7. Dezember

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Ich habe auch gestern nichts von Emil gehört. Warum schreibt er mir nicht? Ich werde ihn auf jeden Fall heute zur Rede stellen. Ich bin schon echt gespannt auf seine Entschuldigung.

Als ich den Klassenraum betrete, stockt mir der Atem. Ich fühle mich, als würde ich keine Luft mehr bekommen. Mein Herz scheint aufgehört zu haben zu schlagen. Ich fühle mich verraten, enttäuscht und sehr, sehr sauer.

Denn dort in der Klasse, in der letzten Reihe, sitzt kein geringerer als Emil. Und auf seinem Schoß die Klassenschlampe. Ihn am küssen. Wütend gehe ich auf die beiden zu.

"Es tut mir ja wirklich sehr leid, dass ich euch unterbrechen muss, aber WAS ZUR HÖLLE SOLL DAS?" Erschrocken blicken die beiden auf.

"Ich kann dir das..." Doch weiter kommt er nicht. "JA SICHER! NATÜRLICH KANNST DU DAS ERKLÄREN! SAG MAL FÜR WEN HÄLTST DU MICH EIGENTLICH? FÜR EIN OBJEKT, WAS MAN IMMER WENN MAN WILL AUSTAUSCHEN KANN ODER WAS? BIN ICH FÜR DICH NUR SO ZUM WARMHALTEN? BRAUCHST DIR NICHT DIE MÜHE MACHEN, ICH WILL DEINE "VERTEIDIGUNG" GAR NICHT ERST HÖREN!"

Voll von Adrenalin schnappe ich mir meine Tasche, die ich eben auf meinen Platz geworfen hatte und laufe aus dem Klassenraum. Ich kann heute nicht hier bleiben. Das will ich mir und den anderen nicht antun. Wer weiß, was dann noch passiert...

Als ich zu Hause ankomme, habe ich Glück. Meine Mutter ist einkaufen. Ich bin also alleine. Ich gehe hoch in mein Zimmer und falle auf das Bett. Dann fange ich an zu flennen. Das hätte ich niemals von Emil erwartet. Wie konnte er nur?

Ich dachte, jetzt könnte ich wieder ein normales Leben führen, doch anscheinend ist mir das vergönnt...

Ich weiß, was ich jetzt brauche. Ich greife unter mein Bett. Hole das Kästchen hervor. Die Klinge raus. Und tief in meinen Arm. Plötzlich wird mir schwarz vor Augen und ich kippe vorne über...


Zu spätWo Geschichten leben. Entdecke jetzt