9. Dezember

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Als ich wieder zu Bewusstsein komme, höre ich Stimmen. Stimmen, die ich niemandem zuordnen kann. Wo bin ich? Es riecht komisch. Nach Desinfektionsmittel...

Kann das sein? Natürlich. Muss doch. Ich bin im Krankenhaus. Obwohl ich wieder vollkommen bei Verstand bin, verstehe ich nur einzelne Wortfetzen aus dem Gespräch der Ärzte.

"War knapp...", "Ist wieder stabil...", und so Arztkram halt. Einer sagt, dass es knapp war... Wieso hätte ich nicht noch ein Stück tiefer schneiden können? Dann wäre ich jetzt tot. Das wäre doch eigentlich für alle von Vorteil.

Ich öffne langsam meine Augen und starre in zu ein paar Männern in weißem Kittel hoch.

Sie gucken mich alle an, was mich ziemlich beunruhigt. "Eileen, du hast eine ziemlich tiefe Schnittwunde am Arm. Wie konnte das passieren?"

Obwohl es sinnlos ist, zu lügen, tue ich es trotzdem. "Ich habe mich beim Kochen ausersehen geschnitten..."

Die Ärzte reden miteinander, als ob ich nicht da wäre. "Ihre Mutter meinte, sie lag blutüberströmt auf dem Boden und hat sich nicht bewegt." "Neben ihr lag wohl eine Rasierklinge..."

"OK Eileen, wir schicken dir einen anderen Arzt rein."

Mir ist klar, was das für ein anderer Arzt sein soll. Ein Psychiater.

Nach dem Gespräch mit ihm kam ich mir verarscht vor. Immer diese Fragen, warum ich das tue und dass es einen anderen Weg gibt...

Wieso sind diese Leute denn überhaupt Psychiater, wenn sie unsere Probleme im Endeffekt doch nicht verstehen?

Auf jeden Fall muss ich jetzt immer freitags da hin. Und ich kann morgen hier raus, wenn sich "mein Zustand nicht verschlechtert".

Meine Eltern waren den ganzen Tag nicht da, was mich aber auch nicht wirklich stört. Da sieht man mal wieder, wie viel ich anderen bedeute.

Nichts. Noch nicht mal meinen Eltern...





Zu spätWo Geschichten leben. Entdecke jetzt