spät und missmutig einschlief. Wenigstens war morgen Freitag.

Als ich am nächsten Morgen zur Schule kam erlebte ich, sowie alle anderen Schüler eine Überraschung. Ich sah schon aus einigen Meter Entfernung, dass es etwas Spannendes zu sehen gab, denn eine Traube an Schülern stand vor dem Eingang. Neugierig reckte ich meinen Kopf und sah, was alle betrachteten. Irgendjemand hatte die Schule besprayt und das sah zudem noch richtig scheiße aus. Manche Graffitis waren ja künstlerisch echt wertvoll doch mit diesem Mist konnte sich glaub ich auch der großzügigste Kunstlehrer nicht anfreunden. In hässlichem rot waren wüste Beschimpfungen gegenüber einigen Lehrern und der Schule an die Wand geschrieben worden. Unterstützt wurde die Botschaft noch mit einem riesigen Mittelfinger.

„Hey", sagte plötzlich eine Person hinter mir. Erstaunt drehte ich mich um und blickte in Jonahs braune Augen. „Oh hi", lächelte ich.

„Was für Assis das wohl schon wieder waren", meinte er grübelnd und betrachtete abschätzig die Schmierereien.

„Keine Ahnung, aber wenn die erwischt werden gibt's glaub ich richtig Ärger, das ist schließlich Vandalismus".

„So, geht bitte alle in eure Klassenzimmer, der Unterricht fängt bald an. Los, geht schon". Mr. Trevelyan kam die Treppen runtergespurtet und scheuchte uns mit Handbewegungen in die Schule. Genervt verdrehte ich meine Augen, so viel Überengagement konnte einfach nicht normal sein. Dieser Mann tat einfach alles um eine Chance auf die Position des Rektor zu haben. Also liefen Jonah und ich zusammen nach oben.

„Und wie lief deine letzte Schulwoche so? Irgendwelche weiteren Unfälle mit Hunden und matschigen Waldwegen?"

Wir waren inzwischen in der Schule angelangt und meine vier Freundinnen sahen mich mit großen Augen an, als ich anstatt gleich zu ihnen zu kommen mit Jonah durch die Schule spazierte. Aber ich mochte ihn irgendwie und fand es gut, dass er, als ziemlich beliebter Junge mit mir sprach. Ich kicherte, doch als ich meine letzte Woche Revue passieren ließ verging die Heiterkeit schnell.

„Naja, eher ein riesen großer Unfall mit einem Typ aber das erläutere ich jetzt mal lieber nicht."

Wir blieben vor dem schwarzen Brett stehen und stellten uns gegenüber voneinander.

Er kniff seine Augen zusammen und neigte seinen Kopf zur Seite. „Jemanden den ich kenne?"

Ich schüttelte den Kopf. „Ich hoffe für dich dass du ihn nicht kennst."

Hatte Tristan nicht über irgendwelche Gerüchte gesprochen, als ich bei unserer gemeinsamen Nachhausefahrt letzten Mittwoch ein paar Informationen über Niall entlocken wollte?

Jetzt wurde er ernst, der spielerische Ton in seinen Worten war verschwunden. „Geht es um Louis? War noch was wegen der Party?"

„Oh, nein, nein." So schnell wie die Antwort meine Lippen verlassen hatte schoss mir auch der Gedanke in den Kopf, dass es ja schon irgendwie was mit Louis zu tun hatte. Aber dann ja irgendwie auch wieder nicht, schließlich wollte er ja nicht, dass ich für diese Idee herangezogen wurde. Aber ich war ja nun mal eine heilige Jungfrau.

Ich merkte wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete und mir wurde wieder ganz schlecht. So konnte das nicht weitergehen, dass ich jedes Mal kurz vorm Heulen stand wenn ich an diese miese Aktion dachte. Ich sah flüchtig zu den anderen vieren und auch sie hatten bemerkt, dass ich mich grade nicht gut fühlte. Besorgt sahen sie mich an.

The Tommo WayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt