Langsam drücke ich die Schiebetür zum Wohnzimmer auf, sofort höre ich Aubrey reden. Ich bleibe still stehen, weil ich weiß, dass Stacie gerade duscht und Beca draußen im Pool ist. Ich kann nicht hören, was sie sagt, aber bin inzwischen sicher, dass sie ein Handy haben muss. Ich habe einmal das komplette Haus durchsucht mit Stacie, aber nirgendwo eines gefunden. Als sie fertig ist, warte ich noch ein paar Sekunden, bevor ich die Tür komplett aufschiebe. Sie steht am Ende des Raumes und versteckt etwas hinter ihrem Rücken, nun bin ich 100 % sicher.
„Suchst du was?!" fragt sie kalt und schaut mich böse an.
„Um ehrlich zu sein... wollte ich mit dir reden. Hast du Zeit?"
Sie schaut mich ein paar Sekunden regungslos an und hebt dann ihren Zeigefinger, als Zeichen, dass ich warten soll. Sie dreht sich um und bewegt etwas, ich kann nicht erkennen, was genau sie macht. Dann dreht sie sich wieder um und kommt auf mich zu. Mein Atem stockt.
„Worüber willst du reden?" fragt sie dann und setzt sich auf den Barhocker am Küchentresen.
„Ich... naja das alles hier. Ich hab mich zwar schon ein paar mal entschuldigt, aber du scheinst nicht -"
„Ich unterbreche dich sofort Chloe! Der Grund warum ich dich am liebsten erwürgen würde ist nicht alleine der, dass du uns verraten hast. Viel mehr der, dass du Beca das Herz brechen und sie wahrscheinlich noch dazu bringen wirst, in den Knast zu gehen."
Mein Herz zerbricht bei ihrer Aussage. Beca und ich haben es vermieden, über diese Dinge zu reden. Ich lasse meinen Blick auf den Boden fallen, etwas, was ich sehr oft mache in Aubrey's nähe. Ich spüre ihren harten Blick auf mir.
„Ich wollte das nie. Sie verletzen."
Sie antwortet nicht und schaut mich weiter an. Dann steht sie plötzlich auf und kommt auf mich zu. Sie geht an mir vorbei und schiebt die Tür zu. Sofort gerate ich etwas in Panik.
„Weißt du, es würde alles ziemlich vereinfachen, wenn ich dich einfach hier und jetzt töte. Bis auf die Tatsache, dass Beca sich davon kaum erholen könnte. Die Dinge, die sie dir erzählt..." sie stoppt und blickt von mir weg aus dem Fenster, ich sehe die Tränen in ihren Augen. „...die hat sie mir nicht einmal erzählt, obwohl wir uns so lange kennen. Du scheinst wirklich an sie ran zu kommen."
Ich nicke zustimmend und warte darauf, dass sie fortfährt.
„Wie stellst du dir das vor? Du weißt, dass der Ort hier nur eine Kurzzeitlösung ist, oder?"„Aubrey ich weiß es nicht ok? Genau davor habe ich auch Angst. Wir haben das Thema vermieden und... ich wünschte es gäbe eine Lösung." Tränen laufen mir über die Wange, die ganzen Emotionen müssen endlich mal raus.
„Vielleicht sollten wir Beca dazu holen?!" fragt sie dann.
Ich nicke und sie verlässt den Raum. In Gedanken versunken gehe ich sofort zum Fenster, an den Fleck, wo Aubrey vorhin stand. Ich schaue heraus aufs Wasser, bis mein Blick auf die kleine Vase auf dem Schrank neben mir fällt. Dort steckt, so gerade eben sichtbar, ein Handy. Automatisch greife ich danach. Ich halte es in der Hand, während mein Kopf rast wie wild. Ich weiß alle Nummern auswendig. Aber was würde es bringen, irgendwo anzurufen, wenn ich nicht einmal weiß, wo wir sind. Ich schiele über meine Schulter und sehe, dass die Tür weiterhin zu ist. Meine Finger tippen automatisch auf dem Gerät, ich öffne einige Nachrichten. In der letzten Nachricht, die vor ein paar Sekunden angekommen ist, steht unser Ort, weiter noch die Orte an die wir anscheinend noch reisen sollen. Zu viele Informationen, die sicher nicht für mich bestimmt waren. Ich höre ein klicken hinter mir und bleibe still stehen. Meine Augen fliegen vom Handy in das Fenster vor mir. Im Spiegelbild kann ich Aubrey hinter mir sehen, mit einer Waffe auf mich gerichtet. Langsam nehme ich meine Hände über den Kopf, dabei lasse ich das Handy auf die Couch neben mich fallen. Mein Herz rast wie wild. Es wäre mehr als dumm, sich jetzt zu wehren, oder? Jeder Muskel in mir ist angespannt. Ich weiß, wo wir sind, es wäre möglich, aber Beca? Aubrey fasst mit einer Hand an mein Handgelenk, dann setzt alles in mir aus. Ich drehe mich blitzschnell um und schlage ihr dabei die Waffe aus der Hand. Sie schaut mich wütend an und will ausholen, da schubse ich sie nach hinten über den Couchtisch. Die Waffe liegt genau zwischen uns. Mit einem Satz springe ich darauf zu und kann sie noch vor ihr greifen. Ich feuere gerade, als sie meinen Arm zur Seite drückt. Der Schuss geht durch das Dach. Sie holt wieder aus und dieses mal bin ich zu langsam, um den Schlag in mein Gesicht abzufangen. Sie schlägt zwei mal hart zu, bis ich die Waffe fallen lasse und alle Kraft nutze, um uns herum zu rollen. Ich hänge nun über ihr und zögere nicht, auch ihr ein paar mal meine Faust ins Gesicht zu hauen. Plötzlich wickeln sich zwei Arme um meinen Körper. Ich bin weiter auf Aubrey fixiert, während ich von Beca nach hinten gezogen und gegen die Wand geworfen werde. Meine Atmung ist hektisch. Ich schaue in Beca's Augen und erst jetzt wird mir klar, was verdammt nochmal ich gerade gemacht habe. Sie schaut mich geschockt an, während Aubrey sich langsam aufrichtet, mit der Waffe in der Hand. Ich kneife die Augen zu und wische mit einer Hand das Blut weg, welches aus meiner Nase läuft.
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Special Treatment
AksiyonIn dieser Geschichte geht es um einen Undercover-Einsatz von Chloe und ihrem Team in einer gefährlichen kriminellen Organisation, der unter anderem Beca angehört. Die Geschichte ist aus der Sicht von Chloe geschrieben.