15. November

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*Ring* *Ring* Telefon. "Ich gehe schon" Rufe ich die Treppe runter. Hauptsache irgendeine Aktivität an diesem sonst so trostlosen Sonntag.

"Hallo, hier ist Eileen?" "Hi. Ich bin's." Krasse Aussage. "Ja, ich bin's auch!" "Na du weißt schon. Emil." Oha. Wieso ruft der mich an? "Ehm... okay... Was gibt es?" "Nichts. Deshalb ruf ich an. Hab nichts zu tun." "Und jetzt?" "Hast du Lust, rüber zu kommen?"

Ich stockte. Was soll ich denn jetzt sagen? "Klar, warum nicht?" Ist das mein Ernst? Habe ich dem jetzt wirklich zugesagt? Na das kann ja was werden. Emil gibt mir noch kurz seine Adresse durch und meint, dass er mich in einer Stunde erwartet.

Ich gehe in mein Zimmer und setze mich vor den Spiegel. Jetzt hole ich meine Schminksachen heraus und fange an, mich dezent zu schminken. Nur ein wenig, nicht zu viel. Als ich fertig bin, betrachte ich mich. Was soll das eigentlich? Ich habe mich doch noch nie für einen Jungen geschminkt?!

~Bei Emil~

Er hat ein echt schönes Zimmer. Hellgrüne Wände und ein gemütlich aussehendes Bett. Worauf wir uns auch gleich setzen. Wir tun nicht viel, außer uns zu unterhalten.

Er hat zwei kleinere Schwestern. Die eine ist 14 und die andere 8. Seine Lieblingsfarbe ist grün. Er ist auf unsere Schule gekommen, weil seine Eltern bei einem Autounfall gestorben sind und er deshalb zu seiner Tante und seinem Onkel ziehen musste.

Trotzdem kommt er relativ gut mit dem ganzen klar. Warum zur Hölle krieg ich das nicht hin? Mein scheiß Leben endlich in den Griff kriegen. Dieser Junge verändert mich. Eigentlich sollte ich darüber gar nicht mehr nachdenken. Mein Entschluss steht fest. Ich werde mich umbringen.

Um 17:00 Uhr gehe ich schließlich nach Hause. Ich nehme mir meine Rasierklingen und drücke die Klinge tief in meinen linken Unterarm hinein. Ich liebe dieses Gefühl und alle Zweifel an meinem Selbstmord sind wie weggeblasen.

Zu spätWo Geschichten leben. Entdecke jetzt