Kapitel 22b

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Dieser Moment, wenn man sich nach harter Arbeit oder körperlicher Anstrengung hinsetzt oder hinlegt. Den Körper entspannt und zur Ruhe kommen lässt. Sich der Puls wieder etwas verlangsamt. Wenn dann noch die warmen Sonnenstrahlen auf deiner Haut zu spüren sind, eine leichte Sommerbrise über deinen Körper streicht, das Rauschen der Wellen in deinen Ohren ein Lied singt, ist alles perfekt. Dann kann man sich wirklich nicht beklagen.

Während ich mit geschlossenen Augen und einem leichten Lächeln auf den Lippen auf einem Handtuch lag, spielte sich das Szenario von eben gerade erneut in meinem Kopf ab. Dean war wirklich ein guter Schwimmer. Ach, was sage ich denn da. Er war ein ausgezeichneter Schwimmer. Wenn es nach mir ginge, hätte ich ihm am liebsten eine Goldmedaille verabreicht. Scarlett Greenwich höchstpersönlich. Die Vorstellung entlockte mir ein Lächeln. Wie es aussieht habe ich seine Fähigkeiten wohl unterschätzt und meine...na ja, sagen wir mal...etwas überschätzt.

Etwas? neckte mich meine innere Stimme.

Ich richtete mich langsam auf bis ich auf meinem-entschuldige seinem...er hat sie ja mitgebracht- Handtuch saß und öffnete meine Augen. Er lag genau wie ich erschöpft auf einem der Handtücher. Wassertropfen schmückten seinen Körper und perlten langsam von ihm ab. Fast so, als ob sie einen Tanz vorführen würden. Seine Augen waren geschlossen und erst jetzt bemerkte ich, wie lang und dicht seine Wimpern waren. Er atmete gleichmäßig und so wie er da lag, sah er sehr friedlich aus. Langsam ließ ich meinen Blick über seinen Körper wandern und am liebsten hätte ich ihn berührt. Ich musste dem starken Drang widerstehen, ihm nicht mit meiner Hand über seiner ebenmäßigen Haut zu streichen.

Warum er solche Gefühle in mir hervorrief, war mir immernoch unklar. Warum fiel mir in seiner Anwesenheit kein guter Konterspruch ein, wenn er etwas Provokantes sagte? Warum blamierte ich mich ständig vor ihm? Warum konnte ich nur ihn wahrnehmen, wenn er in meiner Anwesenheit war? Ich hatte nicht mal gewusst, dass eine so starke Anziehung zu einer Person überhaupt existieren konnte. Ich meine, das man wirklich wehrlos ist und nichts dagegen tun kann. Auch wenn man alles versucht, ist es ausweglos, man bleibt wehrlos. Ich bin immer davon ausgegangen, dass dies nur in Büchern und in der Fantasie einiger Menschen möglich wäre. Ob er vielleicht genau so für mich empfand? Gut möglich, aber zu dem Zeitpunkt tendierte ich eher zu nein. Er verhaspelte sich nicht und errötete auch nicht, wenn er mit mir sprach. Sowas konnte nur mir passieren.

Ehe ich mich wieder hinlegte und meine Augen schloss, ließ ich meinen Blick umherwandern und nahm die wunderschöne Umgebung in mich auf. Als ich den Felsvorsprung erblickte, musste ich lächeln. Wie hatte ich ihn vorhin nur übersehen können?

Ich musste eingeschlafen sein, denn Regentropfen holten mich aus meinem Schlaf. Ich wagte es nicht, meine Augen zu öffnen. Ich wollte nicht, dass dichte Wolken, ein trüber Himmel und Regentropfen die Vorstellung eines perfekten Dates zerstörten. Ich rief also wieder das Bild eines blauen Himmels, zwitschernder Vögel, des schwankenden Fischerbootes und des weiten Meeres in mein Kopf. Na ja, mein Versuch missglückte, denn die kalten Regentropfen, die auf meinen Körper fielen, machten es mir unmöglich, diese Idylle vor meinem inneren Auge zu projizieren.

,,Dean, ich glaube, es regnet." 

,,Ach ja?"

Schlagartig öffnete ich meine Augen, denn ich hörte seine Stimme nicht neben mir. Nicht links von mir, auch nicht rechts von mir, sondern direkt über mir. Unvermittelt beschleunigte sich mein Herzschlag. Es hatte gar nicht angefangen zu regnen. Der Himmel war auch nicht trüb, nein. Dean befand sich nur direkt über mir, sodass er die Sonne von mir abschirmte und die Wassertropfen, die von seinem Körper abperlten, direkt auf meinen fielen.

,,Hey." Er sah mich an und seine Augen waren dunkler als sonst, was vermutlich daran lag, dass er mit dem Rücken Richtung Sonne gewandt war. Ich wollte sein ,Hey' erwidern, wirklich, aber mein Hals war trocken, meine Kehle wie zugeschnürt. Noch immer schlug mir mein Herz bis zum Hals. Also lächelte ich nur.

The mysterious oneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt