Kapitel 9

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Ich nahm noch schnell einen großen Schluck von meinem Café, ehe ich nach dem Autoschlüssel griff, der auf der Küchentheke lag. 

Oh nein, schon zehn vor acht, ich muss los, dachte ich und trat nach draußen in unseren Vorgarten. 

Ich ging auf die Garage zu. Wie immer lief ich über den Kies, anstatt über den Gehweg. Ich mochte das Geräusch der Kieselsteine. Dieses Knarzen unter meinen Füßen, das mir so vertraut vorkam.

 Ich stieg in meinen schwarzen Cabrio und fuhr davon.

Ich eilte über den Schulgang, um ja nicht zu spät zu kommen, aber als ich die Klasse betrat, waren alle- auch Mr Jordan bereits da.

So ein Mist.

,,Tut mir leid für die Verspätung," murmelte ich und kämpfte mich durch die Sitzreihen bis nach hinten. 

Neben Brian war noch ein Platz frei.

,,Scarlett Greenwich, richtig?" fragte mein Lehrer.

,,Ja, richtig," sagte ich und stolperte dabei über einen Rucksack. Oh man... 

,,Also schön," fuhr er fort, nachdem ich es mir auf meinem Sitzplatz bequem gemacht hatte.

,,Atmest du eigentlich immer so laut?" fragte mich plötzlich Brian und starrte mich dabei entgeistert an. 

Bitte, was?

Ich war wirklich aus der Puste, mein Atem ging schnell und unregelmäßig und mein Puls hämmerte wie wild.

,,Falls du es noch nicht bemerkt hast. Ich.bin.bis hierher.gerannt, okay?" sagte ich abfällig und  schnappte nach Luft.

Was dachte er sich eigentlich?

,,Hm, dann musst du wohl noch ein wenig an deiner Kondition arbeiten," sagte er und warf mir ein blödes Grinsen zu.

,,Nicht nötig, danke für den Tipp," flüsterte ich gereizt und warf ihm einen genervten Blick zu. 

Es war nicht so einfach, mit einer schweren Tasche zu laufen.

,,Oh, wir haben Besuch," hörte ich unseren Lehrer sagen. 

Erst jetzt sah ich, dass ein großer Typ unseres Alters an der Türschwelle stand.

,,Kommen Sie herein. Ich hab Sie bereits erwartet," sagte unser Lehrer mit überaus freundlicher Stimme.

 Ich brauchte nicht lange, um zu registrieren, wer da vor der Klasse stand. Mein Puls fing wieder an Alarm zu schlagen und mir wurde leicht schwindelig. 

Wie kann das sein? Warum ist er ausgerechnet hier bei uns gelandet, wo es doch so viele gibt?

Ich war so sehr aus der Fassung, dass ich glaubte, ich drohte  gleich zu ersticken. Das konnte einfach nicht wahr sein, es durfte nicht wahr sein. 

Grüne Augen, dunkelbraune Haare, grüne Augen, dunkelbraune Haare, Grandma, Fenster, Vorhang, Muskeln. 

Ich wurde panisch. Er war es.

Eindeutig!

 Auf einmal huschte sein Blick durch die Klasse. 

Hilfe!

Ich versuchte mich irgendwie hinter Kennedys Rücken zu verstecken, der vor mir saß, sodass mich der Neue nicht sehen konnte. Ich schloss meine Augen und betete, dass das alles nur ein fieser Traum war, aus dem ich gleich erwachen würde.

Oder auch nicht.

,,Mr Jordan, dürfte ich mal kurz auf die Toilette gehen?" hörte ich jemanden sagen.

The mysterious oneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt