Von Sidebitches und Evolutionsbremsen {16}

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„Alles in Ordnung Spätzchen?"

Meine Mom trat ein und stellte eine dampfende Tasse Tee auf mein Fensterbrett. Sie ließ die Rollläden nach unten und scannte meinen Fußboden. Ich wusste genau was sie gerade dachte.

„Ich räum auf wann ich will."

„Jaja", kam nur und sie lief wieder zur Tür. „Wollte nur sehen wie es dir geht. In letzter Zeit passiert bei dir ja ziemlich viel."

Ich holte tief Luft und rutschte wieder etwas nach oben, da ich in dem aufgebauten Berg aus Kissen zu versinken drohte.

„Ich hab die goldene Arschkarte." Mom lächelte und verschwand dann aus dem Zimmer.

Ich griff nach dem Tee. Vorsichtig setzte ich meine Lippen auf den Keramikrand und nippte an der weinroten Flüssigkeit. Noch viel zu heiß.

Ich durchsuchte mein Bett nach meinem Handy und öffnete ein Chatfenster. Ich hatte noch niemandem von den Geschehnissen erzählt außer meinen Eltern, was unumgänglich gewesen war. Ich fing an zu tippen doch dann drückte ich die ‚Delete'-Taste und löschte alle Zeichen aus dem Eingabefeld. Das konnte noch warten. Ich rief Facebook auf und checkte die App nach Neuigkeiten. Die Seite „News – Doncaster und Umgebung" hatte einen Artikel über das Graffiti an der Hall Cross geschrieben. Interessiert laß ich mir den Beitrag durch.

Die Identitäten der Täter sind noch unbekannt, doch wegen der wüsten Beschimpfungen gegen einen Teil der Lehrkräfte kann vermutet werden, dass es sich höchstwahrscheinlich um Schüler der Hall Cross Akademie handelt. In der nächsten Schulwoche wird der Rektor Konsequenzen ziehen und zusammen mit der Polizei Verfahren zur Ermittlung der Verbrecher einleiten. Den Verursachern drohen ein möglicher Aufenthalt in der Jugendstrafanstalt und hohe Bußgeldzahlungen.

Dass man die dafür Zuständigen einsperren würde konnte ich mir nicht vorstellen, das würde dem Ruf der Schule nur noch mehr schaden. Bestimmt waren das irgendwelche reichen Schnösel die einen Drang nach Rebellion verspürt hatten. Ihre Papis würden dafür schon blechen.

Das Gerät vibrierte. Mir wurde eine Festnetznummer angezeigt, die Vorwahl war die von Sprotbrough doch sie war mir nicht bekannt. Die Polizei war es auch nicht.

Ich hob ab und meldete mich mit meinem Namen.

„Hier ist Mrs. Jones, die Mutter von Adrian. Die Polizei hat mir deine Handynummer gegeben, da ich mich persönlich bedanken wollte. Du hast ihn gerettet!"

„Oh, hallo", meinte ich verwundert und stellte die Lautstärke hoch. Sie hatte eine ziemlich leise Stimme.

„Das war doch selbstverständlich. Wie geht's Adrian?"

„Sie haben seinen Magen ausgepumpt und halten seinen Kreislauf stabil. Mein armer, kleiner Junge, wieso musste es ausgerechnet ihn treffen", jammerte sie und ich verspürte riesiges Mitleid. Im Trösten war ich eine Niete, ich wusste nicht wie ich ihr Mut zusprechen sollte, also ließ ich es bleiben.

„Hören sie mal, ich hab das den Polizisten noch nicht erzählt, aber ich kenne die Typen die das waren, wir haben Kurse in der Schule gemeinsam."

Ich wusste nicht ob es schlau war, jetzt mit diesen Informationen rauszurücken, doch nun war es auch schon zu spät.

„Was? Wer ist es?"

Oh oh, was hatte ich jetzt bloß angerichtet. Ich stellte mir vor wie ein wütender Mob vor unserem Nachbarhaus auftauchte und Steine gegen die Fensterscheiben schmiss.

„Miss Armstrong, wie heißen diese Typen?"

„Louis Tomlinson und –". Doch weiter kam ich nicht.

The Tommo WayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt