Die nächsten Tage verbrachte ich mit Victoria und Beth. Nicht mehr lange und die Schule würde wieder anfangen. Unglaublich, dass ich schon bald mit der Schule fertig sein würde. Wie schnell die Zeit doch verging.
Victoria, Beth und ich saßen in einem Eiscafé und ich nippte an meinem Chai Latte. Er schmeckte süß, aber diesmal folgte kein bitterer Geschmack, was mich irgendwie beruhigte.
,,Seht mal, wer da kommt." Victoria deutete auf den Eingangsbereich.
,,Guck nicht so auffälig." ermahnte sie mich und prustete los.
,,Warum lachst du?" fragte Beth.
,,Es ist nur..." antwortete Victoria. ,,Ich kann Rona einfach nicht ausstehen. Seht sie euch an."
Ja, es war Rona, die hereinkam und ja, es war Grayson, der jetzt dicht hinter ihr gefolgt kam und seinen Arm um ihre Taille gelegt hatte.
,,Oh scheiße, ihn habe ich eben gerade noch gar nicht gesehen. Tut mir leid." entgegnete Beth und schaute mich dabei mitleidig an, so als würde sie ganz genau wissen, welchen Stich mir dieser Anblick versetzte.
Stumm beobachtete ich, wie Grayson und Rona auf eine kleine Nische in der hintersten Ecke zugingen und sich gegenüber Platz nahmen.
,,Scarlett, wenn du möchtest, können wir das Café auf der Stelle verlassen und was anderes machen," flüsterte Victoria, die das Geschehen ebenfalls beobachtete.
Ich sah, wie Rona ihre Ellbogen auf dem Tisch abstütze, ihr Kinn in ihre Hände legte und Grayson dabei verführerisch anlächelte. Beide waren in einem Gespräch verwickelt und ich hörte wie Grayson über etwas lachte, das sie gerade gesagt hatte. Dabei legte er seinen Kopf in den Nacken. Genauso wie ich es von ihm kannte.
,,Nicht nötig," antwortete ich trocken.
,,Wir könnten zum Beispiel zum Strand gehen." Beth sah mich mit ihren großen Augen an.
,,Ist schon okay," flüsterte ich und rührte mit dem Löffel in meinem Chai Latte rum. ,,Ich bin über ihn hinweg," log ich und versuchte zu lächeln. Dabei brachte ich nicht mehr als ein wehmütiges Lächeln zustande.
Ich konnte es einfach nicht lassen. Erneut wanderte mein Blick zu dem Tisch, an dem Grayson und Rona saßen, nur um mir einige Sekunden später mitanzusehen, wie sich Rona langsam nach vorne über den Tisch gebeugt und sich eine Haarsträhne um den Finger gewickelt hatte. Schmerzerfüllt schloss ich meine brennenden Lider.
,,Habt ihr das gesehen?" flüsterte Beth.
,,Ja, echt widerlich. Ich glaube, ich muss gleich kotzen," beschwerte sich Victoria.
,,Seht ihr nicht, wie sie ständig ihre Haare zurückwirft und mit den Wimpern klimpert?"
Ja, das tue ich, aber ich möchte es nicht sehen. Überhaupt, was mache ich noch hier?
Ein aufgesetztes Lachen erfüllte das ganze Café. Ihr Lachen. Ronas Lachen.
Was fanden die Typen überhaupt an ihr? Mit ihren künstlichen Wimpern und den Extensions war sie der größte Fake überhaupt. Ich verstand es einfach nicht.
,,Kommt, lass uns gehen. Ich glaube, es ist besser so," sagte Beth und winkte dem Kellner zu.
Wenige Sekunden später stand er auch schon vor unserem Tisch und tippte etwas in das Gerät ein, das er in seiner linken Hand hielt.
,,Das macht dann acht Dollar, bitte." Er fuhr sich durch die mittelbraunen Haare. Bildete ich es mir nur ein, oder war er tatsächlich nervös?
,,Gott ist der süß," flüsterte mir Beth zu. ,,Hast du seinen britischen Akzent gehört? Ich glaube, er ist nicht von hier."
Er sah nicht viel älter aus als wir. Vielleicht war er Anfang zwanzig.
,,Auf Wiedersehen, Ladies." Ein aufrichtiges Lächeln zierte sein Gesicht.
,,Auf Wiedersehen, Mr..." Beths Blick wanderte zu dem Namensschild, das auf seinem Hemd hing. ,,Hun-ter." Sie betonte jede einzelne Silbe. Und hatte sie ihm da gerade etwa zugezwinkert?
Der Kellner erwiderte ihren Blick, sah ihr meiner Meinung nach aber zu lange in die Augen, ehe er ihr den Beleg in die Hand drückte.
Als wir durch die Tür nach draußen ins Freie traten, schüttelte ich den Kopf und musste lachen. Beth war ja immer nur am Flirten.
Draußen herrschte ein Gewimmel von Leuten. Lauter Passanten, die es eilig hatten. Beinahe wurde ich von einer etwas älteren Dame mit grimmigem Gesichtsausdruck umgerempelt. Stand ich ihrer Meinung nach im Weg oder warum erntete ich so böse Blicke von ihr?
Wir liefen noch eine halbe Ewigkeit durch die Stadt.
,,Seht ihr diese Handtasche da?" Victoria blieb abrupt stehen und deutete auf das Schaufenster neben dem Reisebüro. ,,Die da drüben, meine ich."
Beth und ich folgten ihrem Zeigefinger mit unserem Blick.
,,Die muss ich haben," sagte sie entschlossen und lief auf den Laden zu.
Beth und ich sahen uns nur schulterzuckend an und warteten draußen.
Ich gehörte nicht zu der Sorte von Mädchen, die ständig shoppen war und immer dem neuesten Trend nachging. Ganz im Gegenteil. Kaum war ich in einem Geschäft, bekam ich nach einer halben Stunde Kopfschmerzen. Ich war nicht immun gegen Geschäfte. Vielleicht lag es aber auch einfach nur an dem grellen Licht oder vielleicht waren ja die Lüftungsanlagen kaputt.
,,Warm, nicht?" hörte ich Beth sagen.
,,Ja, sehr warm."
Wenige Minuten später kam Victoria mit einer Einkaufstüte und einem strahlenden Lächeln aus der Boutique. Gemeinsam machten wir uns auf dem Weg nach Hause.
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The mysterious one
Roman pour AdolescentsScarlett ist am Boden zerstört, denn ihr Freund Grayson, Quarterback der Footballmannschaft und bei allen beliebt, hat sie betrogen. Doch kaum erscheint plötzlich Dean auf der Bildfläche, scharren sich alle Mädchen um ihn. Wer ist der neue gutausse...