Kapitel 16

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PoV Michael

Es waren zwei Wochen vergangen in denen ich mich immer nur versteckt hatte. Jeden Tag ein neues Motel, ein neues abgelegenes Dorf. Und das war auch gut so. Allerdings gingen mir so langsam meine Vorräte aus, also musste ich in die nächste Stadt fahren. Gut, eine Stadt war auch das nicht wirklich, aber man konnte dort einkaufen gehen.

Mit der Kapuze weit im Gesicht betrat ich das einzige Motel das es in Wyndham gab mit dem sehr kreativen Namen Wyndham Town Hotel. „Hi, wie kann ich ihnen helfen?", fragte eine Frau freundlich lächelnd als ich mich an die Rezeption stellte. „Ich hätte gern ein Zimmer für eine Nacht", murmelte ich ohne aufzusehen. „Gerne. Darf ich mal bitte ihren Ausweis sehen?" „Ähm ja klar." Aus meiner Tasche zog ich ein kleines schwarzes Lederportemonait raus und hielt ihr meinen gefaketen Ausweis hin. Einen Moment sah sie sich diesen prüfend an, sodass ich schon ein wenig nervös wurde sie könnte merken, dass dieser nicht echt war, doch dann lächelte sie leicht. „Gut, das wären dann 35Dollar." Ich legte ihr das Geld, das ich schon die ganze Zeit in der Hand hielt auf den Tresen. „Okay, hier sind ihre Schlüssel. Viel Spaß bei ihrem Aufenthalt hier. Wenn ich ihnen irgendwie helfen kann, sagen sie einfach bescheid!" „Hm, mach ich. Danke."

Schnell wendete ich mich von ihr ab und ging mit dem Schlüssle in der Hand zu meinem Zimmer. Dort angekommen schloss ich das Zimmer mit der Nummer 2 auf und ging zum Bett worauf ich die Tasche fallen ließ. Daraus nahm ich mir ein paar frische Boxer und ging dann ins Bad. Dort zog ich mich erst mal aus und ging dann aufs Klo, bevor ich mich unter die kalte Dusche stellte. Es war sowieso schon ein sehr warmer Tag, was irgendwie müde machte. Nach dem Duschen zog ich mir das neue paar Boxer und meine einzigen Anziehsachen an und ging dann wieder zurück in mein Zimmer um aus dem Schrank den Föhn zu holen, der zum Zimmer gehörte.

Als meine Haare endlich einigermaßen trocken waren zog ich meine Schuhe an, steckte mein Tastenhandy zurück in meine Tasche und verließ dann mit der Waffe unter meinem Shirt mein Zimmer. Mein erstes Ziel war ein kleiner Kiosk am Ende der Straße, der mir auf meinem Weg zum Motel aufgefallen war. Dort kaufte ich dann ein paar Flaschen Wasser und ein Paket Dosenbier. Dazu noch ein paar Tüten Chips und einen Fertigkuchen. Als ich alles zusammen hatte, ging ich zur Kasse und legt die Sachen dort zum bezahlen ab. Hinter dem Tresen hing ein kleiner Fernseher von der Decke in dem grade irgendein Filmtrailer zu sehen war. „Vertraue Niemandem... Hasse Jeden..." stand dort in Großbuchstaben. „Was ein Zufall", murmelte ich zu mir selbst und legte dann dem Kioskbesitzer, der mich verwirrt ansah das Geld hin. Diese vier Wörter waren zu meiner Lebenseinstellung geworden.

Seid ich von Ashton enttäuscht wurde verstand ich endlich was all diese Menschen meinten. Früher dachte ich immer, es wäre gar nicht möglich jeden zu hassen, doch schließlich musste ich mich doch vom Gegenteil überzeugen. Die Menschheit war verlogen und dumm. Und es wurde immer schlimmer. Diese Welt war so kalt. So falsch. Scheinbar glücklich. Doch hinter den Türen wurden die einen geschlagen, die anderen bedient. Die einen hungerten und saßen auf der Straße, die anderen bekamen grade ihr neues iPhone. Die einen waren allein und verlassen, die anderen wraen für alle zu gut. Die einen schlossen sich ein und weinten, weil sie dem ganzen Druck nicht mehr standhalten konnten, die Anderen machten ihre Mitmenschen runter und beschwerten sich über ihr ach so hartes Leben.

