Kapitel 12

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PoV Michael

Die ersten zwei Tage waren wir zusammen geblieben. Wir haben es wirklich noch geschafft eine Stadt z finden und dort etwas zum überleben zu kaufen, ohne dass wir erkannt wurden, denn wahrscheinlich wurde schon in diesem Moment nach uns gesucht. Doch dann stritten sich Allessandro und Jacky das einzige Mädchen unter uns, weil sie nicht mit einem Vergewaltiger herum laufen wollte. Verständlich. Also ging von dem Punkt an jeder seinen eigenen Weg.

Ich versuchte erst mal neue Kleidung zu bekommen. So kam es, dass ich von da an eine schwarze Skinny Jeans mit Löchern und ein schwarzes Shirt, darüber eine graue Sweatshirtjacke trug. Dann kam der schwierigere Punkt. An Geld kommen. Andere würden jetzt sagen „Such dir doch einfach einen Job!" aber das war nicht so leicht, ohne erkannt zu werden, denn alle wollen irgendwelche Unterlagen über dich. Und in dem Moment kam mir die Idee mit der Waffe. Was hatte ich noch groß zu verlieren? Jetzt war doch sowieso alles egal. Seid neustem war es sowieso nicht meine Stärke über die Folgen meiner Taten nachzudenken.

Mit einem gefaketen Lächeln auf den Lippen betrat ich den Kiosk und sah mich dort unauffällig um. Die Waffe drückte mir leicht in den Bauch, da ich sie unter meinem Shirt versteckt hielt. Im Kiosk befand sich eine ca. 30 Jährige Frau mit ihrem Kind. Sie hatte kurze braune Haare, das kleine Mädchen dagegen lande, gelockte dunkelblonde Haare. Irgendwie erinnerte es mich an Ash. Ein alter griesgrämiger Mann und der Besitzer, ein schätzungsweise 37 Jähriger alleinstehender Mann, der aus sich sein Leben in seinen jungen Jahren versaut hat waren auch noch da. Hört sich irgendwie nach meiner Zukunft an.

Ich wartete bis die Mutter und ihr Kind den Laden verlassen hatten und ging dann mit schnellen Schritten und der Kapuze meiner Sweatshirtjacke weit im Gesicht zur Kasse. Dort blieb ich stehen und zog die Waffe, welche ich auf den Kioskbesitzer richtete. „Hände so das ich sie sehen kann!", schrie ich ohne die Waffe von ihm abzurichten. Sofort folgten er und der alte Mann meiner Anweisung. „So, und jetzt beide da rüber!", schrie ich weiterhin und zeigte mit einem Nicken, dass sie sich vor die Kühlschränke stellen sollten. „Okay, ganz ruhig, wir machen was sie wollen. Aber sie müssen wissen, dass man nach ihnen Suchen wird, egal ob sie uns erschießen oder nicht. Wieso gehen sie jetzt nicht ganz normal hier raus, zurück zu ihrer Freundin und leben ganz normal weiter. Wir werden die Polizei nicht informieren", versuchte der Besitzer mich zu beruhigen. Ohne einen Anflug von Selbstkontrolle drückte ich ab und ein lauter Schrei ertönte bevor er tot umfiel. „Ich habe keine Freundin."

„Hören sie, nehmen sie sich, was sie wollen, aber bitte lassen sie mich gehen. Ich habe doch sowieso nur noch die paar Jahre. Ich werde nicht gegen sie Aussagen", bettelte der Alte mich regelrecht an. Es war armseelig. „Wissen sie, ich war auch mal ein guter Mensch, aber dann wurde mein Vertrauen missbraucht. Hier sehen sie, was das mit einem anstellt. Ich glaube ihnen nicht." Noch einmal zog ich den Abzug und nach einem Schmerzensschrei war es still. Sein Kinn lag auf seiner Brust und das weiße Haar fiel ihm schlaff ins Gesicht. Seine Brille war auf den Boden gefallen und zersplittert. Direkt daneben der Kioskbesitzer in seinem hässlichen verwaschenen Jeanshemd und der weiten Khakihose. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen, da er halb hinter einem Regal mit Zeitungen lag.

„Alles Idioten." Schnell ging ich zur Kasse, nahm mir all das Geld, das darin war und verstaute es in den Jackentaschen des Kiosk Besitzers. Er hatte die schwarze Lederjacke einfach so hier liegen gelassen, da fühlte ich mich gezwungen sie mitzunehmen. Brauchte jetzt doch sowieso keiner mehr. Unter der Theke nahm ich ein paar Plastiktüten heraus und füllte sie mit so vielen Wasserflaschen und haltbarem Essen wie ich nur konnte. Von weitem hörte ich schon die Sirenen mehrerer Poliziwagen also durchsuchte ich den älteren Mann nach seinen Autoschlüsseln, welche ich schnell in seiner Jackentasche fand und rannte dann mit den Tüten zu dem schwarzen Impala.

Als ich mit quietschenden reifen um die nächste Ecke bog, konnte ich noch grade im Rückspiegel sehen wie der erste Wagen des AFP an dem Kiosk ankam und zwei schwer bewaffnete Beamte ausstiegen.

Mit einem selbstzufriedenen Lächeln auf den Lippen stellte ich den Rückspiegel wieder richtig ein und schaltete die Musikanlage ein. Leise ertönte der Anfang von The unvorgiven von Metallica. Mit einem noch breiteren Grinsen stellte ich lauter und gab noch ein bisschen mehr Gas. Der Mann hatte Geschmack, das musste man ihm lassen. Mit meinen Vorräten, die ich auf der Rückbank gelagert hatte, würde ich erst mal ein paar Wochen auskommen, wenn es hart auf hart kommen würde. Auf dem Beifahrersitz lag die Waffe, mit der ich jetzt schon vier Menschen getötet hatte. Das hieß ich hatte noch sechs Kugeln, die ich mir aufspaaren sollte. Eigentlich müssten mich jetzt Schuldgefühle plagen, doch so war es nicht. Wenn ich ehrlich bin, dann hatte ich sogar Spaß daran gehabt. Vielleicht war ich krank, aber selbst wenn es so war, dann konnte man nichts dran ändern also musste man damit klar kommen. Irgendwie gefiel mir mein Leben so wie es jetzt war. Niemand konnte mir mehr sagen was ich zutun hatte und das war es wonach ich mich immer gesehnt hatte. Mein bisheriges Leben hatte ich immer nach Vorschriften und Regeln gelegt. Ich war ein Gefangener dieser Gesellschaft, aber jetzt bin ich ausgebrochen... und es fühlte sich verdammt gut an.


das Ding mit der FreiheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt