Die gesamte Fahrt über wechselten wir kein Wort miteinander. Man hörte nichts außer dem gewaltigen Motor und dem Fahrtwind. In der Stadt angekommen, machten wir ab und an an einer Ampel halt. Ich wollte schnellstmöglich zuhause sein, doch die Fahrt erschien mir wie eine Ewigkeit. Meine Augen brannten und meine Kehle schmerzte. Ich sehnte mich nach meinem Bett, welches der einzige Ort war, der mir Sicherheit und Wärme bot. Ich wollte mich unter der Bettdecke verkriechen, meinen Sorgen davonlaufen und alle Probleme vergessen. Ob ich Beth anrufen und ihr von dem heutigen Geschehnis berichten sollte? Ich entschied mich dagegen, denn zunächst musste ich allein sein. Ich brauchte Zeit, um das Chaos in meinem Kopf zu sortieren.
Wir bogen in meine Straße und kurze Zeit später verstummte der Motor. Ich stieg ab, sah zu Dean und versuchte gegen den Kloß in meinem Hals anzukämpfen. Einerseits wollte ich schnell weg, aber andererseits hoffte ich, dass er wenigstens versuchen würde, die Dinge wieder gerade zu biegen. Während der Fahrt hatte er sicherlich genug Zeit gehabt um nachzudenken. Ich nahm an, dass er sich bei mir entschuldigen würde, wenn ihm etwas an mir läge. Doch ich wartete vergeblich, denn er fuhr einfach davon. Unfähig mich zu bewegen, blieb ich wie angewurzelt in der Einfahrt stehen und blickte enttäuscht auf das immer kleiner werdende Motorrad. Er hatte sich nicht mal von mir verabschiedet. Als ich ins Haus trat und die Tür hinter mir schloss fühlte ich nichts außer Leere.
***
Es gibt Momente, in denen das Leben einen völlig überrascht. Es gibt Momente, in denen man seinen Kopf nicht frei kriegt und es gibt jene Momente, in denen man weder allein, noch mit anderen sein möchte. Ich hatte nicht die Kraft, den Anruf von Beth entgegenzunehmen, denn ich wusste, dass ich mich am Telefon nicht beherrschen könnte und schon in der ersten Sekunde in Tränen ausbrechen würde.
Ich betrachtete mein verschwommenes Spiegelbild und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Vorerst sollte ich es für mich behalten. Mitleid meiner Freunde war das letzte, was ich jetzt gebrauchen könnte, aber...vielleicht würde mich meine Grams verstehen. Allein ihre Stimme reichte aus, um mir ein kleines Stückchen heile Welt zu geben.
Mit einem Wattepad wischte ich die verschmierte Wimperntusche weg und wusch mein Gesicht mit kaltem Wasser, ehe ich in mein Zimmer ging und nach meinem Handy griff. Doch ich zögerte und hielt inne. Was, wenn Grams bereits schlief? Was, wenn sie Jack gerade eine Gutenachtgeschichte vorlas? Ich wollte Grams keineswegs stören und erst recht keine Sorgen bereiten. Also holte ich stattdessen die kleine Schachtel aus meinem Schrank hervor, streichte über den verzierten Deckel und musterte die Perlenkette, die sich in der schönen Schachtel befand. Ich sah das Lächeln meiner Grams und ihre lebensfreudigen Augen vor mir. Diese Perlenkette habe ich oft getragen, als ich noch eine junge Frau war. Eine junge und starke Frau. Grams war schon immer eine Kämpferin gewesen.
Als ich mich in mein Bett legte, schlief ich kurzerhand später ein. Dabei hielt ich die Perlenkette fest umschlossen.
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Liebe Leser, es tut mir leid, dass ich sehr lange nichts mehr geschrieben habe. Über mehrere Monate war ich nicht mehr auf Wattpad aktiv. Dies liegt daran, dass ich momentan sehr viel für die Oberstufe tun muss. Ich hoffe, ihr seid mir nicht allzu böse.
Ich wünsche euch allen ein erholsames Wochenende. <3<3<3
Eure JanaDolan
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The mysterious one
Teen FictionScarlett ist am Boden zerstört, denn ihr Freund Grayson, Quarterback der Footballmannschaft und bei allen beliebt, hat sie betrogen. Doch kaum erscheint plötzlich Dean auf der Bildfläche, scharren sich alle Mädchen um ihn. Wer ist der neue gutausse...