So dunkel. So perfekt. So normal. Doch was war normal? Wer bestimmte wer oder was normal war? Jeder war irgendwie anders. Wer war richtig und wer falsch? Der vor dem alle Angst hatten richtig, der nette und hilfsbereite falsch?

So unfair. So verlassen. Und gleichzeitig so voll. So glücklich. Ja, jeder war glücklich. Äußerlich. Und wenn dann doch jemand sagte, dass es ihm nicht so gut ging wurde er als emo bezeichnet. Wenn du dich geschnitten hast oder depressiv warst, galtest du als schwach und zu schlecht für diese Welt.

So unverständlich. So vernünftig. Und dann schminkten die Mädchen sich mit 10. Weil sie sonst nicht "schön genug" waren. Rauchte und trank mit 11. Weils doch cool war. Mit 12 gings dann mit der magersucht los, weil man immer fett genannt wurde und doch genauso gut wie die Leute in den Medien sein musste. Dann waren die meisten mit 14 keine Jungfrau mehr, weil man sonst als "zu cool für alle" galt.

Willkommen in unserer wunderbaren Welt!

Aber ich konnte das alles nicht mehr. Dauerhaft schlechte Noten, von den wichtigsten Menschen verlassen worden, von den eigenen Eltern gehasst.

Vielleicht war ich schwach, dumm. Aber dann war ich das halt. Wenigstens hatte ich die Kraft aus dieser Gesellschaft auszubrechen. Hatte den Mut anders zu sein. War das wirklich so schlecht? Weil wenn das so war, dann wollte ich nicht besser sein.

Mit zwei großen weißen Tüten verließ ich den Kiosk und ging in das gegenüberliegende Geschäft für Anziehsachen. Ich konnte schließlich nicht mein Leben lang das Selbe tragen. Nachdem ich schon den halben Laden durchsucht hatte fand ich endlich eine schwarze Skinnyjeans und ein blau weiß schwarz kariertes Hemd.

Nachdem ich bezahlt hatte ging ich wieder zurück auf mein Zimmer und räumte dort die Getränke in den Kühlschrank und verstaute die Chips und den Kuchen in einem kleinen Schrank. Dann zog ich mich schnell um und brachte meine Sachen in den Waschraum, den das Motel überraschungsweise besaß. Als ich alles in eine Maschine gestopft und diese an gemacht hatte, ging ich in das Hoteleigene Restaurant und bestellte mir dort einen Burger.

Und dort saß ich als gesuchter Mörder und aß meinen(köstlichen) Burger während ich in den Sonnenuntergang sah, derweil die wirklich guten Menschen sich den Arsch abarbeiteten. Ironie des Lebens nannte ich das. Zum Beispiel Menschen wie Ashton... 'tschuldigung Agent Irwin. Aber war er wirklich so ein guter Mensch? Rechtlich gesehen schon, das stand außer Frage, aber was war mit der Menschlichkeit in ihm? Er log täglich Menschen an und zerstörte ihnen ihr Leben. Genau so wie alle Anderen die ich kannte. Meine Mom zum Beispiel. Sie spielte jeden Tag die Rolle der perfekten Ehefrau und Mutter, dabei war sie doch auch nur noch unglücklich in dieser Ehe. Haben wir nicht alle diese Monster in uns, die ab und zu die Kontrolle übernehmen? Diese Dunkle Seite?

Müde schleppte ich mich den Flur zu meinem Zimmer entlang. Es war schon ziemlich spät, da ich noch lange in dem Restaurant gesessen hatte. Zudem konnte es sein, dass ich vielleicht etwas zu viel getrunken hatte. Vor meinem Zimmer angekommen kramte ich in meiner Hosentasche nach den Schlüsseln und ging dann mit einem Gähnen in mein Zimmer. Während ich mir die Schuhe abstreifte ließ ich den Schlüssel auf das kleine Regal im Eingang fallen und fuhr mir einmal mit den Händen durchs Gesicht um etwas besser zu sehen. „Hallo Michael."




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