Kapitel 14

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PoV Michael

Müde stieg ich aus dem schwarzen Impala aus. Hinter mir ließ ich die Tür zuschlagen und setzte mich mit einem Dosenbier in der Hand auf die Motorhaube. Mein Blick fiel in die Ferne. Ich hatte am Rand einer hohen Klippe geparkt und konnte von hier aus perfekt die nächste Stadt überblicken. Aus der Dunkelheit hoben sich die Lichter der kleinen Häuser hervor.

Mein Leben hatte sich in den letzten Tagen von Grund auf geändert. Ich meine aber nicht den Tag, an dem ich festgenommen wurde, nein, ich meinte seid dem Tag an dem ich Ashton god damn Irwin das erste Mal getroffen habe. Von diesem Tag an war ich nämlich nicht mehr der einsame kleine Junge mit den bunten Haaren, mit dem aber niemand was zutun haben wollte und der keine Chance auf eine bessere Zukunft hatte. Auf einmal hatte ich Hoffnung. Und die konnte mir niemand nehmen, schließlich trug ich sie immer noch in mir.

Eigentlich musste ich ihm danken. Ohne ihn wäre ich schließlich in diesem Moment immer noch einsam und alleine in meinem kleinen dunklen Zimmer und würde mein langweiliges Leben leben, so wie man es von mir erwartete. Doch nun war ich frei. Ich konnte tun, was ich wollte... doch den Teil hatten wir schon.

Mit einem Lächeln auf den Lippen schloss ich die Augen und schlief einfach ein.

Geblendet von der grellen Sonne wachte ich am nächsten Tag auf und erschrak erst einmal als ich vor mir nur diesen tiefen Abgrund sah, kriegte mich dann aber schnell ein. Mit einem Gähnen stand ich auf und warf die Bierdose einfach zur Seite, um mich dann wieder in den Wagen zu setzen. Während die Melodie von Highway to Hell aus den Lautsprechern dröhnte trat ich aufs Gas und schon ging meine Reise ohne Ziel weiter. Naja.. so ganz stimmte das gar nicht. Ich hatte ein Ziel. Im Prinzip. Ich musste halt nur noch raus finden wo mein Ziel wohnte. Es war gar nicht so einfach seinen Onkel ausfindig zu machen, den nicht einmal die Polizei verfolgen konnte. Dieses Problem mit Polizisten lag irgendwie in der Familie. Mein Opa wurde wegen Vergewaltigung gesucht und mein Oma wegen Mord. An meinem Opa. Bei meinem Onkel waren es eher viele kleine Betrügereien und falsche Identitäten, dazu konnte er noch ziemlich gut mit Computern umgehen. Das machte es natürlich nicht grade einfacher ihn zu finden, doch ich hatte Glück. In dem alten Notizbuch meiner Mom hatte ich seine richtige Nummer gefunden und diese sofort eingespeichert.

Es gibt nicht viel zu der Fahrt an diesem Tag zu sagen, denn es war eigentlich ziemlich langweilig.

Also nicht langweilig in dem Sinne, aber es gibt halt nicht viel darüber zu erzählen.

Diese Nacht schlief ich in einem kleinen heruntergekommenen Motel. Das Zimmer war klein und dreckig aber für mehr reichte das Geld im Moment nicht. Außerdem konnte ich mir zurzeit wirklich keine Aufmerksamkeit leisten und in fast jeder anderen Unterkunft in der Nähe würden beide Kriterien nicht erfüllen.

Das blaue Licht der Polizeisirenen spiegelte sich in meinen Augen wieder. So schnell ich konnte ging ich vom Fenster des kleinen Zimmers weg und kramte ich meine wichtigsten Sachen zusammen. Ich nahm die geladene Waffe von dem Nachttisch und behielt sie in meiner rechten Hand. Irgendwie gab mir das ein Gefühl von Sicherheit. Grade als ich die Tür öffnen wollte um mich nach draußen zu schleichen, stand dort ein emotionsloser Ashton vor mir. Seine Waffe war direkt auf mich gerichtet, links und rechts neben ihm Calum und Luke. „Waffe fallen lassen!", schrie er mich kalt an. Mit vor Schock weit aufgerissenen Augen folgte ich langsam seinen Anweisungen und schob die Waffe mit meinem Fuß zu ihnen, worauf Luke schnell danach griff. „Ash ich..." „Halt deinen verlogenen Mund! Weißt du was ich mir grade denke? Warum ich dich nicht einfach hier und jetzt erschieße. So wie du diese vier unschuldigen Menschen erschossen hast!", spuckte er mir entgegen während er immer wieder mit der Waffe auf mich zeigte, um zu zeigen, dass er es ernst meinte. Verletzt sah ich ihn an während mir einige Tränen die Wangen hinunter liefen. „Jetzt tu doch nicht so! Du hast keine Gefühle. Du bist ein Monster!" Und dann drückte er ab.

Schweißgebadet wachte ich mitten in der Nacht auf. Schwer atmend setzte ich mich auf und schaltete das Licht meiner Nachttischlampe ein. „Okay, ganz ruhig Michael! Es war nur... ein Traum", sagte ich immer wieder zu mir selbst um mich zu beruhigen. Okay, vielleicht sollte ich das zurück nehmen mit dem ‚keine Schuldgefühle'. Aber das komische war, dass ich tagsüber wirklich keine hatte. Nur in meinen Träumen holte mich alles wieder ein.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir das es kurz vor vier Uhr war, weshalb ich mit einem seufzen aufstand. Ich musste an diesem Tag schon früh los, da ich nicht am hellen Tag durch diese Stadt- wie auch immer sie hieß- fahren wollte. Es war einfach zu gefährlich. Außerdem wollte ich noch bevor es Dunkel werden würde bei Ian sein.

Es dauerte nicht wirklich lange bis ich fertig war, da ich sowieso nicht viel hatte was es zu packen gab und für mein Styling hatte ich noch nie lange gebraucht. Mit meiner zerrissenen Skinnyjeans und dem schwarzen Slayer Shirt bekleidet verließ ich mein Zimmer. Über meine Schulter hatte ich die graue Reisetasche, welche ich auf meiner bisherigen Reise ‚gefunden' hatte gehängt und die Waffe trug ich wie immer an meinem Hosenbund. Meine Lederjacke lag locker über der Tasche. Auf meinem Weg zum Parkplatz kramte ich schon mal den Autoschlüssel raus, sodass ich sofort einsteigen und losfahren konnte. Während ich mit quietschenden Reifen den Parkplatz verließ schmiss ich die Tasche mitsamt der Jacke auf den Rücksitz und legte den Revolver ins Handschuhfach.

Mit lauter Musik setzte ich meinen Weg durch die Dunkelheit fort..



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