Kapitel 3

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Ich habe unseren Garten schon immer geliebt. Für mich war er der perfekte Rückzugsort. Lauter Blumen in den verschiedensten Farben. Wie sehr ich es genoß, wenn mir ihr Duft in die Nase stieg.

Einfach nur herrlich. 

Über mir hörte ich die Vögel zwitschern. Auf dem Rasen erstreckte sich ein kleiner, nicht allzu tiefer Teich. Die Bäume, Sträucher und Rosenbüsche spiegelten sich auf der Wasseroberfläche wider.

Als ich noch klein war, habe ich gemeinsam mit meinem Dad versucht, die Molche aus dem Teich einzufangen. Alleine hätte ich mich das nie getraut, weil ich Angst davor hatte, ins Wasser zu fallen. Aber bei meinem Dad fühlte ich mich sicher. Früher hat er in einer Firma gearbeitet, die ständig ihren Sitz gewechselt hat, sodass er ständig auf Geschäftsreise war.

Für mich war seine Heimkehr immer ein besonderer Moment gewesen. Er brachte mir jedes Mal Geschenke mit, aber es waren nicht die Geschenke auf die ich mich freute, sondern das Wiedersehen mit meinem Dad. Als meine Mom mit Jack schwanger wurde, wollte mein Dad für sie da sein und sie in jeder Hinsicht unterstützen. Aus diesem Grund war er nicht mehr so oft auf Geschäftsreise. 

Ich schaute gen Himmel. Er war strahlend blau, die Sonne aber war tief, denn es war noch früh am Morgen. Ich nippte an meinem Becher, Dampf stieg mir entgegen- und ich nahm einen Schluck. Der Kakao schmeckte süßlich, aber dann folgte ein bitterer Geschmack. Schlagartig stellte ich mir die Frage, ob es auch so mit der Liebe war. 

Ist zuerst alles süß und wunderbar und nach einer gewissen Zeit bitter? Folgt nach dem Guten immer das Schlechte? 

Ich dachte lange über diese Frage nach und kam zu dem Entschluss, dass anfangs zwischen Grayson und mir auch alles gut war. Wir hatten sehr viel Spaß, gemeinsam haben wir sehr schöne Momente erlebt und waren glücklich. Vielleicht hatte er ja zu viel von dem süßen Geschmack, genauso wie es ist, wenn man Schokolade isst. Erstmal hat man großen Appetit auf Schokolade, doch spätestens nach einer Tafel verschwindet  das Verlangen, weil es einem viel zu süß ist. Man sehnt sich nach einem Glas Wasser.

 War es so mit Grayson? Hatte er genug von unserer Beziehung gehabt, sodass er sich nach dem Glas Wasser sehnte? In diesem Fall war das Wasser ein anderes Mädchen, das er geküsst hat. Aber auch der Durst erlischt, denn nachdem man ein Glas Wasser trinkt, greift man wieder zur Schokolade. Er kam zu mir zurück und wollte es wieder gutmachen.

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Ich musste oft an Grayson denken. Jede verdammte Sekunde. Es tat höllisch weh. Das Bild, wie er ein anderes Mädchen vor meinen Augen küsst, wie er seine Arme um ihre Taille legt und sie ihre Arme um seinen Hals schlingt, verschwindet einfach nicht. Es hat sich tief in meinem Kopf eingenistet. 

 Um  einen klaren Kopf zu kriegen, entschied ich mich dazu, ein wenig Laufen zu gehen. 

Mir war warm, mein Top klebte am Rücken und ich hatte Durst. Und doch spürte ich ein Hochgefühl. Gerade hatte ich meine Bestzeit erreicht. Ich war ganze drei Kilometer gelaufen und das ohne Pause. 

Jetzt war ich aus der Puste. Begierig  griff ich nach meiner Wasserflasche und trank sie in einem Zug leer. Ich fühlte mich wie eine stinkende Socke. Das, was ich jetzt brauchte, war eine eiskalte Dusche. 

Zuhause warf ich meine schweißnassen Laufsachen in den Wäschekorb und kletterte in die Dusche. 

Ich warf meinen Kopf in den Nacken und ließ das angenehm kalte Wasser über meinen Kopf und meinen Körper fließen. Oh ja, das tut gut.

The mysterious oneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt