Erinnerungen {3}

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Ich hangelte meine Hand zu dem Griff meines Fensters und drehte den Griff so in Position dass ich das Fenster kippen konnte. Augenblicklich dröhnte das Geräusch des brummenden Motors zu mir nach oben und die Stimmen waren lauter zu vernehmen.

Doch ich konnte die Worte nicht verstehen, denn der Wind trug sie in eine andere Richtung.

Da die Laterne neben der Haustüre ein dämmriges Licht abgab, sobald die vier den Bewegungsmelder ausgelöst hatten, konnte ich wenigstens ihre Gesichter sehen.

Sie hatten sich alle kaum verändert, aber ihre Haut war durch die unvermeidbare heiße amerikanische Sonne gebräunt worden. Das schleichende Gefühl kam in mir auf, dass Emma und die vier da draußen nicht die einzigen waren die braungebrannt an die Schule zurückkehrten.

Ich musste wahrscheinlich als einzige weiterhin mit der Hautfarbe „Eierschale" vorliebnehmen.

Um die Gestalten herum verteilt, stand ihr Gepäck auf das sich, wie ich an den dunklen Haaren und der hageren Figur erkennen konnte, Zayn lässig abstützte.

Ich spürte, dass meine Backe, die ich ans kalte Fensterglas gepresst hatte um die Szene besser betrachten zu können, begann merkwürdig zu kribbeln, weshalb ich meinen Kopf von der Scheibe hob.

Als ich mein Fenster zudrückte, sah ich wie sich alle eine Zigarette ansteckten. Automatisch verdrehte ich die Augen und zog mit einen Ruck meinen Vorhang vors Fenster.

Ich hatte geung. Was beobachtete ich sie eigentlich? Grace so was macht man nicht.

Ohne Umschweife zog ich auch noch den Vorhang vor mein anderes Fenster und knipste meine Nachttischlampe an.

Jetzt waren sie wieder da. Alle vier. Und mich sollte das eigentlich nicht im geringsten interessieren.

Ich durchquerte mein Zimmer auf dem nicht bandagierten Bein hüpfend und ließ mich vor meinem Regal wieder.

Ich zog die unterste Schublade auf und holte mein altes Freundebuch hervor. Alle Müdigkeit und der Drang zu Schlafen waren auf einmal wie weggeblasen. Denn mein Kopf war voll mit lästigen Gedanken, die sich alle um Louis drehten.

Jetzt da ich ihn erspäht hatte, hatte mein Gehirn wieder eine neue Anregung bekommen mit was es sich stundenlang auseinandersetzen konnte.

Wieso musste ich auch so einen leichten Schlaf haben und wegen jedem auch noch so leisem Ruhestörer wie ein Stehaufmännchen aus meinem Bett fahren. Himmel war ich sensibel.

Genau diese Eigenschaft hatte Louis früher ziemlich gut auszunutzen gewusst und mir bei jeder Gelegenheit Streiche gespielt.

Ich bemerkte dass ich unbewusst meine Stirn gerunzelt hatte und mit bitterer Miene auf den Einband meines Pferde-Freundschaftsbuches starrte. Ich hatte nie verstanden wieso er sich auf einmal so von mir abgewandt hatte, schließlich hatte ich meine gesamte Kindheit mit ihm an meiner Seite durchlebt.

Aber dann, als wir nach der sechsten Klasse auf die neue Schule wechselten, schien er nichts mehr für mich übrig zu haben.

Es war einfach nicht mehr cool mit seiner Sandkastenfreundin abzuhängen und schließlich hatten wir beide neue Freunde auf der Hall Cross gefunden.

Ich weiß noch, wie ich anfangs immer geheult hatte, kaum war die Haustür hinter mir zugefallen und wie hilflos sich meine Eltern vorkamen.

Doch mit der Zeit kam ich darüber hinweg und ignorierte ihn in Zukunft so, wie er mich. Seitdem hatten wir nie wieder ein Wort miteinander gewechselt.

Ich schlug die erste Seite auf und blätterte gleich auf die Seite nach meinem eigenen Eintrag.

Wer sonst als Louis hätte schon die Ehre haben können als erster in mein neues Buch zu schreiben. Frech lachte mir der kleine Junge von dem eingeklebten Passfoto entgegen, das Gesicht mit rosa Eiscreme verschmiert.

The Tommo WayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt