Nach der Schule schaute ich bei meiner Grams vorbei. Als sie mich sah, drückte sie mir einen liebevollen Kuss auf die Wange.
,,Wurde auch mal wieder Zeit, dass du bei mir vorbeischaust," scherzte sie. ,,Wie geht es meiner lieben Scarlett?"
,,Den Umständen entsprechend recht gut und dir?"
,,Mir geht es gut, meine Liebe. Was sind das eigentlich für Flecken auf deinem Kleid?" In ihren Augen trat ein fragender Ausdruck.
Vielleicht hätte ich vorher nach Hause fahren und mich umziehen sollen.
,,Glaub mir Grams, das willst du lieber nicht wissen."
,,Oh doch, das will ich." Sie gab mir einen leichten Knuff in die Seite und lotste mich auch schon in die Stube.
Also erzählte ich ihr die Story mit dem Sandwich und sie kriegte sich nicht mehr ein vor Lachen.
Jaja, lach nur.
,,Das Schicksal meint es eben nicht gut mit mir."
,,Ach, weisst du was, Scarlett?" Sie sah mich mit großen Augen an. ,,Hätte ich mich damals nicht vor Derek blamiert, wäre ich ihm womöglich nie über dem Weg gelaufen. Dann hätte ich einen ganz besonderen Menschen verpasst."
Sofort wurde ich hellhörig. ,,Du hast dich vor Derek blamiert?"
,,Ja, ich kann mich noch genau daran erinnern." Sie lächelte warmherzig und blickte verträumt drein. ,,Es war unsere erste Begegnung."
,,Erzählst du mir davon?", fragte ich hoffnungsvoll.
Sie nickte. ,,Er war so ein toller Mann."
Schade, dass ich nie die Gelegenheit hatte, Derek kennenzulernen.
Sie schloss kurz ihre Augen, öffnete sie daraufhin wieder und eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel.
,,Denk jetzt bitte nicht, dass ich traurig bin, Scarlett." Mit dem Handrücken wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht.
,,Ich bin nur überglücklich, dass ich Derek begegnet bin und so eine schöne Zeit mit ihm erleben durfte. Das sind nur Freudetränen, meine Liebe. Nur Freudetränen." Sie lächelte und dann erzählte sie mir von ihrer ersten Begegnung mit Derek.
,,Als junge Frau habe ich in einer Schneiderei gearbeitet."
Das war mir neu.
,,Eines Nachmittags sollte ich zum Marktplatz gehen und einige Besorgungen machen. Ich kaufte Eier, Mehl und Milch und verstaute sie in dem Korb, den ich dabei hatte. Ich war schon spät dran, also rannte ich über den Marktplatz und entschied mich, eine Abkürzung zu nehmen. Da ich neu eingestellt und mitten in meiner Ausbildung war, durfte ich auf keinen Fall riskieren, meinen Job zu verlieren. Ich nahm also die Abkürzung, doch auf halbem Wege versperrte mir ein Zaun den Weg. Mit dem Korb auf dem Arm versuchte ich über den Zaun zu klettern. Leider missglückte mein Vorhaben. Oben angekommen, wollte ich gerade abspringen, als sich der Saum meines Rockes am Zaun verfing."
,,Was hast du dann gemacht, Grandma?"
,,Nun ja, ich kam nicht runter. Also schrie ich um Hilfe. Was blieb mir auch anderes übrig?"
Ich musste lachen, denn die Vorstellung, meine Grams hilferufend an einem Zaun hängen zu sehen, war ziemlich lustig.
,,Ich musste nicht lange warten und da sah ich ihn auch schon. Einen jungen, attraktiven Mann, der um die Ecke geschossen kam." Ihre Augen leuchteten.
,,Nicht bewegen. Ich hol Sie darunter, versicherte er mir und machte sich dran, zu mir nach oben zu klettern. Es dauerte nicht lange und da schaffte er es auch schon, den Saum meines Rockes zu befreien, nur dass ich dabei irgendwie ins Taumeln geriet. Er wollte mich gerade festhalten, da fielen wir beide zu Boden und ich landete direkt auf ihm. Ich weiß noch, wie er unter mir lag, sich eine Strähne aus dem Gesicht gepustet, mich grinsend gefragt hat, ob alles in Ordnung war und mir kurz darauf ein Gänseblümchen hinters Ohr gesteckt hat."

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The mysterious one
Teen FictionScarlett ist am Boden zerstört, denn ihr Freund Grayson, Quarterback der Footballmannschaft und bei allen beliebt, hat sie betrogen. Doch kaum erscheint plötzlich Dean auf der Bildfläche, scharren sich alle Mädchen um ihn. Wer ist der neue gutausse...